Kaleidoskop03. Juni 2023

»Martha«-Star Margit Carstensen gestorben

von dpa/ZLV

Sie gehörte zu den großen Fassbinder-Stars: Die Schauspielerin Margit Carstensen ist tot. Sie starb am Donnerstag im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus im norddeutschen Heide, teilte ihre Agentin unter Berufung auf die Familie am Freitag mit. 2016 war sie noch im »Tatort«-Krimi »Wofür es sich zu leben lohnt« im ARD-Fernsehen zu sehen. Neben Eva Mattes als Kriminalhauptkommissarin Klara Blum spielte sie mit Irm Hermann und Hanna Schygulla ein kurioses Trio alter Damen, die aus moralischen Gründen zu Mörderinnen werden.

Seit vielen Jahren lebte Carstensen zurückgezogen in einem kleinen Dorf in der Nähe von Heide in Schleswig-Holstein. Schon seit längerer Zeit konnte sie keine Rollen mehr übernehmen, weil sie gesundheitlich angeschlagen war. Seit Jahren litt die starke Raucherin an einem Lungenemphysem, das ihr das Atmen schwer machte.

Carstensen wuchs in Kiel auf. Nach dem Schauspielstudium an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater spielte sie an verschiedenen westdeutschen Bühnen, von 1965 bis 1969 gehörte sie zum Ensemble des Hamburger Schauspielhauses. 1969 wechselte sie nach Bremen, wo sie den charismatischen Theaterautor und Filmemacher Rainer Werner Fassbinder kennenlernte. Mit ihm drehte sie Filme wie »Die bitteren Tränen der Petra von Kant« (1972), »Martha« (1974) und »Chinesisches Roulette« (1976).

Eine jahrelange künstlerische Zusammenarbeit verband sie auch mit Christoph Schlingensief, in dessen Film »100 Jahre Adolf Hitler. Die letzte Stunde im Führerbunker« (1989) sie Magda Goebbels verkörperte und in dessen Medienpersiflage »Terror 2000« (1992) sie eine Detektivin spielte. Mit Regisseur Leander Haußmann drehte sie unter anderem die Komödie »Sonnenallee« (1999).

2019 wurde sie für ihr Lebenswerk in Berlin mit dem Götz-George-Preis geehrt (Foto). Die Jury würdigte sie als »Ausnahmeerscheinung in der deutschen Theater- und Filmlandschaft, einzigartig in ihrem intensiven, bedingungslosen Spiel, ihrer grenzüberschreitenden Darstellung und in ihrer Konzentration, die das Publikum zum Zuhören zwingt und ausnahmslos in ihren Bann zieht«.