Die Direktion will die Krise offenbar auf dem Buckel der Belegschaft lösen
Flexibilisierung und Arbeitsbelastung bei Luxair nehmen zu
Dass Betriebe aus der Reisebranche und Fluggesellschaften während der Sommerschulferien Hochkonjunktur haben, gehörte bisher zur Normalität in der Branche, sieht man einmal von den »Corona-Jahren« ab, während denen die Reiseaktivitäten stark eingeschränkt waren.
Inzwischen sind die Auftragsbücher allerdings erneut gut gefüllt, und das Feriengeschäft läuft auf Hochtouren, auch bei Luxair.
Doch die Krise, die in der Luftfahrtbranche bereits vor Corona einsetzte, hat tiefe Spuren hinterlassen, und der Personalabbau, der während der vergangenen Jahre erfolgte, zeitigt inzwischen immer größere negative Auswirkungen.
Aufgrund der Abmachungen, die im Rahmen einer sektoriellen Tripartite getroffen wurden und infolge des Plans zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung, der auf Drängern der Gewerkschaften unterzeichnet worden war, hatte es bei Luxair keine Entlassungen aus wirtschaftlichen Gründen gegeben. Aber es wurden fast 600 Arbeitsplätze abgebaut. Mehr als 250 Beschäftigte gingen in den Ruhestand oder den Vorruhestand, viele weitere wurden an andere Unternehmen und Ministerien abgegeben.
Doch die Reorganisation der verschiedenen Abteilungen blieb nicht ohne negative Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen. Der zunehmend hohe Arbeitsrhythmus und die größere Flexibilität, die dem Flug- und Bodenpersonal abverlangt wurden, führten zu Überbelastung und permanentem Stress, als die Aktivitäten wieder hochgefahren wurden.
Aufgrund der zunehmenden Flexibilisierung und dem Bestreben von Luxair, die gesetzlichen Grenzen der Arbeitsplanung systematisch und für lange Zeit auszureizen, um die Kosten weiter zu senken, hatten die Gewerkschaften OGBL, LCGB und NGL-SNEP am 13. Juli dieses Jahres die Zustände bei Luxair in einer Stellungnahme unter dem Titel »Ungesundes Arbeitsklima bei Luxair« aufgegriffen und bessere Arbeits- und Lohnbedingungen gefordert. Um diese Fragen anzugehen, hatten sie auf rasche Gespräche mit der Direktion gedrängt.
Überbelastung: Kurzfristig muss eine Lösung her
Ein solches Gespräch, während dem die Gewerkschaften ihre Forderungen darlegten, fand kurze Zeit später tatsächlich statt, und die Luxair-Direktion zeigte sich nicht abgeneigt, über mittel- und langfristige Veränderungen in der Arbeitsorganisation zu reden. Allerdings gab es, wie die Zentralsekretärin des OGBL-Syndikats Zivile Luftfahrt, Michelle Cloos, gegenüber der »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek« bestätigte, kein Entgegenkommen bei der Forderung der Gewerkschaften, kurzfristig Lösungen zu finden und Maßnahmen zu ergreifen, um die Überbelastung der Beschäftigten zu reduzieren und die Flexibilisierung einzuschränken, die zwangsläufig zu immer mehr Krankmeldungen führen.
Luxair-Generaldirektor Gilles Feith verkündete inzwischen in der Presse, er wisse »um die Arbeitsbelastung«, doch »nur mit vollen Flugzeugen komme man aus der Krise«. Das lässt darauf schließen, dass die Direktion der staatlichen Fluggesellschaft die Krise auf dem Buckel der Beschäftigten lösen will, denn seit dem Gespräch mit den Gewerkschaften scheinen Stress und Arbeitsbelastung noch zugenommen zu haben.
Es ist an der Zeit, über finanzielle Kompensationen zu reden
Bleibt die Frage, ob die Beschäftigten und ihre Gewerkschaften sich das noch lange gefallen lassen werden, umso mehr die größere Flexibilität nicht durch finanzielle Vergütungen kompensiert wird, wie das zum Beispiel bei Fluggesellschaften in unseren Nachbarländern der Fall ist.
Wohl stimmt es, dass die Löhne der Beschäftigten von Luxair bis zum Ende des Kollektivvertrags am 31. Dezember 2023 eingefroren sind, aber diese Entscheidung wurde auf dem Höhepunkt der Krise getroffen und entspricht nicht mehr den heutigen Gegebenheiten und dem wachsenden Umsatz der Fluggesellschaft. »Es ist an der Zeit, um über finanzielle Verbesserungen für die Beschäftigten zu reden«, so Michelle Cloos.