Ausland11. Juni 2019

Traumreisen verboten

USA verschärfen Blockade gegen Kuba. Havanna möchte sich nicht erpressen lassen

Als die Passagiere des Kreuzfahrtschiffs »Empress of the Seas« am Dienstag vergangener Woche nach einem Bummel durch Havanna wieder an Bord gingen, ahnten sie nicht, daß Washington seinen Bürgern solche Spaziergänge bereits verboten hatte. Am Vormittag hatte das Finanzministerium der USA weitere Restriktionen beschlossen, mit denen die seit 1962 gegen Kuba verhängte Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade nochmals verschärft wird. Seit Mittwoch vergangener Woche dürfen US-amerikanische Schiffe keinen kubanischen Hafen mehr anlaufen, USA-Bürger nicht einmal zu Studien- und Bildungstouren auf die Insel reisen.

Von den 877.000 Kreuzfahrttouristen, die im vergangenen Jahr in Havanna an Land gingen, kamen fast 39 Prozent aus den USA. Von Januar bis März dieses Jahres besuchten mehr als 257.000 USA-Bürger nicht kubanischer Herkunft die Insel, 55 Prozent von ihnen als Kreuzfahrtpassagiere. Das Verbot der USA-Kreuzfahrten ist für Restaurants, Taxifahrer und Andenkenverkäufer in der Altstadt Havannas ein schwerer Schlag. Die größten Verluste dürften jedoch die Reedereien haben, die ihren Kunden nun erklären müssen, warum aus der Traumreise nichts wird. MSC, Norwegian Cruise Line und Oceania Cruises ersetzen bevorstehende Kuba-Anläufe nun durch andere Ziele. »Dies betrifft fast 800.000 Buchungen, die derzeit geplant sind oder bereits durchgeführt werden«, teilte der Weltverband der Kreuzfahrtindustrie (CLIA) vergangene Woche in Washington, D. C. mit. »Wir sind sehr enttäuscht, daß US-amerikanische Kreuzfahrtschiffe nicht mehr nach Kuba dürfen«, erklärte der CLIA-Vorsitzende Adam Goldstein.

In den USA wird die Kritik an Trumps neuen Sanktionen gegen Kuba lauter. Der demokratische Senator Patrick Leahy verurteilte die Beschränkungen vergangene Woche im Plenum des Senats als »dumm« und »beschämend«. Es sei nicht zu bestreiten, daß die Maßnahmen vielen USA-Bürgern und »guten Menschen in Kuba« schaden werden. Leahy kündigte an, im Kongreß einen Gesetzentwurf mit der Bezeichnung »Freedom for Americans to Travel to Cuba Act« einzubringen. Auch eine aus Demokraten und Republikanern bestehende Kuba-Arbeitsgruppe im Kongreß kritisierte die neuen Einschränkungen. Die Sprecher der Gruppe erklärten in einer Mitteilung, daß die Reisebeschränkungen sowohl der nationalen Sicherheit als auch den wirtschaftlichen Interessen der USA zuwiderliefen. Sie sehen die Blockadestrategie als gescheitert und forderten eine Verbesserung der bilateralen Beziehungen, die »unendliche Möglichkeiten für beide Nationen und die gesamte Hemisphäre« eröffnen würde. Reisende aus den USA seien die »besten Botschafter«, um die Werte ihrer »großen Nation« zu verbreiten. Die Maßnahmen gefährdeten die Bemühungen, in Kuba »die Demokratie zu fördern«.

Als Vorwand für die neuen Sanktionen diente der Trump-Administration vor allem die Unterstützung Kubas für Venezuela, was die Regierung in Havanna in einer in der Parteizeitung »Granma« abgedruckten Erklärung scharf zurückwies. Die USA wollten Kuba dazu drängen, die »Überzeugungen und Prinzipien zu verraten, die die Außenpolitik der kubanischen Revolution immer begleitet haben«. Die Position Havannas dazu sei jedoch klar: »Die Solidarität Kubas mit dem verfassungsmäßigen Präsidenten Nicolás Maduro, der bolivarischen und chavistischen Revolution und der zivil-militärischen Einheit seines Volkes ist nicht verhandelbar.« An die USA-Regierung gerichtet schließt die vom kubanischen Außenministerium am vergangenen Mittwoch (Ortszeit) verbreitete Erklärung: »Kuba läßt sich weder einschüchtern noch von seinen wichtigsten und drängendsten Aufgaben zur Entwicklung unserer Wirtschaft und dem Aufbau des Sozialismus abbringen. Sie werden uns weder ersticken noch aufhalten können.«

Volker Hermsdorf

Ein im Hafen von Havanna liegendes Kreuzfahrtschiff (Foto: AP/dpa)