Auslands-Nachrichten
Castillo gewinnt Wahl in Peru
Der Linke Pedro Castillo hat sich als Vertreter der ländlichen Bevölkerung von Peru gegen die politische Elite des südamerikanischen Landes als künftiger Präsident durchgesetzt. Jahrhundertelang spielte das ländliche Peru in den Kreisen der Hauptstadt Lima keine Rolle. Indigene und Bauern hatten im Regierungsviertel wenig zu melden. Nun ist mit dem 51-Jährigen Castillo einer von ihnen ins Zentrum der politischen Macht vorgestoßen – mit nur 44.000 Stimmen vor der Rechtspopulistin Keiko Fujimori.
»Wir machen Peru gerechter, menschlicher und geeinter«, versprach Castillo nach seiner Proklamation am Montagabend (Ortszeit). Castillo kam auf 50,12 Prozent der Stimmen, teilte das Wahlgericht am Montag mit. Fujimori erhielt 49,87 Prozent. In den vergangenen Wochen hatte das Gericht zahlreiche Beschwerden und Einsprüche vor allem des Fujimori-Lagers zu bearbeiten. Deshalb verzögerte sich die Proklamation des Siegers rund eineinhalb Monate.
Pedro Castillo versprach nun ein gerechteres Land ohne Diskriminierung. »Das ist eine Regierung, die niemanden zurückläßt.« Seine Rivalin zweifelte Castillos Sieg zwar an, respektierte aber das Ergebnis. »Das verlangt das Recht und die Verfassung, die zu verteidigen ich geschworen habe«, sagte Fujimori.
Das Wahlgericht erklärte den Bewerber der marxistisch orientierten Partei Perú Libre sechs Wochen nach der Stichwahl zum neuen Präsidenten. Pedro Castillo stammt aus einer bäuerlichen Familie aus der Provinz Chota im Norden des Landes und hatte 2017 einen Lehrerstreik angeführt.
Castillo vertrete Menschen fernab der urbanen Zentren, sagte der Politologe Gonzalo Bande der Zeitung »El Comercio«. Gerade Bauern und Indigene konnten von dem beachtlichen Wirtschaftswachstum Perus der vergangenen Jahre kaum profitieren und leben in bitterer Armut. Ihnen galt sein Slogan: »Keine Armen mehr in einem reichen Land«. Castillo trug immer wieder die traditionelle Kleidung mit breitkrempigem Hut und Poncho.
Castillo dürfte auch davon profitiert haben, daß viele Peruaner eine tiefe Abneigung gegen Ex-Präsident Fujimori hegen, von dessen Politik sich Tochter Keiko nie ernsthaft distanzierte. Der frühere Machthaber verbüßt wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen eine 25-jährige Haftstrafe. In seiner Amtszeit (1990-2000) ließ Fujimori Sicherheitskräfte rigoros gegen linke und angeblich subversive Kräfte vorgehen, das Parlament wurde entmachtet. Zudem wurden Zehntausende indigene Frauen zwangssterilisiert.
Die Herausforderungen für den neuen Präsidenten sind enorm: Peru leidet besonders stark unter der Corona-Pandemie. Es gehört zu den Ländern mit der höchsten Sterblichkeitsquote weltweit, zudem brach die Wirtschaft um 12,9 Prozent ein. Das vergangene Jahr war zudem von einem erbitterten Konflikt der Regierung mit dem Kongreß geprägt.
Zwar stellt Castillos Perú Libre die stärkste Partei in Parlament, hat aber keine eigene Mehrheit. Der Kongreß verfügt in Peru über weitreichende Rechte, die Parlamentarier vertrieben seit 2018 drei Präsidenten aus dem Amt. Sollte es Castillo nicht gelingen, große Teile der zersplitterten Parteienlandschaft einzubinden, dürfte die nächste Machtprobe nicht lange auf sich warten lassen.
