Ausland15. September 2021

Weniger als Null

Ein Teil der großen Unternehmen in den USA zahlt keine Steuern mehr

von Mark Gruenberg, People’s World, New York

Immerhin 55 der größten Unternehmen in den USA zahlten im Jahr 2020 zusammen weniger als Null US-Dollar an Einkommenssteuern auf Bundesebene – das schreiben Matthew Gardner und Steve Wamhoff in einem Bericht für das »Institute on Taxation and Economic Policy« (ITEP). Dank früherer Steuererleichterungen – einschließlich der von Trump beschlossenen – erhielten die Unternehmen in diesem Jahr zusammen 3,5 Milliarden Dollar an Steuererstattungen. Und 26 der 55 konnten seit der Verabschiedung der Trump-Steuersenkung durch den Kongreß im Jahr 2017 die Zahlung von Steuern vermeiden.

Die Steuervermeider kommen aus verschiedenen Branchen und haben im Jahr 2020 zusammen fast 40,5 Milliarden Dollar an Einkommen vor Steuern erzielt, so Gardner und Wamhoff. Sie stützen sich bei ihren Aussagen auf die Finanzberichte der Firmen selbst. »Der gesetzliche Bundessteuersatz für Unternehmensgewinne beträgt 21 Prozent (…). Bei Anwendung des Steuersatzes auf diese Einkünfte wären 8,5 Milliarden Dollar an den Fiskus geflossen«, schreiben Gardner und Wamhoff. Stattdessen hätten sie in der Summe Rückerstattungen erhalten.

Zu den 26 Unternehmen, die in allen drei Jahren keine Steuern zahlten, gehören das notorisch gewerkschaftsfeindliche Unternehmen FedEx sowie Nike, Duke Energy, Dish Network und Archer Daniels Midland (ADM), der Agrarriese aus Illinois. ADM erhielt eine Rückerstattung von 2 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 2,13 Milliarden Dollar. FedEx erhielt 877 Millionen Dollar zurück, was 12, Prozent seiner 6,877 Milliarden Dollar Einnahmen in denselben drei Jahren entspricht. Nike erhielt 741 Millionen Dollar zurück, das sind 18 Prozent der Einnahmen des Unternehmens in den Jahren von 2018 bis 2020, die sich auf 4,1 Milliarden US-Dollar beliefen.

Nike steht auch auf der vom Gewerkschaftsverband AFL-CIO veröffentlichten Liste der hoch bezahlten CEOs (»Executive Paywatch Annual Report«). Demnach erhielt Nike-Chef John Donahoe II im vergangenen Jahr 53,5 Millionen Dollar, den größten Teil davon (46 Millionen) in Form von Aktien und Optionen. Donahoes Vergütung betrug damit das 1.935-fache des mittleren Einkommens (Medianlohn) der Nike-Beschäftigten.

Der Leiter der »Poor People‘s Campaign«, Pastor William Barber II, betonte, daß 84 Prozent der mit dem »CARES Act« – dem ersten Gesetz zur Rettung der Wirtschaft während der Coronapandemie – beschlossenen Maßnahmen den Unternehmen zugutekommen. Es wurde in Kraft gesetzt, als Donald Trump noch im Weißen Haus saß.

Die Nichtzahlung von Steuern durch große Unternehmen ist jedoch nicht allein die Schuld Trumps, wie Gardner und Wamhoff feststellen. Seine Steuersenkungen haben ihren Gewinn nur noch weiter vergrößert. »Seit Jahrzehnten haben die größten und profitabelsten USA-Unternehmen Wege gefunden, ihre Gewinne vor der Einkommenssteuer zu schützen«, so die beiden Analysten. Die Steuervermeidung durch Unternehmen reicht zurück bis zur Steuersenkung unter Präsident Ronald Reagan im Jahr 1981. Diese wurde von »Republikanern« und »Demokraten« unterstützt.

Treehouse Foods, ein Hersteller von Eigenmarken-Lebensmitteln mit Hauptsitz in Oak Brook, Illinois, hat laut der ITEP-Studie eine Art Rekord aufgestellt. Das bekannteste Produkt von Treehouse sind Del-Monte-Suppen. Laut der ITEP-Studie erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2020 einen Umsatz von 8 Millionen Dollar und erhielt eine Rückzahlung im Umfang von 96 Millionen Dollar, was einem effektiven Körperschaftssteuersatz von -1.167 Prozent entspricht.

Die größte Steuerrückzahlung im Jahr 2020 ging an Danaher, einen in Washington D.C. ansässigen Hersteller von medizinischen und biowissenschaftlichen Produkten. Er erhielt 321 Millionen Dollar zurück, was 20 Prozent seiner Einnahmen von 1,58 Milliarden Dollar entspricht.

Einem Wikipedia-Eintrag ist zu entnehmen, daß Danaher im Jahr 2020 von Trumps »Food and Drug Administration« den Auftrag erhielt, einen Schnelltest für das Corona-Virus herzustellen. Weder in den Nachrichten noch in den Datenbanken der Bundesbehörden wurde der Wert des Vertrags vom März 2020 bekannt gegeben.

Das größte Unternehmen, das im vergangenen Jahr einen Rabatt erhielt, war Charter Communications, das einen Umsatz von 3,68 Milliarden Dollar erwirtschaftete. Es erhielt 7 Millionen Dollar von der Steuerbehörde zurück. Charter war eines der 55 Unternehmen, die eine Steuererleichterung für Aktienoptionen von Führungskräften in Anspruch genommen haben, um ihre Einkommenssteuerschuld zu senken, heißt es in der Studie.

 

Übersetzt und bearbeitet von Lars Mörking