Unterschiedliche Redaktionen auf die zeitweilige Besetzung der Startbahn der Kleine-Brogel-Airbase in Belgien
Von kleine Eitelkeiten und bösen Zaunkletterern
Am Mittwoch dieser Woche hatte die EU-Abgeordnete der Luxemburger Grünen, Tilly Metz, an der zeitweiligen Besetzung der Startbahn der Kleine-Brogel-Airbase in Belgien teilgenommen und war vorübergehend festgenommen worden. Auf dem Stützpunkt lagern Atomsprengköpfe der USA.
Die Aktion hatte unterschiedliche Redaktionen hervorgerufen, darunter auch solch primitive wie die des neuen CSV-Präsidenten Frank Engel, der auf RTL Télé Lëtzebuerg gemeint hatte, damit würde keine einzige russische Atombombe weniger gebaut.
Kritisiert wurde die EU-Abgeordnete aber auch, weil gemutmaßt wurde, die Aktion sollte nicht nur die USA-Atomwaffen in Belgien ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken, sondern so kurz vor den EU-Wahlen auch die EU-Abgeordnete selbst.
Das mag stimmen, denn die grüne Politikerin fiel in der jüngeren Vergangenheit nicht gerade durch Anwesenheit bei Protestaktionen gegen die Lagerung von atomaren Waffen auf, nicht bei der Kleine-Brogel-Airbase in Belgien und auch nicht beim Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz, etwa 150 Kilometer von Luxemburg entfernt, wo etwa 20 Atombomben der USA gelagert sind. Doch was bisher nicht war, kann demnächst ja noch werden. Kleine politische Eitelkeiten sollten da nicht ins Gewicht fallen.
Vor dem Atomwaffenstützpunkt Büchel führt die Friedensbewegung übrigens bereits seit mehreren Jahren Aktionswochen durch, an denen auch die KPL teilnahm und wo sie zusammen mit den Kommunisten aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden für einen Tag den Zugang zum Stützpunkt blockierte, worüber die großherzogliche Presse sich aber systematisch ausschwieg.
Keineswegs verwunderlich ist, dass der grüne Armeeminister François Bausch, der gegenwärtig das höchste Luxemburger Militärbudget aller Zeiten verwaltet, die Aktion seiner Parteikollegin kritisierte. Er könne nicht gutheißen, wenn jemand über den Zaun einer Militärbasis klettere, meinte der Minister.
Mehr war von dieser Seite wohl auch nicht zu erwarten, denn immerhin ist der frühere Friedensaktivist heute Mitglied einer Regierung, die sich bis dato kategorisch weigert, den UNO-Vertrag über das Verbot aller Atomwaffen zu unterzeichnen.
A.R.