Ausland14. März 2024

NATO als Weltpolizei

Vor 30 Jahren schossen Kampfjets der USA in Bosnien serbische Jagdbomber ab. Das westliche Kriegsbündnis gab sich damit einen neuen Daseinszweck

von Rüdiger Göbel

Die Nachricht von der »Zeitenwende« bei der NATO vor 30 Jahren ist dürr: »Vier Kampfflugzeuge, die die von der UNO verhängte Flugverbotszone über Bosnien und Herzegowina verletzen, wurden von Jets der Allianz abgeschossen«, heißt es in einem knappen Pressehinweis des Nordatlantikpakts vom 28. Februar 1994.

Auch NATO-Sprecher Jamie Shea, der fünf Jahre später beim täglichen Erklären des völkerrechtswidrigen NATO-Kriegs gegen Jugoslawien traurige Berühmtheit erlangen sollte, ist kurz angebunden, als er den ersten bewaffneten Einsatz in der damals 45-jährigen Geschichte der NATO Journalisten und der Öffentlichkeit erklärt. Ein Angriff noch dazu außerhalb des NATO-Bündnisgebietes. »Out of area«.

»Deutlich machen,
daß die NATO eine neue Aufgabe hat«

An jenem frühen Montagmorgen haben zwei US-amerikanische Kampfjets vom Typ F-16 im Rahmen der Operation »Deny Flight« unweit von Banja Luka sechs serbische Flugzeuge vom Typ Soko J-21 Jastreb »aufgespürt«, entsprechend den Einsatzregeln zweimal zur Landung aufgefordert und als sie dem nicht nachgekommen waren, vier von ihnen abgeschossen.

Eine fünfte Maschine stürzte ab, nachdem sich der Pilot mit seinem Schleudersitz gerettet hatte, eine sechste gelangte gerade noch so in die heimische Luftwaffenbasis Udbina im damals serbisch kontrollierten Teil in Kroatien zurück. Das letzte Stück ohne Sprit im Gleitflug, der Kerosintank war getroffen.


Zum Weiterlesen melden Sie sich bitte an

Noch kein Konto? Zu den Abonnemnents