Leitartikel30. März 2024

Alle heraus zum Ostermarsch!

von Uli Brockmeyer

Gaza liegt in Trümmern. Obwohl kaum noch Wohnhäuser, Kliniken, Moscheen, Schulen stehen, setzt die israelische Kriegsmaschinerie ihre Angriffe unvermindert fort. Die geringe Hoffnung, die sich verbreitete, nachdem die USA im UNO-Sicherheitsrat eine Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand zum ersten Mal seit Monaten nicht verhindert haben, wurde bereits nach wenigen Minuten zunichte gemacht, als Washingtons Botschafterin ihrem israelischen Kollegen – wider besseres Wissen – erklärte, der Beschluß sei »nicht bindend«. Und wahrlich, wer meinte, Israel würde sich nach einem Beschluß der UNO richten, hat in den letzten 70 Jahren nicht aufgepaßt.

Die Heuchelei der westlichen Politiker, vor allem wenn es um Krieg und Frieden geht, wird immer unerträglicher. Waffenruhe fordern und gleichzeitig Waffen an Israel liefern – mehr Lüge ist kaum noch möglich. Die Lage der Bevölkerung in Gaza bedauern und gleichzeitig Israel zu weiteren Angriffen ermuntern – wie verlogen kann man sein? Den Hunger in Gaza beklagen und Hilfsgüter mit Fallschirmen ins Meer werfen – wie lange will man die Menschen noch verhöhnen?

Hinter den Kulissen, und dennoch offen, ziehen die USA und ihre engsten Getreuen zudem noch ihre Vorteile aus dem Krieg. Als hätten sie nicht schon mehr als zuviele Basen in aller Welt, bauen sie nun an der Küste Zyperns eine große Plattform, die als eine Art Hafenanlage über 400 Kilometer an die Küste von Gaza geschleppt werden soll – angeblich, um Hilfsgüter dorthin zu transportieren. Glaubt eigentlich jemand ernsthaft, daß in den USA niemand scharf ist auf die Öl- und Gas-Vorräte, die vor Gaza tief unter dem Mittelmeer liegen und viele Milliarden Dollar wert sein sollen?

Wer Frieden für Gaza will, darf nicht einseitig das Regime unterstützen, das seit über 70 Jahren die Palästinenser unterdrückt, mißhandelt, einsperrt, vertreibt, tötet.

Wer Frieden will, darf nicht die Vorgeschichte ignorieren. Das gilt auch für den großen Brandherd in Europa, in der Ukraine. Dieser Krieg dauert nun schon über zehn Jahre, er wurde von der Kiewer Führung begonnen mit wohlwollender, immer aktiver werdender Unterstützung der Staaten des »Werte-Westens«, mit der aggressiven Ausdehnung der NATO in Richtung Rußland (nicht umgekehrt!), mit militärischer Aufrüstung, mit zig Milliarden Euro und Dollar für Waffen und Munition, mit einer beispiellosen Sanktionspolitik, die jedoch den Sanktionieren inzwischen größeren Schaden zufügt als den Sanktionierten. Gleichzeitig werden Forderungen nach Verhandlungen diffamiert als »Aufforderung zur Kapitulation«!

Und Luxemburg ist mitten drin. Nicht nur mit vielen Millionen Euro, sondern auch mit dem NATO-Verteilungsstützpunkt bei Capellen, der nun mit unseren Steuergeldern noch erweitert werden soll, damit noch mehr Waffen und anderes Kriegsgerät in die Ukraine, nach Israel und in alle Welt geliefert werden können.

Immer noch geistern Parolen durch die Luft, die von einem »Endsieg« fantasieren – wie einst in den Trümmern von Berlin im Mai 1945. Wollen wir wirklich, daß sich dieser Wahnsinn wiederholt? Abwarten, bis alles in Scherben fällt?

Es ist Zeit, diesem lebensgefährlichen Treiben nicht länger zuzuschauen. Es ist Zeit, nachzudenken, die Zusammenhänge zu erkennen. Es ist Zeit, endlich Frieden zu fordern, für Gaza, für die Ukraine, für unsere Welt.

Also: Alle heraus zum Ostermarsch!