Luxemburg02. März 2022

Resultate der Umfrage der OGBL-Plattform Equality bestätigen:

Viele arbeitende Frauen sind Opfer von Sexismus und sexueller Belästigung

von Ali Ruckert

Eine von zwei arbeitenden Frauen ist möglicherweise Opfer von Sexismus. Das ist das Resultat einer Umfrage der OGBL-Plattform Equality, an welcher sich seit November 2021 insgesamt 684 Frauen unterschiedlichsten Alters aus den verschiedensten Wirtschaftsbereichen beteiligten.

Die Resultate der Umfrage, die von Manon Meiresonne vorgestellt wurden, sind allein schon deshalb von besonderer Wichtigkeit, als es hierzulande zu dieser Frage kaum belastbare aktuelle sozialwissenschaftliche Untersuchungen gibt.

46 Prozent der Frauen, die an der Umfrage teilnahmen, gaben an, Opfer von Sexismus gewesen zu sein, 19 Prozent sogar von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. In 62 Prozent der Fälle ging das sexistische Verhalten von Vorgesetzten aus.

Sexismus und sexuelle Belästigung gibt es offenbar in allen Wirtschaftsbereichen. Besonders krass scheint es allerdings im Finanz- und Versicherungswesen zu sein, denn 60 Prozent aller Frauen aus dem Finanzbereich, die sich an der Umfrage beteiligten, berichteten davon, Opfer von Sexismus gewesen zu sein, 20 Prozent von sexueller Belästigung.

Einzelne Vorfälle von Sexismus mögen harmlos erscheinen in den Augen mancher, aber sie erschaffen eine Atmosphäre der Angst, Einschüchterung und Unsicherheit und führen bei den Betroffenen auch zu negativen Auswirkungen auf ihre Gesundheit.  

Der Umfrage zufolge hatten sexistische Umtriebe sehr unterschiedlichen Gesundheitsprobleme zur Folge: 12 Prozent der Frauen hatten sehr oft, weitere 20 Prozent oft Bauchweh, 15 Prozent litten sehr oft und weitere 18 Prozent oft unter Schlafstörungen, Hinzu kamen in sehr vielen Fällen Angstzustände, Essstörungen, Sexualitätsstörungen und Rücktrittsabsichten.

Oft wurden diese dadurch verstärkt, dass die Frauen die Opfer von Sexismus wurden, keine moralische oder praktisch Unterstützung im Betrieb fanden. In einem Drittel aller Fälle informierten die Frauen die Betriebsleitung, ohne dass allerdings Maßnahmen ergriffen wurden, um Remedur zu schaffen.

Die Resultate der Umfrage mögen subjektiv sein, sie machen jedoch deutlich, dass das Problem real ist, so Michel Cloos von der OGBL-Plattform Equality. Sexismus in der Arbeitswelt und seine Folgen würden nicht genug thematisiert, es bestehe allerdings dringender Handlungsbedarf.

Es sei erfordert Sexismus wie jede andere Art von Diskriminierung und Herabwürdigung zu entlarven und zu bekämpfen, Strukturen zu schaffen und bekanntzumachen, an welche sich die Opfer wenden können, die Sicherheitsdelegierten in Sachen Sexismus zu formieren und entsprechende gesetzliche Maßnahmen zu ergreifen, um die Arbeit der Gleichheitsdelegierten zu stärken und zu erreichen, dass Gleichheitspläne, sofern es sie überhaupt in den Betrieben gibt, nicht nur Alibi-Funktion haben.