Kaleidoskop28. Oktober 2023

Grünes Licht für Atomklo 130 Kilometer von Luxemburg entfernt

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Frankreichs Pläne für ein Atommüll-»Endlager« in Lothringen, nur 130 Kilometer von der luxemburgischen Grenze entfernt, sind mit der Verfassung vereinbar. Wie der Verfassungsrat in Paris am Freitag entschied, werden »die Rechte künftiger Generationen« durch das geplante bislang einzige Lager für hoch- und mittelradioaktive Abfälle »nicht beschnitten«. Die Planung beinhalte Garantien, wie zum Beispiel eine »Rückholbarkeit« aller Atomabfälle innerhalb von 100 Jahren und die Möglichkeit für künftige Generationen, den Bau des in Etappen geplanten Atomklos fortzusetzen oder das Konzept zu ändern. Der Verfassungsrat wies damit die Klage etlicher Umweltschutzverbände aus dem In- und Ausland sowie von Anwohnern ab.

Das Örtchen Bure westlich von Nancy, an der Grenze zwischen Lothringen und der Champagne ist schon länger ein Hotspot der Auseinandersetzung um den Atommüll. Die Nationale Agentur für das Management radioaktiver Abfälle (ANDRA) will hier das weltweit größte geologische Endlager für hochradioaktive Abfälle bauen. Angeblich seien die massiven Tonschichten geeignet, den strahlenden Atommüll für Hunderttausende von Jahren sicher aufzubewahren. Milliardeninvestitionen begleiten das Projekt – und wenn das Zuckerbrot nicht reicht, helfen von der ANDRA bezahlte Einsatzkräfte bei der Umsetzung der Projektabschnitte – mit Überwachungsdrohnen, Räumpanzern, Flugzeugen und Helikoptern.

Die Pläne für das »Endlager« bei Bure haben auch in den Nachbarländern immer wieder für Proteste gesorgt. Der Landtag des Saarlandes sprach sich schon vor Jahren gegen das Atommüllager aus. Die Planungen für eine Lagerung der radioaktiven Abfälle in 500 Metern Tiefe in einer Tongesteinformation sind inzwischen weit fortgeschritten. Mit einer Baugenehmigung wird zwischen 2025 und 2027 gerechnet. Ein Beginn der Einlagerung hoch- und mittelradioaktiver Abfälle wird für den Zeitraum zwischen 2035 bis 2040 angestrebt.

Angesichts des geplanten Ausbaus der Atomkraftnutzung in Frankreich ist das »Endlager« von großer Bedeutung. Frankreich prüft den Bau von 14 neuen Atomkraftwerken bis zum Jahr 2050, außerdem soll die Laufzeit bestehender AKW von 40 auf 50 Jahre erhöht werden, »wenn die Sicherheit dies zuläßt«. Vorbereitende Arbeiten laufen dazu bereits für einige der 56 französischen AKW.

Daß es die Atomkraftgegner in Frankreichs deindustrialisierten Osten schwer haben, liegt neben der Aussicht auf neue Arbeitsplätze auch daran, daß die Konzerne der Branche sowie der französische Staat jeden Widerstand mit viel Geld im Keim ersticken. In den ersten Jahren bekamen die Departements Meuse und Haute-Marne jeweils neun Millionen Euro pro Jahr. Mittlerweile sind die von Atomkraftgegnern »Stillhalteprämie« genannten Schecks aus Paris auf 30 Millionen Euro jährlich angestiegen.