Raketenangriff in Kabul
Kabul – Die Terrororganisation »Islamischer Staat« hat einen Raketenangriff in der afghanischen Hauptstadt Kabul für sich beansprucht. Am Dienstagmorgen (Ortszeit) waren laut Innenministerium in der Nähe des Präsidentenpalastes mindestens drei Raketen eingeschlagen. Die Geschosse gingen im Stadtzentrum unweit einer Zeremonie nieder, an der Afghanistans Präsident Aschraf Ghani teilnahm. Laut der Nichtregierungsorganisation Emergency wurden mindestens sechs Menschen verletzt.
Aus dem Innenministerium hieß es zudem, eine Rakete habe ein nur wenige Meter vom Präsidentenpalast entferntes Regierungsgebäude getroffen. In einem Video des Senders ToloNews war zu sehen, wie Ghani, Vizepräsident Amrullah Saleh und weitere hochrangige Politiker trotz des Raketenangriffs weiter beteten.
Der »IS« teilte mit, »Soldaten des Kalifats« hätten den Präsidialpalast des »afghanischen Tyrannen« angegriffen. Sie hätten mit sieben Raketen den Palast und innerhalb der sogenannten Grünen Zone von Kabul angegriffen und die Ziele direkt getroffen.
In einer Ansprache kurz nach dem Vorfall hatte Präsident Ghani die Taliban für den Anschlag verantwortlich gemacht. Die Islamisten hätten »weder den Willen noch die Absicht«, die anhaltenden Konflikte politisch beizulegen, sagte er. Man könne das Land nicht mit Raketen erobern, sondern nur, indem man die Herzen der Menschen für sich gewinne.
Der »IS« hat in Afghanistan zuletzt Territorien, Kämpfer und Führungsfiguren verloren. Neben der afghanischen Regierung bekämpfen auch die Taliban die Extremisten. In einem UNO-Bericht von 2020 wurde jedoch festgestellt, der »IS« sei weiter in der Lage, Angriffe in verschiedenen Teilen des Landes zu verüben.
1,5 Millionen Kinder haben Elternteil oder Betreuer verloren
New York – Rund 1,1 Millionen Kinder weltweit haben als Folge der Corona-Pandemie mindestens ein Elternteil oder ein für sie sorgendes Großelternteil verloren. Diese Hochrechnung gelte für den Zeitraum März 2020 bis April 2021, berichten Forscher um Seth Flaxman vom Imperial College in London im Fachjournal »The Lancet«. Rechne man weitere im Haushalt wohnende ältere Angehörige noch hinzu, hätten sogar mehr als 1,5 Millionen Kinder eine Betreuungsperson verloren.
Als Grundlage der Studie nutzten die Forscher unter anderem Daten zur Geburtenrate sowie zu Corona-Todesfallzahlen aus rund zwei Dutzend Ländern, die sie hochrechneten. Weil die Daten nicht überall in gleichem Maß erhoben würden, könne es sich bei den Zahlen nur um – wahrscheinlich eher unterschätzte – Annäherungen handeln, hieß es von den Wissenschaftlern.
Die Zahl der durch die Pandemie zu Halbwaisen und Waisen gewordenen Kinder sei bezogen auf die Bevölkerungszahl unter anderem in Südafrika, Mexiko, Brasilien und Kolumbien besonders hoch. Die Zahl der Kinder, die Väter verloren hätten, sei zwei bis fünfmal so hoch, wie die Zahl der Kinder, die Mütter verloren hätten.
Bargeldgrenze und Regeln für Bitcoins in der EU vorgeschlagen
Brüssel – Mit einer EU-weiten Grenze für Bargeldzahlungen, einer neuen Überwachungsbehörde und Beschränkungen für Kryptowährungen will die EU-Kommission »Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung bekämpfen«. Konkret sollen Rechnungen grundsätzlich nur bis zu 10.000 Euro bar bezahlt werden dürfen. Es seien aber mehrere Ausnahmen etwa für Geschäfte zwischen Privatpersonen oder Menschen ohne Konto vorgesehen.
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