Ausland07. August 2025

Auslands-Nachrichten

von dpa/ZLV

Friedensappell von Hiroshima

Zehntausende Menschen haben in Hiroshima der Opfer des Atombombenabwurfs der USA vor 80 Jahren gedacht. Angesichts weltweiter Sorgen vor dem steigenden Risiko eines Atomkrieges forderte Bürgermeister Kazumi Matsui in einer Friedenserklärung die junge Generation auf, den Kampf gegen Nuklearwaffen fortzusetzen: »Unsere Jugend, die Führungskräfte kommender Generationen, muß erkennen, daß fehlgeleitete Entscheidungen in Fragen der Militärausgaben, der nationalen Sicherheit und der Atomwaffen völlig unmenschliche Folgen haben können.«

Um 8.15 Uhr – dem Zeitpunkt, als der US-amerikanische Bomber »Enola Gay« am 6. August 1945 die Atombombe mit dem Namen »Little Boy« über Hiroshima abgeworfen hatte – legten die rund 55.000 Teilnehmer der Gedenkzeremonie eine Schweigeminute ein. Zehntausende Bewohner Hiroshimas waren damals sofort getötet worden, insgesamt starben bis Ende 1945 schätzungsweise 140.000 Menschen. Drei Tage nach dem Abwurf über Hiroshima warfen die USA eine zweite Atombombe über der Stadt Nagasaki ab.

UNO-Generalsekretär António Guterres warnte in einer Botschaft, daß das Risiko eines Atomkonflikts wieder wachse. Die gleichen Waffen, die Hiroshima und Nagasaki verwüsteten, würden inzwischen erneut als Druckmittel betrachtet. Im vergangenen Jahr wurde die japanische Organisation Nihon Hidankyo von Überlebenden der Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki für ihre Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt mit dem Friedensnobelpreis geehrt.

Besetzung Gazas geplant

Das israelische Sicherheitskabinett soll am heutigen Donnerstag über einen Plan zur Einnahme des gesamten Gazastreifens entscheiden. Die Armeeführung warnt vor einem solchen Schritt, zu dem Regierungschef Benjamin Netanjahu tendiere. Der israelische Rundfunk berichtete, Armeechef Ejal Zamir habe in einer Vorbesprechung mit Netanjahu vor einer »Falle« sowie tödlicher Gefahr für Geiseln und Soldaten gewarnt. Bei einem erneuten Angriff Israels wurde das Sheikh-Radwan-Gesundheitszentrum der UNRWA in Gaza getroffen.

Gespräch in Moskau

Kurz vor Ablauf eines Ultimatums von USA-Präsident Donald Trump hat sein Sondergesandter Steve Witkoff in Moskau Gespräche geführt. Präsident Wladimir Putin empfing den Unterhändler für etwa drei Stunden im Kreml. Es sei ein nützliches und konstruktives Gespräch gewesen, sagte Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow anschließend. Putin habe über Witkoff »Signale aus den USA zum Ukraine-Krieg« bekommen und umgekehrt Signale an Trump übermittelt. In Washington wurde für den Abend (22.30 Uhr MESZ) eine Äußerung von Trump zu Wirtschaftsfragen angekündigt.

Am Freitag läuft eine 10-Tages-Frist ab, die der USA-Präsident gesetzt hat, um eine Waffenruhe oder eine Friedensregelung zwischen Rußland und der Ukraine zu erreichen – danach will Trump Sanktionen gegen Rußlands Handelspartner verhängen. Rußlands Sondergesandter für Außenwirtschaftsbeziehungen, Kirill Dmitrijew, schrieb nach dem Treffen mit Witkoff, der russisch-amerikanische Dialog gehe weiter und sei wichtig für Sicherheit und Frieden in der Welt.

Opposition in Israel kritisiert Gaza-Besetzung

Tel Aviv – Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid hat Überlegungen der Regierung zur kompletten Eroberung des Gazastreifens als »sehr schlechte Idee« bezeichnet. Dies habe er Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einer Besprechung wissen lassen, sagte Lapid vor Journalisten. »Man schickt Israel nicht in den Krieg, wenn die Mehrheit der Bevölkerung nicht hinter einem steht – und das israelische Volk hat an diesem Krieg kein Interesse.«

Israel werde für die Ausweitung der Kämpfe in dem Küstengebiet einen »hohen Preis« bezahlen, sagte Lapid. Er bezog sich dabei sowohl auf die Zahl der Opfer, die die militärische Eroberung weiterer Gebiete wahrscheinlich mit sich bringen würde, als auch auf die möglichen Kosten einer Besatzung.

Noch vor Beratungen über eine Ausweitung des Gaza-Kriegs hat die israelische Armee einen Räumungsaufruf für Wohngebiete im Süden der Stadt Gaza veröffentlicht. Der Militärsprecher in arabischer Sprache forderte die Einwohner des Viertels Al-Saitun dazu auf, sich sofort in Richtung Süden in die humanitäre Zone in Al-Mawasi zu begeben. Die Armee weite »ihren Einsatz« in Richtung Westen aus, hieß es weiter in der Mitteilung.

