Kaleidoskop18. Januar 2022

Nachbarstaaten helfen Tonga nach gewaltigem Vulkanausbruch

von dpa/ZLV

Flieger der australischen und neuseeländischen Luftstreitkräfte haben sich am Montag auf den Weg nach Tonga gemacht, um nach dem gewaltigen Vulkanausbruch vor der Küste des Inselreichs Hilfe zu leisten. Sie sollen vor allem von den abgelegeneren Inseln des Pazifikstaats Luftaufnahmen liefern und Aufschluß geben über Schäden an Straßen, Häfen und Stromleitungen. Ein weiteres Flugzeug solle dringend benötigtes Trinkwasser und andere Hilfslieferungen nach Tonga bringen, sagte Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern auf einer Pressekonferenz. Sollte die Maschine aufgrund beschädigter Pisten nicht landen können, werde die Ladung aus der Luft abgeworfen. Das Ausmaß der Schäden in dem Südseearchipel ist weiter unklar.

Die Kommunikationsverbindungen dorthin waren am Montag weiter stark beeinträchtigt – speziell auf einigen der abgelegeneren Inseln Tongas, zu denen seit der Eruption des Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai keinerlei Kontakt hergestellt werden konnte. Die Regierung dort sende Schiffe aus, um die Lage zu erkunden, meldete am Montag Radio New Zealand. Zu Tonga gehören etwa 170 Inseln, 36 davon sind unbewohnt.

Der Ausbruch am Samstag war Tausende Kilometer weit zu hören. Eine gewaltige Aschewolke war wie ein Atompilz kilometerweit in die Höhe gestiegen. Die Eruption löste Flutwellen aus und versetzte viele Pazifikstaaten in Alarmbereitschaft. Tsunamiwellen wurden nicht nur in Tonga, sondern auch in Neuseeland, Japan, Alaska und Südamerika registriert. Hilfsorganisationen warnten vor Gesundheitsschäden durch die Asche und rieten den Bewohnern Tongas dazu, Masken zu tragen und nur Wasser aus Flaschen zu trinken.

Überflutungen wurden unter anderem auch aus Peru gemeldet, dort normalisierte sich die Lage am Sonntag (Ortszeit) laut Medienberichten aber wieder. In Chile gab es zwischenzeitlich eine Tsunamiwarnung für die Osterinseln und die Küstenregion, die dann wieder aufgehoben wurde.

Der Ausbruch war nach Ansicht von Experten der weltweit stärkste seit 30 Jahren. Erste Daten zeigten, daß es seit dem Pinatubo auf den Philippinen 1991 keine derartig heftige Eruption gegeben habe, sagte der Vulkanologe Shane Cronin von der University of Auckland Radio New Zealand. Hätte sich die Eruption an Land ereignet, dann wären die Auswirkungen »apokalyptisch« gewesen, so Cronin. Unklar sei, ob der jüngste Ausbruch den Höhepunkt der Aktivität darstelle. Es könne auch sein, daß der Vulkan noch mehrere Wochen oder sogar Jahre unruhig bleibe.

Die von der Eruption ausgelösten Ascheschwaden hätten mittlerweile sogar Australiens Ostküste erreicht, teilte der Wetterdienst Weather Watch New Zealand mit. Die Wolke ziehe nach Westen über Queensland und werde im Laufe des Tages einen Großteil des Bundesstaates bedecken, hieß es.

Neuseeland will derweil nach Arderns Worten eine zweite Maschine mit Hilfsgütern nach Tonga schicken. Sollte die Landebahn in Tongas Hauptstadt Nuku'alofa beschädigt sein, könnten die Materialien auch abgeworfen werden, sagte sie am Montag vor Journalisten. Infolge des Seebebens wurde auch ein wichtiges Unterseekabel gekappt, daher fiel das Internet auf Tonga aus. Auch die sonstigen Kommunikationsverbindungen waren gestört, Mobiltelefone schienen aber zumindest teilweise zu funktionieren, wenn auch nur lokal und nicht international.

Der etwa 65 Kilometer von Tongas Hauptstadt entfernte Unterseevulkan war an zwei Tagen in Folge ausgebrochen. Während nach der ersten Eruption am Freitag nur kleine Tsunamiwellen registriert wurden, war die zweite Eruption am Samstag auch im 2.000 Kilometer entfernten Neuseeland und in Fidschi zu hören. Die Bewohner Fidschis wurden aufgerufen, Wassertanks zuzudecken und im Fall von Ascheregen in ihren Häusern zu bleiben.