Luxemburg03. März 2021

Fußball in Coronazeiten: Ausschluß der Öffentlichkeit – oder nicht?

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Bis zum kommenden 14. März gilt die aktuelle Corona-Verordnung in Luxemburg. Diese beinhaltet auch, daß dort, wo Sport betrieben wird, keine Zuschauer zugelassen sind. Seit Ende vergangenen Jahres spielen so auch im Fußball die höchsten Spielklassen der Frauen und Männer vor leeren Rängen – sollte man meinen. Daß in unseren Nachbarländern ebenfalls nur die obersten Spielklassen aktiv sind und auch hier keine Zuschauer zugelassen werden, führt zu gewissen Begehrlichkeiten ausländischer Fußballanhänger, die trotz Corona weiterhin Spiele besuchen wollen. Es ist auch kein Geheimnis, daß hierzulande keine strenge Bewachung der Spielorte stattfindet, wie etwa in der Bundesliga oder der Ligue 1. Manche Klubs der Nationaldivision haben ihren Sicherheitsdienst vor dem Tor stehen, aber vielerorts ist immer eine Tür offen und die Aktiven haben anderes zu tun, als zu schauen, wer hereinkommt.

Insbesondere für die Stadionsammler unter den Fußballfans ist Corona eine harte Zeit. Normalerweise reisen sie durch Europa und die Welt auf der Jagd nach Stadionfotos und möglichst vielen Besuchen von Spielen. War dies noch vor 20 Jahren ein Hobby für Personen mit viel Organisationstalent, als Zeitungen in fremden Sprachen nach Ansetzungen gewälzt wurden und es abenteuerliche Reisen gab, hat die fortschreitende Digitalisierung dieses Hobby immer größeren Kreisen von Fußballfans zugänglich gemacht. Heute genügt ein Klick im Internet, um Anstoßzeiten zu finden, einen Sitz im Billigflieger zu buchen und »gesammelte« Stadienbesuche können in Apps eingetragen werden, um sich damit, anders als in der Anfangszeit, wo man sich eher gegenseitig Tipps gab, vor den Groundhopping-Kollegen zu profilieren.

Und ein weiteres Phänomen verbreitete sich durch das Internet: Gefälschte Presseausweise. Diese ließen sich zunächst in Asien, mittlerweile auch in Europa für eine Handvoll Euro erwerben und sind nützlich, wenn das jeweilige Spiel der Begierde ausverkauft ist oder eben unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfindet, wie dieser Tage.

So kommt es, daß derzeit luxemburgische Fußballvereine Akkreditierungsanfragen von »Journalisten« insbesondere aus Deutschland bekommen, die sich für die stattfindenden Spiele akkreditieren möchten.

Dabei gäbe es wohl genug einheimische Vereinsmitglieder und Anhänger der betreffenden Klubs, die ihre Mannschaften auch gerne sehen würden. Die wahren Beweggründe dieser »Pressevertreter«, die mit ihrer »International Press Card« teils dubioser Organisationen wedeln, dürften durch die vorgenannte Beschreibung des Groundhopping-Hobbys deutlich geworden sein. Wer sich manche Fotos vom letzten Wochenende in der BGL Ligue ansieht, könnte meinen, es gäbe überhaupt keinen Zuschauer-Ausschluß. Abgesehen davon stellt sich ohnehin die Frage, wie hoch das Risiko bei 50 oder 100 Zuschauern ist, die mit Maske an frischer Luft um einen Platz verteilt stehen, während in manchen Geschäften erheblich mehr Betrieb herrscht.

Ein Verhalten, das nicht nur problematisch ist mit Blick auf die Pressearbeit von tatsächlichen Journalisten, sondern auch Stadionsammler, die es ehrlich meinen zunehmend bei den Offiziellen und Anhängern der jeweiligen Klubs in ein schlechtes Licht rückt. Der ursprüngliche Charakter dieses Hobbys, mit dem Fußball die Welt kennenzulernen reduziert sich auf stumpfes Spiel-Abhaken um jeden Preis, um in sozialen Medien zu prahlen. Groundhopper, die sich mit gefälschten Presseausweisen bei jedem noch so unterklassigen Spiel um das Eintrittsgeld drücken und dort obendrein nichts konsumieren oder in Coronazeiten Zutritt zu Spielen unter Ausschluß der Öffentlichkeit verschaffen, erscheinen ein bißchen, wie die Impf-Vordrängler ihrer Zunft.

Ganz davon abgesehen, daß es sicherlich keine gute Idee ist, in diesen Zeiten mit 4 oder 5 Personen aus ebenso vielen Haushalten stundenlang im Auto zu sitzen, um in Luxemburg Fußballspiele zu besuchen, muß auch das Thema gefälschter Presseausweise hierzulande deutlicher beleuchtet werden.