Vom Gänschen zum Pickvogel
Vom Gänschen zum Pickvogel
An diesem Wochenende feiern wir Ostern und die damit verbundenen Traditionen. Pandemiebedingt wurde, dem gesunden Menschenverstand sei Dank, erneut dieses Jahr die beliebte »Éimaischen« am Ostermontag abgesagt, welche ein Teil des offiziellen immateriellen Kulturerbes des Landes ist. Sie bezeichnet einen Markt, der in der Stadt Luxemburg auf dem »Fëschmaart« und in der Ortschaft Nospelt jährlich stattfindet und dessen Name auf die biblische Stadt Emmaus zurückgehen soll.
Vor fast 200 Jahren feierten die »Aulebäckeren«, die einstige Töpfergilde, am Ostermontag in der Michaelskirche in der Stadt Luxemburg die Zunftmesse, begleitet von einem beschaulichen Tonwarenmarkt, welcher urkundlich erstmals am 3. April 1827 erwähnt und auf den Fischmarktplatz verlegt wurde.
Der Markt erlebte im Laufe der Jahrzehnte Höhen und Tiefen und wandelte sich vom reinen Töpfermarkt in einen beliebten Jahrmarkt. Nospelt erinnert seit 1957 an sein einstiges florierendes Töpferhandwerk mit seiner eigenen heimischen »Éimaischen«.
Besondere Bekanntheit erlangten die Keramikpfeifen, die »Péckvillercher«, die auf beiden Märkten angeboten wurden und werden. Die einst rotbraunen Keramikpfeifen sind in Sammlerkreisen sehr begehrt. Ihre Herstellung erfolgt im sogenannten Raku-Verfahren, eine spezielle Brenntechnik keramischer Massen, die in Japan entwickelt wurde.
Der Vogel entwickelte sich ursprünglich aus der italienischen »ocarina«, welches wörtlich »kleine Gans« bedeutet und instrumentenkundlich eine runde Gefäßflöte ist.
Okarinas sind über 12.000 Jahre alt und sind in vielen alten Hochkulturen vertreten. In Südamerika hatten sie meist die Form von Vögeln oder anderen Tieren, während sie im chinesischen Raum eher eiförmig waren. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte der italienische Tonbrenner Giuseppe Donati die heute vorherrschende rübenförmige Gestalt.
Diese Okarinas zählen mittlerweile zu den klassischen Instrumenten mit einer Vielfalt von Tonumfang, Tonlagen und Oktaven. Zu ihnen gesellen sich unsere »Péckvillercher«, deren traditionelle Vogelform inzwischen auch durch andere Tierformen und abstrakte Formen ergänzt wurden und auf ihnen bis zu zwei Oktaven gespielt werden können.
Unser traditioneller Pickvogel ist allerdings nicht allein. Vogelähnliche Gefäßflöten sind schon seit dem Mittelalter in Rußland bekannt und in Estland und Schweden piepen sie als »Pardipill« und »Lergök«.