Ausland20. Mai 2025

EU-Freund Nicusor Dan gewinnt Präsidentenwahl in Rumänien

von dpa/ZLV

Bukarest – Freude von Paris bis Kiew: Nach dem Wahlsieg des EU-Freundes Nicusor Dan bei der Präsidentenwahl in Rumänien zeigen sich Regierungspolitiker erleichtert. Am späten Abend gratulierten die deutsche EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, dessen moldauische Kollegin Maia Sandu und der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski Dan zum Wahlsieg. Der 55-Jährige hatte sich überraschend gegen den extrem rechten Kandidaten George Simion durchgesetzt.

Dan erzielte nach Auszählung der Stimmen aller Wahllokale rund 53,6 Prozent, Simion rund 46,4 Prozent. Am späten Sonntagabend gestand Simion seine Niederlage nach langem Zögern ein. Dan rief Tausenden jubelnden Anhängern vor dem Bukarester Rathaus zu: »Dieser Sieg gehört Euch!« Dan amtiert derzeit noch als Bürgermeister von Bukarest.

Der Wahlsieger betonte mehrfach, wegen des hohen Budgetdefizits Rumäniens und wegen einer voraussichtlich schwierigen Regierungsbildung komme viel Arbeit auf ihn zu. »Es wird eine schwierige Zeit sein, die notwendig ist, um die Wirtschaft (...) ins Gleichgewicht zu bringen, um die Grundlagen für eine gesunde Gesellschaft zu schaffen. Bitte haben Sie dafür Geduld«, forderte er.

Der sozialdemokratische Premier Marcel Ciolacu war am 5. Mai wegen der Niederlage seines Kandidaten in der ersten Runde der Präsidentenwahl vom 4. Mai zurückgetreten. Dan rief nun »alle pro-europäischen Parteien« im Parlament zur Kooperation auf. Allerdings haben drei extrem rechte Parteien zusammen mehr als ein Drittel der Sitze im Parlament, darunter die Partei AUR von Simion.

Der gestand seine Niederlage erst nach langem Zögern ein. Er gratulierte Dan in einer Videobotschaft bei Facebook und sprach dabei von seiner »bitteren Niederlage«. Weit vor dem Ende der Auszählung hatte sich Simion noch zum Sieger erklärt. »Wir sind die klaren Gewinner dieser Wahl. Wir beanspruchen diesen Sieg im Namen des rumänischen Volkes«, hatte er getönt. Vor den Wahlen hatte Simion den Behörden versuchten Wahlbetrug unterstellt.

Der in Rumänien nach wie vor beliebte Georgescu, den Simion als seinen Mentor darstellte, war im November 2024 bei der später annullierten Präsidentenwahl auf Platz eins gekommen. Das Verfassungsgericht hatte die Wahl wegen »regelwidriger Wahlkampfmethoden« und »intransparenter Finanzierung« annulliert und seine erneute Kandidatur verboten.

Der ukrainische Präsident Selenski gratulierte Dan zu seinem »historischen Sieg«, wie er auf X schrieb. »Wir werden immer einen hohen Respekt für Rumänien und seine Menschen haben, insbesondere angesichts der Hilfe, die wir während der schwersten Zeit unserer Geschichte bekommen haben.« Im Krieg gegen Rußland unterstützt Rumänien das Nachbarland Ukraine vor allem logistisch und bietet sich als Transportweg an.

Kommissionspräsidentin von der Leyen schrieb bei X, die Rumänen hätten mit der Entscheidung für Dan »das Versprechen eines offenen, wohlhabenden Rumänien in einem starken Europa gewählt«. Frankreichs Präsident Macron rief seinen künftigen neuen Kollegen in Bukarest an, teilte er bei X mit. Die Rumänen hätten »trotz zahlreicher Manipulationsversuche (...) den Weg der Demokratie« gewählt.

Glückwünsche kamen auch aus der Republik Moldau. Präsidentin Maia Sandu hatte ihre Bürger aufgerufen, für Dan zu stimmen. Viele Moldauer haben auch einen rumänischen Paß. »Die ganze Welt sieht, wie stark wir sind, wenn wir zusammenhalten«, schrieb sie bei Facebook. Dan erhielt fast 88 Prozent der Stimmen der in Moldau wählenden Rumänen.