Ausland18. Dezember 2009

Obama, der Friedensnobelpreis und der Krieg

Nur Neider können Herrn Obama die Verleihung des Friedensnobelpreises nicht vergönnen. Er hätte in Richtung Friedenswahrung noch gar nichts geleistet, heißt es.

Doch diese Nörgler interpretieren die vom US-Verteidigungsministerium veröffentlichten Graphiken über die Entwicklung der Stärke der US-Truppen in Afghanistan falsch.

Der viel bescholtene Vorgänger von Obama setzte weniger als 20.000 Mann ein, um die Taliban zu besiegen und von der Macht zu verdrängen. Für die Sicherung des Sieges bedurfte es dann einer Truppenstärke von knapp 34.000 Mann. Bush konnte auch nicht mehr Besatzungstruppen für Afghanistan aufbringen, da er im Irak mit dem Siegen noch nicht fertig war.
Das zeigt aber auch, dass das Rüstungsziel der USA noch nicht erreicht war. Es soll die USA nämlich befähigen, gleichzeitig drei Kriege mittlerer Intensität in verschiedenen Gegenden der Erde siegreich führen zu können.

Seit Obama da ist, ist alles anders. Innerhalb nur eines Jahres wurde das Armeekontingent der USA am Hindukusch heimlich, still und leise, aber kontinuierlich auf 68.000 erhöht.

Heute, nachdem der Sieg im Irak errungen ist, und es um die Aufteilung der Beute in Form von Erdölförderrechten geht, kann der neue Präsident mit einem Aufwand von nur zusätzlichen 30.000 Truppen den Sieg in Afghanistan sichern, um 2011 dann 100.000 Soldaten friedlich nach Hause zu bringen. So eine Leistung soll mit Recht durch den Friedensnobelpreis belohnt werden, nicht wahr?

Darüber hinaus macht Obama sich auch noch um die Umwelt verdient und hat daher, wie vor ihm sein Landsmann Al Gore, einen zusätzlichen Verdienst um den Frieden.

Nach Angaben des »U.S. Government Accountability Office« verpulvern die US-Streitkräfte allein auf der »Bagram Air Base« in Afghanistan und der »Q-West Air Base« im Irak jährlich zusammengenommen 100 Millionen Gallonen Treibstoff.

Während in den USA eine Gallone (3,78 Liter) Treibstoff rund einen Dollar kostet, kostet sie beispielsweise in Afganistan, nach den Angaben von General James Conway, Kommandant des Marine Corps, um die 400 Dollar wegen der Transportkosten und den Bestechungsgeldern, die man die Stammesfürsten bezahlen muss, damit sie die Transporte ungeschoren durchlassen. In Irak ist es nicht viel anders.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Kriege so teuer werden. Für das Jahr 2010 fordert das Pentagon 65 Milliarden Dollar Kredite für Afghanistan und 61 Milliarden Dollar für den Irak.

Die 100 Millionen Gallonen Treibstoff, welche auf nur zwei US-Basen gebraucht werden, liefern beim Verbrennen rund eine Million Tonnen CO2, das heißt ganze 10 Prozent des CO2-Ausstoßes von Luxemburg.

Wenn Herr Obama seine Versprechen einhält, dann spart er dem US-amerikanischen Steuerzahler nicht nur Geld, sondern tut auch noch etwas für die Umwelt.

Das könnten die NATO-Partner jetzt schon tun, wenn sie auf die Entsendung zu- sätzlicher Truppen verzichten würden.

Aloyse Bisdorff