Baustoff mit Blut und Urin entwickelt
Blut ist dicker als Wasser. Das dürften sich auch Forscher der Universität Manchester gesagt haben, als sie nach einem möglichen Baumaterial auf der Marsoberfläche suchten. Herausgekommen ist ein Baustoff, der aus extraterrestrischem Staub und menschlichen Körperflüssigkeiten hergestellt wird. Die als Astrocrete bezeichnete Substanz habe sogar eine höhere Druckfestigkeit als herkömmlicher Beton, heißt es in der im Fachblatt »Materials Today Bio« veröffentlichten Studie.
Auf die Idee kamen die Wissenschaftler, weil der Transport von Baumaterial bei einer künftigen bemannten Mission auf den Roten Planeten zu aufwendig werden dürfte. Sie hielten deshalb nach Rohstoffquellen vor Ort Ausschau – und wurden in den Körpern von Raumfahrern fündig. Benötigt wird dafür neben Marsstaub ein im Blut vorkommendes Protein (Humanalbumin) sowie Harnstoff, der in Urin, Tränen oder Schweiß enthalten ist.
Mit der Technik könnten sechs Raumfahrer innerhalb eines rund zweijährigen Aufenthalts etwa 500 Kilogramm Astrocrete herstellen, hieß es in der Mitteilung der Universität Manchester. Werde er als eine Art Mörtel für Sandsäcke oder Ziegel aus reinem Marsstaub genutzt, reiche die von einem Raumfahrer ausgeschiedene Menge an Astrocrete aus, um die künftige Marskolonie um die Behausung für eine Person zu erweitern. Im Versuch hatte das Forscherteam zur Produktion von Astrocrete nachgebildeten Marsstaub verwendet.
Wissenschaftler hätten zuvor bereits versucht, funktionierende Technologien zu entwickeln, um betonartige Materialien auf der Marsoberfläche zu produzieren, sagte der an der Studie beteiligte Aled Roberts. Er fügte hinzu: »Aber wir kamen nie darauf, daß die Antwort die ganze Zeit in uns steckte.«