Leitartikel01. April 2023

Hungern für den Sieg

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Die UNO mußte am Donnerstag verkünden, daß ein Hilfsprogramm für Flüchtlinge in Burundi gekürzt werden muß, weil sieben Millionen Dollar fehlen, um die Versorgung von 56.000 Kriegsflüchtlingen aus dem Kongo in den nächsten sechs Monaten zu gewährleisten. Am gleichen Tag wird gemeldet, daß die EU 30 Millionen Euro an Polen vergibt, sowie 17 Millionen an Bulgarien und 10 Millionen an Rumänien – als Ausgleich für Verluste, die polnische, bulgarische und rumänische Agrarproduzenten erleiden, nachdem die Produzenten in den drei Ländern ihre Produkte nicht absetzen können, weil Getreide aus der Ukraine zollfrei in die EU eingeführt wird.

So fließen also fast 50 Millionen Euro, um den Wirtschaftskrieg gegen Rußland abzusichern, während die UNO Opfer des Krieges im Kongo nicht mehr versorgen kann. Diese Zahlen sind aber nur die Spitze eines gewaltigen Eisberges, zwei Beispiele, die eben frisch gemeldet wurden.

Die Ungeheuerlichkeit wird richtig deutlich, wenn dieselbe Europäische Union, die nicht nur Getreideexporte zugunsten der ukrainischen Kriegskasse über alle Maßen subventioniert und Flüchtlinge aus der Ukraine mit großzügigen Leistungen alimentiert, quasi per Beschluß dafür sorgt, daß der Hunger in der Welt immer mehr anwächst.

So haben die ach so demokratischen Medien wohl vergessen zu melden, daß die Staats- und Regierungschefs der EU, darunter auch Premierminister Bettel, den Generalsekretär der UNO bei ihrem jüngsten Gipfeltreffen in höchstem Maße brüskiert haben. António Guterres war eigens aus New York nach Brüssel gereist, um sich bei der EU dafür einzusetzen, das schier undurchsichtige Sanktionsregime gegen Rußland zumindest soweit zu entwirren, daß der Export von russischen und belorussischen Düngemitteln reibungslos ermöglicht wird. Diese bescheidene Bitte wurde rundweg abgelehnt, so daß der Chef der Weltorganisation unverrichteter Dinge wieder abreisen mußte.

Die Folge ist, daß in diesem Jahr mit weiteren Einbrüchen in der landwirtschaftlichen Produktion zu rechnen ist, und zwar weltweit. Besonders zu spüren bekommen das die Länder Afrikas, wo laut UNO-Angaben bereits mindestens 21 Prozent der Bevölkerung unterernährt sind. Zudem führt das zu weiteren Erhöhungen der Preise für Nahrungsmittel, und auch das weltweit, also auch hier bei uns im »reichen« Luxemburg.

Ebenso wie der verordnete »Verzicht« auf fossile Energieträger russischer Herkunft – die nun nicht etwa durch klimafreundliche Energieerzeugung, sondern durch den Import von fossilen Energieträgern aus den USA, dem Nahen Osten, Nordafrika oder Kasachstan mit bisher nicht absehbaren Folgen für die Umwelt kompensiert werden sollen – dreht diese Politik unaufhörlich an der Preisschraube, zieht uns das Geld aus der Tasche – zusätzlich zu den Milliarden und Abermilliarden, die pausenlos fließen, um Rußland »auf dem Schlachtfeld zu besiegen«.

Um diesen Irrsinn zu beenden, hat Papst Franziskus in seiner jüngsten Videobotschaft noch einmal dazu aufgerufen, die »Gewaltlosigkeit zur Richtschnur unseres Handelns« zu machen. Denn Gewalt und der Krieg seien »Wahnsinn«. »Laßt uns eine Kultur des Friedens entwickeln«, sagte Franziskus. Allerdings wird den Konsumenten der »Qualitätsmedien« auch diese Botschaft vorenthalten, denn in den Worten des Pontifex maximus fehlte die obligatorische Verurteilung von »Rußlands Krieg gegen die Ukraine«. Wie tief kann man noch sinken?