Tech-Milliardäre bauen sich eine Gesellschaft
Im US-Wahlkampf hatte der neue alte Präsident Donald Trump den Tech-Milliardär Elon Musk als Unterstützer an seiner Seite. Obschon dieser in der Vergangenheit häufig der Demokratischen Partei seine Aufwartung machte, erschien er während des US-Wahlkampfes 2024 plötzlich als Unterstützer des republikanischen Kandidaten nicht nur auf der Bildfläche, sondern auch auf den Spendenkonten. Rund eine Viertelmilliarde US-Dollar soll Musk in Trumps Wahlkampf gesteckt haben. Auf den Trump-Zug aufzuspringen versucht mittlerweile auch ein anderer der Zunft: Meta-Boß Mark Zuckerberg. Dieser hatte rezent angekündigt, dem Beispiel Musks bei »X« folgend, auch bei seinen sozialen Netzwerken Facebook oder Instagram das »Fact Checking« abschaffen zu wollen, im Sinne von »Free Speech« (Freie Rede).
Musk hatte durch seine Ausbezahlung als Miteigentümer beim Online-Bezahldienst »PayPal« die Möglichkeit, sein Traumprojekt »Space X« zu finanzieren, welches nach einigen Anlaufschwierigkeiten durchstartete. Mittlerweile hat die Firma an die staatliche Raumfahrt angedockt: Mehr als 5.000 Starlink-Satelliten wurden von »Space X« ins All geschossen und Musks Unternehmen befördert Astronauten zur Internationalen Raumstation. Das Unternehmen, welches zu scheitern drohte, bekam die Kurve und ist Schätzungen zufolge aktuell mehrere Dutzend Milliarden US-Dollar wert. Von den Angestellten seiner Raumfahrtfirma erwartet Musk unterdessen völlige Hingabe: Soziale Aspekte, die in anderen Unternehmen selbstverständlich sind oder zumindest sein sollten, gelten für ihn nicht: Geregelte Arbeitszeiten oder Urlaub sind Fremdworte. Mit dieser Einstellung eckte er auch bereits mit der deutschen Gewerkschaftskultur in seinen Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin an. Rund 500.000 Fahrzeuge jährlich sollen hier vom Band laufen und um Baugenehmigungen scherte sich der US-Milliardär erst einmal wenig und ließ im Trinkwasserschutzgebiet drauflos bauen. Seine Interessen »first«.
Staatliche Regulierungen sind ihm ein Dorn im Auge. Doch war Musk bisher nur für seine impulsive Art auf dem von ihm aufgekauften und für seine Interessen umgewandelten Nachrichtendienst »Twitter« bekannt, dem nun aufgrund seines toxisch gewordenen Klimas scharenweise die Angestellten und Nutzer weglaufen, hat er nun einen Gang raufgeschaltet und mischt sich direkt in politische Geschehnisse ein. Dies nicht nur durch seine Unterstützung für Trump im Wahlkampf, sondern rezent auch durch die Bezeichnung des deutschen Bundeskanzlers Scholz als »Idioten«, der zurücktreten müsse sowie sein Exklusiv-Gesprach mit der AfD-Spitzenkandidatin Weidel, bei dem wir bekanntlich lernen durften, daß Hitler »links« war. Musk bezeichnet die Partei als »letzte Hoffnung für Deutschland«.
So weit geht Zuckerberg derzeit noch nicht. Er hat erst einmal angekündigt, auch seine sozialen Netzwerke nicht mehr auf Falschmeldungen und Haß-Kommentare checken zu lassen. Damit dürften diese so toxisch werden, wie das ehemalige »Twitter«, auch wenn das in der EU nicht so schnell gehen dürfte, obschon Brüssel bereits den Schwanz einzieht. Freie Rede, aber für wen? Und ist Musk wirklich Trump nützlich oder eher umgekehrt?
Der Tech-Milliardär wirkt mittlerweile wie aus den dystopischen SciFi-Filmen der 1980er Jahre gefallen, in denen Superreiche versuchen, die Welt an sich zu reißen. Es scheint so, daß Musk die Politik beeinflußt, um die Gesellschaft nach seinen Interessen umzuformen. Wie lange das mit Trump und seinen Vorstellungen zum Klimaschutz und zu Handelssanktionen machbar sein wird, ist fraglich, haben beide doch ein durchaus ambitioniertes Ego. Sorge sollte es auch mit Blick auf von solchen Menschen gesteuerte soziale Medien und Wahlentscheidungen dennoch bereiten.