Streik bei Billigfliegern in Italien
Urlauber müssen Arroganz der Unternehmens ausbaden
Nach Arbeitsniederlegungen am 8. und 25. Juni haben Flug- und Bodenpersonal der Fluggesellschaft Ryanair und weiterer Billiganbieter am Sonntag in Italien von 14 bis 18 Uhr zum dritten Mal gestreikt, um gegen die unmenschlichen Ausbeutungsmethoden der Unternehmensleitung, die Mißachtung elementarer Sicherheitsvorkehrungen zu protestieren und die Respektierung ihrer Arbeiterrechte, bessere Arbeitsbedingungen und Mindestlöhne zu fordern.
Der ursprünglich für 24 Stunden vorgesehene Streik mußte nach einem Einspruch der Garantiekommission für Streiks auf vier Stunden begrenzt werden. Zu dem Ausstand hatten die Gewerkschaften Filt-Cgil, Fit-Cisl und Uiltrasporti und die Basis-Gewerkschaft Unione sindacale di Base (USB), aufgerufen, die den Vorstand von Ryanair zu Verhandlungen auffordern, die dieser in arroganter Weise verweigert. Die USB erkennt er nicht an und will sie von Gesprächen generell ausschließen.
Der Streik der italienischen Piloten und Flugbegleiter richtete sich erneut ebenso gegen die Billiganbieter Vueling, Ita, Wizz Air, Easyjet, Volotea Malta Air und Crewlink. Auch private Sicherheitskräfte und Sicherheitsdienste auf Flughafengeländen wurden blockiert. Die staatliche Nachrichtenagentur ANSA berichtete, daß Hunderte Flüge in ganz Italien gestrichen werden mußten, darunter 80 in Mailand, 50 in Rom-Fiumicino, etwa 40 in Bologna, 37 in Bari und 20 Turin. Das Wirtschaftsblatt »Fatto Quotidiano« sprach von rund 600 Flugzeugen, die nicht von den Startbahnen abheben konnten.
Die USB entlarvte in ihrem Streikaufruf, daß die Beschäftigten für Hungerlöhne arbeiten müssen, Prekariat und Armut trotz Arbeit auch in diesem Sektor zunehmen und die Rechte der Gewerkschaft, eines schlimmer als das andere, beschnitten werden. Während Tausende von Arbeitern entlassen wurden, um die Gewinne der Unternehmen zu steigern, müssen die Verbliebenen in zermürbenden Schichten arbeiten. Die Flugbegleiter sind dem so sogenannten 5-3-System unterworfen: Fünf aufeinanderfolgende Arbeitstage mit fast immer vier Flügen am Tag für insgesamt 20 Stunden, danach drei Ruhetage. Diese Struktur müsse »radikal in Frage gestellt werden«, fordert USB.
Da der Ausstand sowohl die Flugsicherung als auch das Bodenpersonal der beteiligten Airlines erfaßte, führte er zu zahlreichen Stornierungen und lähmte den Flugverkehr europaweit, berichtete die in Bologna erscheinende Zeitung »Resto del Carlino« und vermerkte, daß der Flughafen Marconi der Stadt unter diesen Unannehmlichkeiten besonders gelitten habe. Auf den Mailänder Flughäfen Malpensa und Linate, so das Blatt weiter, schlossen sich die Beschäftigten der Flugsicherungsgesellschaft ENAV dem Ausstand an. Easyjet sagte Flüge von Mailand nach Berlin ab und die von Rom-Fiumicino nach Amsterdam.
Auch nach dem Ende des Ausstandes hielten Verspätungen an. Die rücksichtslose Haltung der Leitung des Billigfliegers hatten Millionen Menschen nicht nur in Italien, sondern auch in Spanien, Portugal, Belgien und Frankreich, die mit Ryanair in den Urlaub fliegen wollten, auszubaden. Die Leitungen der Filt-Cgil und Uiltrasporti forderten von dem zuständigen Ministerium für Infrastruktur, menschenwürdige Arbeitsbedingungen für die Arbeiter zu gewährleisten, um den Passagieren in der Urlaubszeit weitere Unannehmlichkeiten zu ersparen. USB warnte, wenn es keine Interventionen von der Regierung und dem Unternehmen gibt, werden die Gewerkschaft darüber nachdenken, wie und auf welche Weise der Kampf fortgesetzt werden kann.