Anschließend veröffentlichte der Sprecher auch einen Räumungsaufruf für Teile der Stadt Chan Junis im Süden des Küstenstreifens.

Das israelische Sicherheitskabinett soll nach Medienberichten am heutigen Donnerstag über einen Plan zur Einnahme des gesamten Gazastreifens entscheiden.

Trump sieht Vance als möglichen Nachfolger

Washington – USA-Präsident Donald Trump sieht seinen Vize JD Vance »höchstwahrscheinlich« als zukünftigen republikanischen Präsidentschaftskandidaten und damit als möglichen Nachfolger. »Es ist natürlich zu früh, darüber zu sprechen, aber er macht auf jeden Fall einen großartigen Job und wäre derzeit wahrscheinlich der Favorit«, sagte Trump am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Washington.

Trump brachte auch eine mögliche gemeinsame Kandidatur von Vance und Außenminister Marco Rubio ins Spiel. »Ich glaube, Marco ist auch jemand, der sich vielleicht in irgendeiner Form mit JD zusammentun würde«, sagte er. Überhaupt stünden mit ihm »einige unglaubliche Leute« auf der Bühne. Neben Vance und Rubio nahmen weitere Regierungsmitglieder an der Pressekonferenz teil, darunter auch Heimatschutzministerin Kristi Noem und Justizministerin Pam Bondi.

Die nächste Präsidentschaftswahl findet 2028 statt. Eine eigene Kandidatur hat Trump bislang nicht komplett ausgeschlossen – immer wieder kokettieren er und sein Umfeld mit einer möglichen dritten Amtszeit. Laut dem 22. Verfassungszusatz darf jedoch niemand mehr als zweimal zum Präsidenten gewählt werden.

Trump-Zölle gegen Indien

Washington – Die USA-Regierung von Präsident Donald Trump belegt Indien wegen dessen Ölgeschäften mit Rußland mit zusätzlichen Zöllen. Die neuen Abgaben in Höhe von 25 Prozent sollen 21 Tage nach der Unterzeichnung des entsprechenden Dekrets in Kraft treten, heißt es in der Anordnung.

Zuvor hatte Trump bereits Zölle in gleicher Höhe auf indische Importe angekündigt, aber offengelassen, wie hoch die zusätzliche »Strafe« wegen der Geschäfte mit Rußland ausfallen würde. Mit den nun angekündigten 25 Prozent würde sich der Satz auf insgesamt 50 Prozent verdoppeln.

Trump hatte im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine wiederholt mit höheren Zöllen gedroht, jedoch bislang keine konkreten Zahlen genannt. Am vergangenen Dienstag (29. Juli) setzte er eine Frist von zehn Tagen und forderte in diesem Zeitraum eine Waffenruhe oder eine Friedensregelung zwischen Moskau und Kiew. Sollte diese nicht zustande kommen, kündigte er Sanktionen gegen Rußlands Handelspartner an.

Im Juni war Indien nach China der zweitgrößte Abnehmer von russischen fossilen Brennstoffen, eingekauft wurde im Wert von 4,5 Milliarden Euro. Rohöl machte nach Angaben von Energieexperten der unabhängigen Forschungsorganisation CREA 80 Prozent oder 3,6 Milliarden Euro aus.

Syrien kündigt Großprojekte an

Damaskus – Die radikal-islamistische Führung Syriens hat den Start von zwölf Großprojekten mit einem Gesamtvolumen von 14 Milliarden US-Dollar angekündigt. Die Vorhaben sollen nach offiziellen Angaben landesweit umgesetzt werden und einen »Wendepunkt in Infrastruktur und Wirtschaft« einleiten.

Der Leiter der Investitionsbehörde, Talal al-Hilali, erklärte bei einer Investitionskonferenz in Damaskus, zu den wichtigsten Projekten zählten der Ausbau des Flughafens Damaskus, der Bau einer Metro in der Hauptstadt sowie mehrere Hochhaus- und Einkaufszentrenprojekte. »Sie sind Motoren für die Schaffung von Arbeitsplätzen und Signale für ein erneuertes internationales Vertrauen in Syrien«, sagte al-Hilali.

Die Vereinbarungen mit ausländischen Unternehmen wurden im Präsidentenpalast in Damaskus unter Anwesenheit des selbsternannten »Übergangspräsidenten« Ahmed al-Scharaa und des USA-Sondergesandten für Syrien, Thomas Barrack, unterzeichnet. Al-Hilali betonte, Syrien sei »offen für Investitionen« und wolle gemeinsam mit vertrauenswürdigen Partnern »ein neues Kapitel von Aufschwung und Wiederaufbau« schreiben.

