Technik als Teil der Lösung:
Glasfaser und 5G als Energiesparprogramme
Der FFTH (Fibre to the Home Council Europe) veranstaltet seine Jahreskonferenz 2020 als virtuelles Ereignis gestern und heute im Internet, was uns die Chance gab, hineinzuhören, denn nach Berlin hätten wir es nicht geschafft. Das führte zu Erkenntnissen, mit denen wir nicht gerechnet hatten. Gleich zum Einstieg erfuhren wir, daß die Datenübertragung von 2010 bis 2018 um 1.100 Prozent angestiegen ist, der Energieverbrauch dafür aber nur um zehn Prozent.
Wie ist das möglich? Dr. Hui Cao von Huawei erklärte das am Beispiel Chinas, wo die Regierung sowohl das Ausbringen von 5G beschleunigt als auch alles tut, um Glasfaser-Breitbandnetze zu fördern, um die großen Datenzentren bestmöglich zu vernetzten. Dabei erweisen sich Lösungen auf Glasfaserbasis als die umweltfreundlichsten. Es kommt zu 60 bis 75 Prozent Energieeinsparung gegenüber dem Kupferkabel (früher gab es nichts anderes) und zu 70 bis 80 Prozent gegenüber dem Koaxialkabel. Letzteres wird hierzulande vom Kabelfernsehen verwendet, über das auch Internet und Telefonie angeboten werden.
Hui betonte, daß es eine Verbindung von Glasfaser und 5G braucht, um an jeden Punkt das in Zukunft nötige Datenvolumen zu bringen, ohne daß Datenpakete verlorengehen. Dabei macht mit 5G der Stromverbrauch nur zehn Prozent aus pro zu übertragendes Bit gegenüber 3G oder 4G.
In Deutschland ist der Anteil des Glasfaserkabels erst bei 13,5 Prozent, womit aber 2019 bereits 7,8 Milliarden Euro Umsatz gemacht wurde. Der Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. hat sich in der Praxis angeschaut, wie das mit dem Energieverbrauch beim Datentransfer aussieht und kommt zu ähnlichen Schlüssen wie Huawei. Je nach Auslastung und Technik braucht das Kupferkabel dreimal bis 17-mal so viel Energie wie das Glasfaserkabel, obwohl dessen Leistungsfähigkeit weit größer ist. Dennoch ließen sich bei einer Generalisierung der Glasfasertechnologie pro Jahr 240 Gigawatt einsparen, also ein ganzes Großkraftwerk. Hinzu kommt, daß der Materialeinsatz geringer ist beim Glasfaser-Netzwerk und auch die Wartungskosten weniger hoch ausfallen.
Dies bestätigt eine Studie der »Fiber Broadband Association« in den USA mit einer Studie, die im Juni dieses Jahres veröffentlicht wurde. Demnach kommt es zu einer Kosteneinsparung von 40 bis 60 Prozent bei der Glasfaser gegenüber Netzwerken auf Kupferbasis. Das führt zu Einsparungen in zehn Jahren von 540 bis 910 US-Dollar pro Anschluß, was als enorme Profitsteigerung angesehen wird. Die Schlaumeier denken also nicht daran, den Vorteil an die Konsumenten weiterzugeben, was auf eine Monopolsituation bzw. ein Kartell hindeutet.
Problem Endnutzergeräte
Es ist aber leider doch nicht alles bestens in der bestmöglichen Energiesparwelt, erfuhren wir aus einer Studie der Fachhochschule Südwestfalen. Es führt zwar ein Glasfasernetzwerk auf der Anbieterseite zu einer gewaltigen Ersparnis gegenüber der Kupfervergangenheit, aber beim Endverbraucher läuft ein deutlich höherer Stromverbrauch auf, den dieser zu bezahlen hat. Im Endergebnis bleibt zwar noch eine Gesamtenergieersparnis, doch der Unterschied ist nur gering.
Die Industrie hat sich also erfolgreich darum gekümmert, die eigenen Kosten zu senken, aber bei den Endgeräten, ohne die niemand zu den angelieferten Daten Zugang hat, hat sich nichts getan. Das ist unerfreulich – für die Umwelt wie für die blechenden Endverbraucher!
Unlautere Werbung
Es ist den meisten Konsumenten klar, daß nur richtiges Breitbandinternet richtig schnell ist. Geschwindigkeit läßt sich aber in der Werbung mit Begriffen darstellen, die sich richtig toll anhören, aber nichts Greifbares aussagen. Ein solcher Begriff etwa ist, wenn »Lichtgeschwindigkeit« versprochen wird.
So etwas ist nichts als Täuschung, und tatsächlich ist das Ergebnis von Umfragen in unterschiedlichen Ländern, daß viel mehr Leute glauben, direkt an ein Glasfasernetz angeschlossen zu sein, als das tatsächlich der Fall ist. Andere wurden von der Werbung andersrum getäuscht. Ihnen wurde vorgegaukelt, richtig schnelles Internet gehe auch über das gute alte Kupferkabel, weswegen sie sich gar nicht nach einem Glasfaserangebot umschauen müßten. Das ist eine Werbetour, die besonders in Gegenden gefahren wird, in denen die Glasfaser noch nicht hingekommen ist. Allerdings führt das auch dazu, daß sich dadurch die Ankunft weiter verzögert, was sich letzten Endes wirtschaftlich negativ für diese Gegenden auswirkt.
Gesetzliche Verpflichtungen für ausführliche und korrekte Angaben gibt es immer erst in Frankreich und Italien, und auch das erst seit 2018. Ähnliches müßte es aber überall geben, wenn das EU-Ziel von ultraschnellem Internet überall Wirklichkeit werden soll. Da beißt sich die profitgesteuerte Wirtschaft zwar schmerzhaft in den eigenen Schwanz mit einem erneuten Beweis, daß der Markt unfähig ist, Probleme zu lösen, sobald die Nichtlösung zu höheren Profiten für das Kapital führt.
In Frankreich und Italien hat es tatsächlich Verurteilungen für Falschaussagen in der Werbung gegeben, wozu es nie kommen wird mit Empfehlungen und Appellen an Korrektheit und guten Willen.
Ein wesentlicher Punkt für die Leistungsfähigkeit ist die Frage, ob das Glasfaserkabel bis ins Haus führt oder nur bis zu einem Verbindungspunkt, wobei dann die letzte Meile über die alte Telefonleitung aus Kupfer führt.
jmj