Basar vun der Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek
Kultur28. November 2025

Nachruf auf den Liedermacher Reinhold Andert

von JL

Reinhold Andert, einer der bekanntesten Liedermacher der DDR, wurde 1944 in Teplice, in der heutigen Tschechei, geboren. Er besuchte von 1958 bis 1962 das Bischöfliche Kleine Seminar in Schöneiche bei Berlin und absolvierte bis 1964 eine Ausbildung zum Orgelbauer in Gotha. 1963 trat er der SED bei. Von 1964 bis 1969 studierte er Philosophie und Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und war bis 1972 Assistent für Philosophie an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin, bevor er sich selbstständig machte.

Von 1966 bis 1973 war er Mitglied des »Oktoberklubs«, dem ersten »Singeklub« der DDR, der 1966 gegründet wurde. Bis 1980 trat er beim Berliner Festival des politischen Liedes auf und nahm an den Tagen des offenen Liedes in der DDR im Kloster Michaelsstein teil. In seiner Auseinandersetzung mit politischen Texten prägte er das Motto »DDR konkret«.

Nach seinem Ausschluß aus der SED 1979 – er hatte Probleme mit einem Politbüromitglied – wurden seine Auftrittsmöglichkeiten etwas eingeschränkt. In dieser Zeit machte er sich jedoch einen Namen mit seinen Adaptionen der Lieder des russischen Komponisten Wladimir Wyssozki. Parallel dazu vertiefte der geschichtsbewußte Liedermacher seine historischen Kenntnisse und spezialisierte sich auf die Ur- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands. Aus dieser Zeit stammen zwei Buchveröffentlichungen, »Der Thüringer Königshort« und »Der Fränkische Reiter«.

Kontakte mit den Honeckers

Reinhold Andert war ein Nachbar von Sonja Honecker, der Tochter von Erich Honecker. Nach dem Sturz Honeckers im Oktober 1989 teilte Reinhold Andert Sonja Honecker mit, daß er sich angesichts der Behandlung ihres Vaters unwohl fühle. Sie lud ihn daraufhin zu sich ein, wodurch Reinhold Andert ins Gespräch mit Margot Honecker kam. Er nutzte seine Kontakte zur Kirche, um Erich und Margot Honecker bei der Wohnungssuche zu helfen, und wurde daraufhin zu einem Gespräch bei den Honeckers in Lobetal eingeladen, bei dem Erich Honecker ihm für seine Hilfe dankte. Im Frühjahr 1990 besuchte Reinhold Andert in Begleitung der Fotografin Christina Kurby Erich Honecker in seinem Asyl in Lobetal und führte mehrere Gespräche mit ihm, die er später veröffentlichte. Ab Anfang der 1990er Jahre widmete er sich verstärkt dem Verfassen satirischer Texte, Auftritte wurden jedoch seltener.

Reinhold Andert war verheiratet und hatte zwei Söhne. Außerdem war er Ehrenmitglied der Ernst-Busch-Gesellschaft. Reinhold Andert starb am Sonntag im Alter von 81 Jahren.