Fußball WM-Qualifikation:
Katar-Farce führt »Roude Léiw« nach Ungarn
Wie bereits bekannt, müssen die Teams der Qualifikationsgruppe A der UEFA zur umstrittenen Fußball-WM 2022 in Katar jeweils zwei »Freundschaftsspiele« auf neutralem Platz in Europa gegen die als Veranstalter automatisch qualifizierte Elf des Emirats bestreiten. Die UEFA hatte die Mannschaft »freundschaftlich eingeladen«, ohne Wertung an der Gruppe, in welcher sich auch Luxemburg befindet, teilzunehmen. Man kann es auch Publicity-Maßnahme nennen.
Nun hat die Corona-Krise bekanntermaßen zu einigen Einschränkungen geführt, auch wenn der Kommerz-Zirkus des Profifußballs seit Anbeginn der Pandemie Sonderrechte genießt und nicht, wie unter anderem von vielen Ultra’-Gruppen und Fanklubs in ganz Europa gefordert, seinen Betrieb eingestellt hat.
Der Spielkalender sah vor, daß drei Tage vor dem ersten Gruppenspiel der »Roten Löwen« am kommenden 27. März in Dublin gegen die Auswahl der Republik Irland das erste der beiden Aufeinandertreffen mit Katar in der österreichischen Hauptstadt Wien über die Bühne gehen sollte. Nationaltrainer Holtz ließ bereits vor Wochen durchblicken, von diesem Aufeinandertreffen drei Tage vor einem wichtigen Punktspiel relativ wenig zu halten und auch wohl keine erste Garnitur aufbieten zu wollen.
Durch den Risikolisten-Zirkus, auf den sich europäische Länder, anstatt gemeinsam Lösungen gegen Corona zu finden, seit rund einem Jahr gegenseitig setzen, wird wohl daraus nichts: Die Republik Irland führt Österreich derzeit auf einer ebensolchen Liste, was eine Einreise der luxemburgischen Nationalmannschaft nach dem Auftritt in Wien nicht erlaubt, ohne daß eine Quarantäne von 14 Tagen eingehalten wird.
Die Lösung ist offenbar, wie auch im europäischen Klubgeschäft bereits gesehen, eine Verlegung des Spiels nach Ungarn. Obwohl auch dort die kritische Corona-Lage nicht von der Hand zu weisen ist, umgehen viele Profiklubs die Reiserestriktionen und treten etwa in Budapest gegeneinander an. Sie reisen quer durch Europa, während die normalen EU-Bürger in ihrer Freizügigkeit eingeschränkt sind. In diesem Fall, das teilte der luxemburgische Verband FLF am Montagnachmittag mit, wird das »Qualifikationsspiel« Luxemburg gegen Katar kurzerhand von Wien nach Debrecen verlegt. Problem gelöst aus Sicht von UEFA und Katar.
Widerstand wächst
Während sich diese Farce nun also doch über die Bühne bringen läßt, formiert sich in Europa der Widerstand gegen die Weltmeisterschaft im umstrittenen Gastgeberland. Schon seit längerem stellen sich etwa die Fans des FC Bayern München mit ihrer Kritik dabei auch gegen die eigenen Klubvorderen. Dazu gesellen sich die Anhänger von Borussia Dortmund und die Mitgliederversammlung des norwegischen Rekordmeisters Rosenborg Trondheim stimmte rezent ebenfalls dafür, diese WM zu boykottieren, wie auch Ligakonkurrent Tromsö IL. Auch in Frankreich und Dänemark regt sich bereits Unmut und das niederländische Parlament stimmte sogar für einen Antrag, nach dem König und Premierminister sich der Veranstaltung fernhalten sollen, falls die »Elftal« sich qualifiziert.
Seit der Vergabe der Weltmeisterschaft sind auf den WM-Baustellen im Gastgeberland Recherchen des »Guardian« zufolge bisher rund 6.500 ausländische Arbeiter ums Leben gekommen. Unter dem Hashtag #BoycottQatar2022 konkretisiert sich der Widerstand von Fans und Vereinen.