Ausland11. Januar 2022

Luxemburg-Liebknecht-Lenin-Gedenken in Berlin

»Ich war, ich bin, ich werde sein«

von David Angel

Am Wochenende fand in Berlin die traditionelle Luxemburg-Liebknecht-Lenin-Gedenkdemonstration statt. Wie jedes Jahr fanden sich Hunderte Sozialisten und Kommunisten jeglicher Couleur ein, um der 1919 ermordeten Revolutionäre zu gedenken.

»Luxemburg-Liebknecht-Lenin: Niemand ist vergessen – Aufstehen und Widersetzen« stand auf dem Fronttransparent, das die Demonstration anführte, und hinter dem Politiker von der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), der Partei Die Linke und andere linke Parteien und Organisationen marschierten. Neben der DKP und ihrer Jugendorganisation, der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ), die mit einem lautstarken eigenen Block vertreten war, nahmen auch eine ganze Reihe anderer kommunistischer Parteien und Organisationen aus aller Welt an der Gedenkdemo teil. So waren beispielsweise die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) und die Kommunistische Partei der Türkei (TKP) stark vertreten. Türkische Linke bildeten einen großen Teil des Demonstrationszugs. Eine KPL-Fahne war übrigens auch vertreten.

Die Demonstration, die in verschiedene Blöcke aufgeteilt war, zog vom im Stadtbezirk Friedrichshain gelegenen Frankfurter Tor zur Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Hier wird neben Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht auch einer ganzen Reihe anderer kommunistischer und sozialistischer Persönlichkeiten gedacht, die sich um die Idee des Sozialismus und die Sache der Arbeiterklasse verdient gemacht haben. Darunter der marxistische Historiker Franz Mehring, der Gewerkschaftsvorsitzende und Reichstagsabgeordnete Carl Legien, der Präsident der DDR Wilhelm Pieck, der DDR-Politiker Walter Ulbricht.

An dem Gedenkstein mit der Inschrift »Die Toten mahnen uns« wurden Kränze und Blumen niedergelegt und vor allem Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gedacht.

Rosa Luxemburg, 1871 im zaristischen Rußland geboren, war eine der einflußreichsten marxistischen Anführerinnen und Theoretikerinnen. Innerhalb der deutschen Sozialdemokratie trat sie für eine revolutionäre Perspektive und gegen Nationalismus, Opportunismus und Kriegstreiberei ein. Gemeinsam mit Karl Liebknecht und Wilhelm Pieck gründete sie 1919 die Kommunistische Partei Deutschland (KPD) und war maßgeblich am Spartakusaufstand beteiligt.

Nach der Niederschlagung des Aufstands wurde sie, wie auch Karl Liebknecht, von Angehörigen rechter Freikorps mit wohlwollendem Zutun der herrschenden SPD ermordet und ihre Leiche in den Landwehrkanal geworfen.

Auch Karl Liebknecht war zuerst Mitglied in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, SPD, in der er den antimilitaristischen Flügel vertrat. 1916 wurde er wegen seiner Ablehnung des Ersten Weltkriegs und der sogenannten »Burgfriedenpolitik« der SPD aus der Partei ausgeschlossen. Er war der einzige Abgeordnete des Reichstags, der offen gegen die Gewährung der Kriegskredite zur Finanzierung des Krieges des kaiserlichen Deutschland auftrat und sie in der Abstimmung ablehnte.

»Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!« konnte man auf der Gedenkdemonstration immer wieder hören, ebenso wie das traditionelle »Hoch die internationale Solidarität«», aber auch »Die BRD ist nicht unser Staat – Alle Macht dem Proletariat!«.

Auffallend viele junge Menschen haben sich an der Demonstration beteiligt, ob in den migrantisch geprägten, vor allem von türkischen Organisationen angeführten Blöcken, oder in von der SDAJ und anderen linken Jugendorganisationen organisierten Formationen.

»Die Straße frei der roten Jugend!« schallte es etwa aus einem aus Jugendlichen bestehenden, sehr diszipliniert auftretenden Block. In den verschiedenen Redebeiträgen wurde immer wieder auf die Lage der Arbeiterjugend, speziell in Pandemiezeiten hingewiesen.

Auch das vermehrte Säbelrasseln der imperialistischen Kriegstreiber wurde bei der Demonstration heftig kritisiert. Unter anderem die Situation an der russisch-ukrainischen Grenze, wo immer wieder die Kriegsgefahr hinaufbeschworen wird, war Thema. Am Vortag der Demonstration hatte am Denkmal für Ernst Thälmann, den von den Faschisten ermordeten Vorsitzenden der KPD, eine DKP-Kundgebung gegen Kriegstreiberei stattgefunden.

Die Demo fand auch im Hinblick auf die Corona-Maßnahmen sehr diszipliniert statt. Lediglich als eine Gruppe Jugendlicher aus dem Demonstrationszug ausbrechen und in einen S-Bahnhof stürmen wollte, kam es zu kleineren Rangeleien. Im vergangenen Jahr hatte die Berliner Polizei die Demo wegen des angeblichen Nichteinhaltens von Gesundheitsmaßnahmen angegriffen – während gleichzeitig Coronaleugner völlig unbehelligt und maskenfrei demonstrieren konnten.

Auch heute noch gilt eben: Wirkliche Angst macht den Herrschenden nur der Sozialismus. »Die Revolution ist großartig, alles andere ist Quark«, hatte Rosa Luxemburg einmal gesagt. Und, nach der Niederschlagung des Spartakusaufstandes – kurz vor ihrer Ermordung: »Ich war, ich bin, ich werde sein.«