Rückstände von verbotenen Wirkstoffen in jeder vierten Probe gefunden
Lebensmittel stark mit Pestiziden belastet
Mit Pestiziden ist viel Geld zu verdienen, was zur Folge hat, dass kapitalistische Profitinteressen vor den Schutz der Gesundheit und der Umwelt gestellt und mögliche negativen Folgen hochgiftiger Pestizide in der Regel von den Konzernen, die sie produzieren, heruntergespielt werden.
Fünf Agrochemiekonzerne aus Deutschland, den USA und der Schweiz – BASF, Bayer, Corteva, FMC und Syngenta – kontrollieren 65 Prozent des globalen Pestizidmarktes und leisten seit jeher umfangreiche Lobbyarbeit, um zu verhindern, dass selbst das Verbot von hochgefährlichen Pestiziden verhindert, beziehungsweise hinausgezögert wird – auch dann, wenn offensichtlich ist, dass sie für das Bienen- und Insektensterben verantwortlich sind und beim Menschen schwere gesundheitliche Schäden verursachen. Wer erinnert sich nicht an das Trauerspiel um Glyphosat?
Interessant sind in diesem Zusammenhang die Untersuchungen von Ackerkulturen und Produkten pflanzlichen und tierischen Ursprungs, welche das hiesige Gesundheitsministerium seit Jahren vornimmt, um die Belastung von Lebensmitteln auf Pestizide zu ermitteln. 2020 untersuchte das Ministerium 480 Proben. Die Stichproben waren aufgeteilt in 35,1 Prozent Obst, 28 Prozent Gemüse, 9,8 Prozent Getreide, 7,9 Prozent Tee und Kaffee sowie andere Lebensmittel. 16,1 Prozent kamen aus lokaler Produktion, 33,6 Prozent aus anderen EU-Mitgliedsländern, 38,8 % aus Drittländern, 11,8 Prozent waren unbekannten Ursprungs. Bei 10,8 Prozent aller Proben handelte es sich um biologisch zertifizierte Erzeugnisse.
Die Resultate sind ernüchternd und belegen, dass Produkte aus konventionellem Anbau zum Teil hohe Rückstände an Pestiziden aufweisen.
Nur Bio-Produkte praktisch ohne Pestizid-Rückstände
Erfreulich ist, dass 100 Prozent der Stichproben von Bio-Produkten aus einheimischer Produktion rückstandsfrei waren. Das gilt auch für das biologisch zertifizierte Obst und Gemüse aus unseren Nachbarländern, mit einer Ausnahme: Bei zwei Proben von Sesamkörnern wurden in geringen Mengen Rückstände von einem Pestizid gefunden.
Anders bei Produkten aus einheimischer konventioneller Produktion. Hier wiesen knapp 40 Prozent der Proben Rückstände auf.
Bei sämtlichen Proben von Kirschen, Erdbeeren und Pflaumen aus konventioneller Landwirtschaft wurden Rückstände, meistens von mehreren Pestiziden, nachgewiesen, bei Äpfeln und Birnen waren es immerhin noch 91, beziehungsweise 87 Prozent. Bei 5,2 Prozent der konventionellen Erzeugnisse wurden die maximal zulässigen Höchstwerte sogar überschritten.
Aus den Untersuchungen des Gesundheitsministeriums geht weiter hervor, dass in allen 16 Proben von exotischen Früchten (Avocados, Guaven, Physalis, Longanfrüchte, Nashi-Birnen, Papayas, Passionsfrucht, Pomelos und Tamarillo-Baumtomaten) Rückstände von Pestiziden vorhanden waren.
Global gesehen wurden bei den staatlichen Analysen 115 verschiedene Wirkstoffe gefunden, darunter auch solche, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO als hochgefährlich eingestuft werden, etwa Tebuconazole, Captan und Imidacloprid.
Was aus dem Bericht des Gesundheitsministeriums nicht hervorgeht, vom Mouvement Ecologique aber recherchiert wurde, ist, dass in jeder vierten Probe Rückstände von Wirkstoffen nachgewiesen wurden, welche in der Europäischen Union eigentlich verboten sind. Das hat damit zu tun, dass erstens die EU-Gesetzgebung nicht konsequent ist, und zweites Unternehmen in manchen EU-Ländern weiterhin hochgiftige Pestizide, die nicht in der EU zugelassen sind, produzieren und anschließend in Drittländer exportieren.
Gar nicht geregelt sind die sogenannten Pestizid-Cocktails in Lebensmitteln, denn auch wenn ein Lebens- oder Futtermittel eine größere Anzahl verschiedener Rückstände von Pestiziden aufweist, werden die wissenschaftlichen Bewertungen zu Risiken von chemischen Stoffen bis dato in der EU nur einzeln betrachtet, was die Produzenten der vielen zugelassenen Pestizide arrangieren dürfte.