Aus den Betrieben12. Mai 2023

Post im Glück trotz »permanenter Krise«:

1,1% weniger Umsatz, 7,6% mehr Gewinn 2022

Generaldirektor Paul Strasser ist im Krankenschein, schaut sich aber die Dossiers an und »bringt seinen Input rein«, teilte der Post-Verwaltungsratspräsident Serge Allegrezza, bekannter aus seinem Hauptberuf als Statistik-Chef des Landes, gestern eingangs der Bilanzpressekonferenz mit im neuen 40 Millionen schweren Helix-Gebäude, dem neuen Post-Sitz am hauptstädtischen Bahnhofsplatz. Das war nun die letzte große Investition in ein Bauwerk, wobei das Gebäude in der Rue de Reims, wo die Direktion übergangsweise während dem Abriß und Neubau unterkam, gewinnbringend an die EU-Kommission vermietet ist. Über den Betrag schweigt des Sängers Höflichkeit, wir werden sehen, ob er in der Kommissionsbilanz 2023 sichtbar wird.

Serge Allegrezza zieht es vor, nicht mehr von »Multi-Krise«, sondern von »Perma-Krise« zu sprechen nach Corona, Lieferkettenproblemen, Inflation, Krieg in der Ukraine und der darauffolgenden Energiepreisexplosion, wobei er die wie selbstverständlich nicht auf die antirussischen Sanktionen zurückführt.

An Stelle des Generaldirektors stellte der beigeordnete Generaldirektor Peter Zimmer die Bilanz 2022 und den Abschluß der 5-Jahres-Strategie »Mir sin d‘Post« vor. Die Ziele der Kunden- und Mitarbeiter-Zufriedenheit seien erreicht, an der Rentabilität müsse weiter gearbeitet werden in der neuen 5-Jahres-Strategie, in der es auch um soziale Verantwortung gehe.

Der Umsatzverlust 2022 gehe vor allem auf den Einbruch des Asien-Logistikgeschäfts zurück, das in den Vorjahren stark zugelegt hatte. Mit neuen Zollregeln und Lieferproblemen ging dieser Markt zurück, aber das was die Post da gelernt habe, werde 2023 zu neuem Logistik-Geschäft aus der Großregion führen. Es sei da folglich kein dauerhafter Verlust eines Geschäftsbereichs entstanden, sondern neues Know-how.

Der Umsatzrückgang von 901 Millionen 2021 auf 892 Mio. 2022 verwandelt sich trotz nie erreichtem Invest von 171,7 Mio. (40 Mio. fürs Helix-Gebäude, 100 Mio. in 5G, Glasfaser und IT, wo 81 Prozent der Haushalte und Betriebe abgedeckt und 63 Prozent tatsächlich über alle Anbieter angeschlossen sind ans Glasfasernetz) nach 151 Mio. im Vorjahr, trotz Energiepreissprüngen und zwei Indextranchen in einen Nettogewinn von 30,9 Mio. nach dem Tiefpunkt bei 28,7 Mio. 2021. Gut, die drei Vorjahre lagen höher mit 33,4 Mio. 2018, 37,8 Mio. 2019 und 36,2 Mio. 2020, aber seither waren viele Kostensteigerungen zu schlucken.

Der Umstieg von Kupfer- auf Glasfaserleitungen hat den angenehmen Nebeneffekt, den Energieverbrauch auf 10% zu senken. 5-G-Antennen haben auch den Vorteil, je nach Bedarf die Leistung rauf- oder runterzufahren, was auch Energie spart. IT-Produkte verkauft die Post international über Partner – andere Telekom-Gesellschaften, zum Beispiel in Kanada, Afrika, Australien, Asien und demnächst auch in Lateinamerika. Es ist das als »POST Cyberforce« zwar 2022 erst ein Umsatz im zweistelligen Millionenbereich gewesen, aber da werden kräftige Zuwächse in den kommenden Jahren erwartet.

Für durchschnittlich 4.689 Mitarbeiter übers Jahr (71 weniger als 2021) fielen 347,4 Mio. Löhne und 44 Mio. Sozialbeiträge an, der Staat erhielt 8,9 Mio. Vermögens- und Einkommenssteuer sowie 34,5 Mio. Mehrwertsteuer. An 1.996 Zulieferer, von denen 63% im Land selbst sind, zahlte die Post 390,3 Mio. Der Gewinn geht in die Reserve als Rücklage für künftige Investitionen.

Der Telekom-Bereich, zu dem inzwischen die IT gehört, lieferte 7 Mio. Umsatz mehr ab (wobei das Festnetztelephon um 24% einbrach, die Mobiltelephonie um 4,2% - hier wurde 3G abgeschaltet, ohne daß irgendwer es bemerkte – und die Informationstechnologie um 7,8% zulegte) wie auch die Filialen, während der Finanzbereich CCPL gar 8 Mio. mehr ablieferte, wovon 1,4 Mio. von den eingeführten Gebühren stammen, der Rest vom Wegfall der Negativzinsen und der Rückkehr positiver Zinsen auf Einlagen bei der Zentralbank.

Es ist nicht geplant die Gebühren, die höher liegen als jene der Sparkasse, zu reduzieren, wenn wie erwartet die Zinsen übers Jahr weiter steigen. Es sei mit Post-Karten immerhin möglich, an jedem Bankomaten, egal von wem er ist, kostenlos Bargeld abzuheben hierzulande und es erhalte auch jeder, auch jeder neugegründete Betrieb, ein CCPL-Konto, was bei anderen Banken keinesfalls mehr so gehandhabt wird.

Mit den Gebühren wurden die schlafenden Kunden vertrieben, wobei das mehr waren als der Rückgang von 7 Prozent, weil übers Jahr auch neue hinzukamen, was sich in +19% auf Eboo, dem Internet-Bankingsystem der Post ausdrückt. 96% der Operationen erfolgten 2022 dort, nämlich 20,2 Mio. gegenüber 0,5 am Schalter und 0,4 Mio. auf Papier.

Die traditionelle Brief- und Paketpost mit der Logistik aber brach um 32 Millionen ein, obwohl es der Post gelang gegen den internationalen Trend die Paketzustellung von 7,1 auf 7,2 Mio. zu steigern. Es besteht die Absicht, sich bei der nächsten Ausschreibung des Universaldienstes wieder zu bewerben.