Luxemburg25. Juli 2019

Autoland Nummer 1

Eurostat: Um Jahr 2017 waren in Luxemburg 670 Pkw pro 1.000 Einwohner registriert. Greenpeace fordert »Dekarbonisierung« des Verkehrs

Während sich die Regierungen jeglicher Couleur in Sonntagsreden für eine Stärkung der Eisenbahn und eine Erhöhung des Anteils der Schiene am Modal Split starkgemacht haben, und solche Lippenbekenntnisse auch bei grüner Regierungsbeteiligung abgeben, ist Luxemburg mit seinen verstopften Autobahnen und in den Ballungsräumen heillos überlasteten Straßen weiterhin Autoland Nummer 1 in EU-Europa. Mit 670 Autos pro 1.000 Einwohner habe das Großherzogtum im Jahr 2017 EU-weit »den höchsten Motorisierungsgrad« aufgewiesen, gab Eurostat bekannt. Im Vorjahr wurden erst 662 Pkw pro 1.000 Einwohner gezählt.

Die EU-Statistikbehörde schränkte aber ein, durch die hohe Zahl an in Luxemburg registrierten Dienstwagen, die grenzüberschreitend genutzt werden, könne das Ergebnis beeinflußt sein. Darüber hin­aus ist bekannt, daß Firmenwagen hierzulande angemeldet werden, ohne daß diese jemals in Luxemburg benutzt werden. Auf der anderen Seite ist jedoch ein Großteil der von den rund 186.000 Grenzgängern benutzten Fahrzeugen in Frankreich, Belgien und Deutschland registriert.

Italien belegt mit 625 angemeldeten Autos pro 1.000 Einwohner den zweiten Platz, danach folgen Finnland (617), Malta (613) und Zypern (609). Die Nachbarn Deutschland, Belgien und Frankreich belegen unter den 28 EU-Staaten die Plätze sieben, zwölf und 19. In Deutschland mit seinen rund 83 Millionen Einwohnern waren in absoluten Zahlen die meisten Pkw zu finden: 2017 waren dort 46,5 Millionen Personenfahrzeuge registriert, danach kommen Italien mit fast 38 Millionen (Angabe aus 2016) und Frankreich mit 32 Millionen. In Luxemburg waren 2017 bereits 403.282 Autos registriert, laut Eurostat waren das 40.000 mehr als im Jahr 2013, was demnach einer Steigerung um elf Prozent entspricht. Die wenigsten registrierten Pkw pro 1.000 Einwohner waren 2017 in Lettland (356), Ungarn (355) und Rumänien (261, Angabe aus 2015) zu finden.

In einigen EU-Ländern registrierte Eurostat von 2013 bis 2017 eine noch stärkere Zunahme bei der Anzahl der registrierten Pkw als in Luxemburg. Das größte Wachstum hatte demnach die Slowakei mit plus 18 Prozent, gefolgt von Portugal und Tschechien (beide 17%), Estland (15%), Malta und Ungarn (jeweils 14%).

Die Zahl der im Laufe des Jahres 2017 neu in Luxemburg angemeldeten Autos gibt Eurostat mit 52.775 an. Wie Frankreich gehört Luxemburg EU-weit zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an Pkw mit Dieselmotoren. Und nach Irland ist das Großherzogtum das EU-Land mit dem jüng­sten Fuhrpark: Fast ein Viertel der registrierten Pkw sind jünger als zwei Jahre.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat erst Anfang Juni vor dem Konferenzzentrum auf dem hauptstädtischen Kirchberg für eine »Dekarbonisierung« des Verkehrs in der EU protestiert. Mit einem Auto, das schräg im Boden zu stecken scheint, und einem Transparent mit der Aufschrift »Don’t crash the climate!« (»Zerstört das Klima nicht!«) appellierten die Greenpeace-Aktivisten an die Verkehrsminister der EU-Mitgliedstaaten, auf fossile Energieträger zu verzichten.

Die versammelten Ressortchefs wurden aufgefordert, sich endlich mit den zunehmenden gravierenden Auswirkungen zu befassen, die der Verkehrssektor in der EU auf den Klimawandel hat. Dazu bedürfe es in einem er­sten Schritt Verpflichtungen zum Umstieg auf abgasfreie Antriebe und ein konkretes Ausstiegsdatum für Pkw mit Verbrennungsmotor. Der Verkehr sei in der EU für 27 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Deshalb könne der Klimawandel nicht bekämpft werden, ohne den Verkehr in Angriff zu nehmen.

oe

Greenpeace-Protest für einen wirksameren Klimaschutz am 6. Juni 2019 auf dem Kirchberg
(Foto: EPA-EFE)