Luxemburg05. März 2021

Geschlechtergerechtigkeit: Fehlanzeige

»Gender pension gap«: Frauen bekommen in Luxemburg sehr viel weniger Rente als Männer

von Oliver Wagner

Frauen werden bekanntlich schlechter für ihre Arbeit bezahlt als Männer. Man spricht vom »Gender pay gap«, also der Lücke, die zwischen dem durchschnittlichen Lohn der männlichen und dem der weiblichen Schaffenden klafft. Doch infolgedessen haben Frauen auch niedrigere Rentenerwartungen, hieß es Anfang Februar in einer Veröffentlichung von Eurostat, des Statistikamtes der EU. Das gilt insbesondere für Frauen, die in Luxemburg wohnen, wo der sogenannte »Gender pension gap«, also die geschlechterbedingte Rentenlücke, demnach bei 44 Prozent liegt.

Damit ist der durchschnittliche Einkommensunterschied zwischen Rentnern und Rentnerinnen über 65 Jahre nirgendwo in den nach dem Austritt Britanniens noch 27 EU-Staaten (plus Norwegen und Schweiz) höher als in Luxemburg. Der »Gender pension gap« liegt EU-weit bei 29 Prozent.

Auf Spitzenreiter Luxemburg folgen in dem Negativranking Malta und die Niederlande mit jeweils 40 Prozent, während Estland mit einer geschlechterbedingten Rentenlücke von nur zwei Prozent, Dänemark (sieben Prozent) und Ungarn (zehn Prozent) in Sachen Geschlechtergerechtigkeit hinsichtlich der Renten demnach am weitesten sind.

Wie die Grafik zeigt, weisen auch unsere Nachbarländer überdurchschnittlich hohe Rentenlücken zwischen Männern und Frauen auf, wobei Deutschland (36 Prozent) auf den sechsthöchsten Wert in EU-Europa kommt. Alle Angaben beziehen sich auf das Jahr 2019.

Verglichen mit dem Jahr 2010, schreibt Eurostat, sei der »Gender pension gap« in den meisten EU-Staaten zurückgegangen. Insbesondere in Griechenland (von 37 auf 24 Prozent, also eine Verbesserung um 13 Prozentpunkte), Dänemark und Slowenien (beide elf Punkte) sowie Bulgarien (zehn Punkte).

In sechs EU-Staaten ging es hingegen im vergangenen Jahrzehnt mit der Geschlechtergerechtigkeit bei den Renten bergab: In Malta stieg die Rentenlücke um 18 Punkte (von 22 auf 40 Prozent), um sechs in Lettland, in Litauen und der Slowakei um jeweils drei und in Kroatien und Italien um jeweils zwei Prozentpunkte.

Die wichtigste Ursache für den »Gender pension gap« dürfte der »Gender pay gap« sein: Wer weniger Lohn bekommt, zahlt auch weniger in die Rentenkasse ein und bekommt entsprechend weniger zurück. Hinzu kommen weitere Faktoren: Frauen sind öfter für den Mindestlohn oder nur wenig mehr angestellt, gelangen seltener in Führungspositionen und arbeiten häufiger in Teilzeit. Auch weisen ihre Erwerbsbiographien öfter und größere Brüche auf als die von männlichen Schaffenden – meist aufgrund der Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen.

Weil das so ist, lautet eines der Mottos des zweiten Frauenstreiks in Luxemburg am 8. März auch »Care-Arbeit ist echte Arbeit!«.