Mit Geldsäcken zu Trump
Milliardärs-Karikatur von »Washington Post« abgelehnt
Eine Karikaturistin will kritisieren, wie sich Milliardäre beim künftigen Präsidenten anbiedern. Der Entwurf wird abgelehnt.
Die US-amerikanische Karikaturistin und Pulitzer-Preisträgerin Ann Telnaes hat im Streit über eine ihrer Zeichnungen die »Washington Post« verlassen. Die Redaktion habe einen Entwurf abgelehnt, der unter anderem Mark Zuckerberg vom Facebook-Konzern Meta und Amazon-Gründer und »Washington Post«-Eigentümer Jeff Bezos mit prall gefüllten Geldsäcken und kniend am Fuße einer Statue des künftigen USA-Präsidenten Donald Trump zeigt, schreibt Ann Telnaes in einer Stellungnahme mit der Überschrift »Warum ich die Washington Post verlasse«. Sie habe damit kritisieren wollen, wie sich milliardenschwere Tech- und Medienchefs bemühen, sich bei Trump beliebt zu machen.
»Um es klar zu sagen: Es gab Fälle, in denen Skizzen abgelehnt oder Überarbeitungen verlangt wurden – aber nie wegen des Standpunkts, der im Kommentar der Karikatur enthalten ist. Das ist ein Wendepunkt... und gefährlich für eine freie Presse«, schrieb Ann Telnaes, die seit 2008 für die »Washington Post« arbeitete.
»Die Karikatur, die zurückgewiesen wurde, kritisiert die milliardenschweren Tech- und Medienmanager, die ihr Bestes tun, um sich beim designierten Präsidenten Trump beliebt zu machen«, schreibt Ann Telnaes. »Es gab in letzter Zeit mehrere Artikel über diese Männer mit lukrativen Regierungsverträgen und einem Interesse an der Abschaffung von Vorschriften, die ihren Weg nach Mar-a-Lago fanden. Zu der Gruppe in der Karikatur gehörten Mark Zuckerberg/Facebook & Meta Gründer und CEO, Sam Altman/AI CEO, Patrick Soon-Shiong/LA Times Herausgeber, die Walt Disney Company/ABC News und Jeff Bezos/Washington Post Eigentümer.«
»Um es klar zu sagen: Es gab Fälle, in denen Skizzen abgelehnt oder Überarbeitungen verlangt wurden, aber nie wegen des Standpunkts, der im Kommentar der Karikatur enthalten ist«, schreibt Ann Telnaes. »Das ist ein Wendepunkt... und gefährlich für eine freie Presse.«
David Shipley, Redakteur im Meinungsressort der Zeitung, widersprach der Darstellung von Ann Telnaes. »Nicht jedes redaktionelle Urteil ist Ausdruck einer bösartigen Macht«, erklärte Shipley in einer Stellungnahme, die der Deutschen Presse-Agentur in Washington vorlag. Er habe sich gegen die Karikatur entschieden, weil andere Kolumnen dasselbe Thema aufgriffen. Er habe Wiederholungen vermeiden wollen.
Die »Washington Post« gehört seit 2013 dem Multimilliardär Jeff Bezos. Dieser versicherte mehrmals, keine persönlichen Interessen bei der Zeitung zu verfolgen. Anlaß dafür war Kritik innerhalb der Redaktion und in der Leserschaft vor der Wahl im November an Bezos Entscheidung gegen eine bereits verfaßte Wahlempfehlung für Trumps Kontrahentin Kamala Harris.