Hisbollah gegen bedingungslose Entwaffnung

Beirut – Die Hisbollah hat die Absicht der libanesischen Regierung zur bedingungslosen Entwaffnung der Miliz als »schweren Fehler« bezeichnet. Der Libanon werde seiner Waffen zum Widerstand gegen den Feind beraubt, hieß es in einer Stellungnahme der Organisation. Die Entscheidung schwäche den Libanon angesichts der anhaltenden israelischen Angriffe, so die Hisbollah. Eine Entwaffnung diene ausschließlich israelischen Interessen.

Die Regierung von Ministerpräsident Nauaf Salam hatte am Dienstagabend die Armee beauftragt, einen Plan zur Entwaffnung der Hisbollah auszuarbeiten. Bis zum Jahresende sollen alle Waffen im Land unter staatliche Kontrolle gestellt werden. Die Hisbollah hat wiederholt betont, daß sie sich nicht auf einen solchen Zeitplan einlasse.

Seit Ende November gilt eine Waffenruhe zwischen der Hisbollah und Israel. Israel greift jedoch nahezu täglich weiter die Hisbollah im Libanon an und tötet auch immer wieder Menschen. Israelische Truppen sind weiterhin an fünf Posten im Südlibanon vertreten.

Präsident Joseph Aoun, Ministerpräsident Salam wie auch die USA und Israel fordern, daß die Hisbollah alle ihre Waffen an die reguläre staatliche Armee abgibt. Die Hisbollah lehnt das ab, solange Israels Truppen im Libanon stationiert sind und Israel Ziele im Land angreift.

Profit-Rekorde bei Siemens Energy

München – Siemens Energy ist trotz Belastungen durch die USA-Zölle und seiner schwächelnde Windkraftsparte auf dem Weg zum vielleicht besten Geschäftsjahr seiner Geschichte. Auch im dritten Quartal, das beim Münchner Energietechnikkonzern von April bis Juni geht, fiel ein solider Gewinn von 697 Millionen Euro an. Im Vorjahreszeitraum hatte noch ein Verlust von 102 Millionen gestanden. Zudem meldet das Unternehmen Rekorde bei Auftragseingang und Auftragsbestand.

Zwar profitierte Energy aktuell von einem rund eine halbe Milliarde schweren Sondereffekt, doch auch ohne ihn hätte es im Quartal – wie in den beiden davor – einen klaren Gewinn gegeben. In den bereits eingebrachten ersten neun Monaten des Geschäftsjahres steht ein Plus von 1,45 Milliarden zu Buche.

Ohne Sondereffekte will Siemens Energy im laufenden Jahr bis zu einer Milliarde Euro nach Steuern kassieren. Diese zwischenzeitlich deutlich angehobene Prognose hat der Konzern zudem bestätigt – und sieht sich aktuell sogar auf dem Weg zum oberen Ende dieser Bandbreite.

Streik bei Gucci angekündigt

Rom – Mitarbeiter des Modehauses Gucci in Italien haben dem Unternehmen einen Streik angekündigt: Rund 1.000 Beschäftigte im Einzelhandel und in der Logistik im ganzen Land haben einen »stato di agitazione« ausgerufen, einen Arbeitskampf, der nach italienischem Recht zu Streiks führen kann. Nach Angaben der Gewerkschaften Filcams Cgil, Fisascat Cisl und Uiltucs hat das Luxusunternehmen eine für 2025 zugesagte Sozialleistung nicht gezahlt.

Konkret geht es um ein Sozialpaket, das 2022 mit einem Zusatzvertrag eingeführt wurde und ursprünglich bis Ende 2024 garantiert war. Nach Angaben der Gewerkschaften habe die Unternehmensleitung ihnen jedoch wiederholt versichert, daß sie die Zahlungen auch 2025 fortsetzen werde. Nun weigere sich das Luxusmodehaus, diese zu leisten.

Wahl in Bangladesch

Dhaka – Die Übergangsregierung von Bangladesch will im Februar und damit zwei Monate früher als geplant ein neues Parlament wählen lassen. Er werde einen Brief mit der entsprechenden Bitte an die Wahlkommission senden, sagte Interimsregierungschef Muhammad Yunus in einer Fernsehansprache. Die Ankündigung erfolgte am ersten Jahrestag des Sturzes der früheren Ministerpräsidentin Sheikh Hasina.

Yunus war in den vergangenen Monaten zunehmend unter Druck geraten, frühzeitig einen Wahltermin festzulegen. Im Juni hatte er dann zunächst erklärt, die Wahl werde in der ersten April-Hälfte 2026 stattfinden. Dafür wurde der Friedensnobelpreisträger von 2006 von der Opposition kritisiert, die einen früheren Zeitpunkt forderte. Yunus beschrieb jetzt die Wahl als die letzte Aufgabe der Übergangsregierung.

Die zunehmend autoritär regierende Hasina war am 5. August 2024 nach Massenprotesten gegen ihre Regierung und Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften zurückgetreten. Yunus hatte wenige Tage nach der Flucht Hasinas mit dem Rückhalt des mächtigen Militärs das Amt des Regierungschefs übergangsweise übernommen. Das Büro des Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR) schätzt, daß bei den Protesten gegen Hasina bis zu 1.400 Menschen getötet wurden.


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