Ausland06. April 2020

Geschichtsrevisionismus

Widerstandskämpfer protestieren gegen dieBeseitigung des Denkmals für den Befreier der Tschechoslowakei vom Faschismus

Die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer – Bund der Antifaschisten (FIR) protestiert in einer am Wochenende verbreiteten Erklärung gegen die Beseitigung des Denkmals für Sowjetmarschall Iwan S. Konjew in Prag. »Während in der ganzen Welt – trotz Coronapandemie – die Erinnerung an den 75. Jahrestag der Befreiung Europas von Faschismus und Krieg lebendig gehalten wird und dabei der Opfer gedacht und die Befreier der Anti-Hitler-Koalition geehrt werden, leistet sich eine Prager Bezirksregierung einen politischen Skandal, der an Provinzialität und Kleingeistigkeit nicht zu überbieten ist«, heißt es in der Stellungnahme.

Ungeachtet der Proteste und Eingaben aus aller Welt auch an die tschechische Staatsregierung wurde am vergangenen Freitag das Denkmal für Marschall Konjew demontiert und abtransportiert. Konjew war einer der Kommandeure von Truppenverbänden der Roten Armee, die unter anderem militärische Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz und der Tschechoslowakei erkämpft hatten. »Noch vor wenigen Wochen«, so betont die FIR, »am 27. Januar 2020, hatten an diesem Denkmal tschechische Antifaschisten im Gedenken an die Opfer der faschistischen Vernichtungspolitik eine Ehrung für Marschall Konjew vorgenommen«.

Offensichtlich versuche die Prager Bezirksregierung, die Ausnahmesituation wegen der gesundheitlich bedingten Ausgangsbeschränkungen zu nutzen, »diese Schändung des Denkmals ohne öffentliche Proteste auszuführen«. Man wolle offenbar verhindern, daß anläßlich des Befreiungstages der tschechischen Hauptstadt oder am Tag des Sieges erneut Tausende Prager Bürger an diesem Denkmal mit Blumen und anderen Ehrungen der Befreier gedenken.

Die FIR verweist in diesem Zusammenhang auf die skandalöse Erklärung des EU-Parlaments vom 19. September 2019, »die insbesondere in den baltischen Staaten und in Polen als Legitimation zur Beseitigung von Orten der Erinnerung an die Befreier genutzt wurde«. Nun sei in Prag ein weiteres erschreckendes Beispiel für die Folgen dieses Geschichtsrevisionismus zu erleben.

Die FIR erklärt im Namen ihrer Mitgliedsverbände, »daß die tschechischen Antifaschisten und viele Bürgerinnen und Bürger trotz dieses Frevels die Erinnerung an die Befreier bewahren werden und in würdigen öffentlichen Formen an Marschall Konjew und die Tausenden Kämpfer in den Reihen der Roten Armee, die die Befreiungsleistung vollbracht haben, erinnern werden«. (ZLV)

Beseitigung des Denkmals für den Befreier der Tschechoslowakei vom Faschismus, Prag, 3. April 2020 (Foto: Michal Cizek/AFP)