Leitartikel26. Februar 2020

Arbeitslosigkeit, was tun?

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Auch wenn die Zahl an Lohnabhängigen in den letzten Jahren weiter stieg und Ende des letzten Monats mehr als 470.000 Erwerbstätige in Luxemburg beschäftigt waren, davon mehr als 200.000 Grenzgänger, waren Ende Januar bei der ADEM nach wie vor fast doppelt so viele Arbeitsuchende eingeschrieben wie vor 12 Jahren. Im Vergleich zum Jahr 2000, als Luxemburg 4.500 Arbeitsuchende zählte, waren es deren sogar rund dreieinhalb Mal mehr. Dass die Regierenden das Geschwür Arbeitslosigkeit nicht im Griff haben, sieht man daran, dass im Vergleich zu Januar 2019 die Zahl der Arbeitssuchenden wieder um 8,7 Prozent gewachsen ist.
Nahezu 7.000 aller 16.476 Ende des letzten Monats registrierten Erwerbslosen sind älter als 45, weisen vielfach nur eine geringe Qualifikation auf und sind bereits länger als ein Jahr ohne festen Arbeitsplatz. Eine Situation, die also weiterhin als dramatisch zu bezeichnen ist, besonders wenn man zu den Arbeitslosen die mehr als 4.000 Männer und Frauen hinzurechnet, die nur zeitbegrenzt in Beschäftigungsmaßnahmen eingebunden sind.

Nicht in den Statistiken berücksichtigt werden in Luxemburg wohnende krankgeschriebene Arbeitsuchende, arbeitslose Frauen im Mutterschaftsurlaub und Grenzgänger, die aus Gesundheitsgründen als »Reclassé externe« geführt werden, finanzielle Unterstützung erhalten, jedoch keinen ihren Kompetenzen entsprechenden Arbeitsplatz angeboten bekommen.

Rechnet man den vielen Arbeitsuchenden auch die Frauen und Männer hinzu, die die Hoffnung auf Arbeit aufgegeben haben und nicht mehr beim Arbeitsamt vorsprechen, so kommt man auf eine Zahl von Menschen ohne Arbeit, die deutlich höher liegt als die, die allmonatlich von der ADEM veröffentlicht wird. Es ist also keinesfalls übertrieben, wenn man die Situation auf dem Arbeitsmarkt, zwölf Jahre nach Beginn der Krise, weiterhin als katastrophal betrachtet.

Um dem entgegenzuwirken fordern die Kommunisten kurzfristig eine andere Beschäftigungspolitik.

Ohne Umdenken wird dies allerdings nicht zu realisieren sein. Statt, so wie vom früheren Wirtschaftsminister Schneider bevorzugt, weiter nur mehr in die Hochtechnologie zu investieren, müssen schnellstens neue Arbeitsplätze geschaffen werden, die auch Arbeitsuchenden mit nur geringer Qualifikation zugänglich wären. Sektoren, die sich hierzu eignen, gibt es genug.

Ältere Arbeitsuchende könnten somit wieder schneller zurück ins aktive Arbeitsleben finden, und die Gefahr, dass Jugendliche ohne Qualifikation ein jedes Jahr von der Schulbank direkt in die Arbeitslosigkeit gedrängt werden, wäre weitaus geringer.
Die schrittweise Einführung der 35-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich, eine sechste Urlaubswoche, die strikte Einhaltung der gesetzlich festgehaltenen Arbeitszeiten, die Abschaffung der vielen allein dem Patronat dienenden Ausnahmeregelungen, Neueinstellungen statt der vielen Überstunden, Zeitverträge nach sechs Monaten in einen unbefristeten Arbeitsvertrag umwandeln, das Pensionsalter von 65 auf 60 Jahre senken sowie das Recht auf eine Vollrente für alle Beschäftigte im Alter von 57 Jahren bei 35 Beitragsjahren wären weitere wichtige Schritte im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit.

gilbert simonelli