Eurofoil, Liberty Steel und die anderen
Die Direktion des Unternehmens Eurofoil, das in der Nähe von Düdelingen Aluminiumbeschichtungen produziert, hat sich vorgenommen, den Kollektivvertag für die 240 Beschäftigten zu zerschlagen. Der Auftrag dazu kommt vom Besitzer des Werks, dem weltweit agierenden New Yorker Investitionsfonds AIAC, der von Leonard Levie, einem früheren Banker von Lehman Brothers angeführt wird und dessen oberstes Ziel es ist, hohe Renditen für die Aktionäre zu erzielen. Der Herr ist in Luxemburger Regierungs- und Kapitalistenkreisen kein Unbekannter, denn er wurde 2016 mit dem »Business Award« ausgezeichnet.
Es ist nicht auszuschließen, dass der Investitionsfonds, der Anfang 2020 bereits die Eurofoil Paper Coating GmbH aus Berlin veräußerte, nun auch Eurofoil Düdelingen verkaufen will, weil die Profitrate den Aktionären nicht hoch genug ist. Da wäre es natürlich im Sinne eines höheren Verkaufspreises von Vorteil, wenn zuvor kollektivvertragliche Errungenschaften abgeschafft würden.
Eurofoil ist ein Beispiel dafür, wie hochproduktive Industriebetriebe und soziale Errungenschaften in Gefahr geraten, wenn sie Finanzjongleuren und Spekulanten in die Hände fallen, was im finanzgetriebenen Turbokapitalismus immer öfter der Fall ist.
Noch kritischer ist gegenwärtig die Lage beim Flachstahlproduzenten Liberty Steel in Düdelingen, der früheren Galvalange von ArcelorMittal. Deren Besitzer, der britisch-indische Kapitalist Sanjeev Gupta, stolperte vor kurzem über seine eigenen undurchsichtigen Finanzgeschäfte, die ihm zuvor dabei halfen, innerhalb kürzester Zeit zu einem der mächtigsten Stahl- und Aluminiumproduzenten zu werden. Nun droht dieses Imperium allerdings in den Abgrund gerissen zu werden. Jetzt werden wohl nicht nur die versprochenen 100 Millionen Euro ausbleiben, die in Düdelingen und Lüttich investiert werden sollten, sondern der Konkurs droht, und allein bei Liberty Steel in Düdelingen stehen mehr als 250 hochqualifizierte Arbeitsplätze auf der Kippe.
Eurofoil und Liberty Steel, zwei hochproduktive Unternehmen mit gut ausgebildetem Personal, sind jeder auf seine Weise Beispiele dafür, wie gefährdet die wirtschaftliche Entwicklung im Allgemeinen und die industrielle Produktion im Besonderen ist, wenn einerseits Kapitalisten auf der Jagd nach Maximalprofiten sich rücksichtslos über gesellschaftliche Interessen hinwegsetzen, und andererseits der Staat seine Rolle ausschließlich darin sieht, die bestmöglichen Bedingungen für die Ausbeutung der Arbeitskraft durch die Besitzer von Produktionsmitteln zu garantieren, sich ansonsten aber nicht einmischt. Das führte zum Beispiel dazu, dass das Schifflinger Hüttenwerk, obwohl es mit Gewinn arbeitete, geschlossen wurde, weil es den Aktionären nicht genug Profit abwarf.
Jetzt kommt es darauf an, die Beschäftigten von Eurofoil im Kampf für den Erhalt des Kollektivvertrags und für bessere Arbeits- und Lohnbedingungen zu unterstützen – das muss Sache aller Lohnabhängigen sein – und dafür Sorge zu tragen, dass die notwendigen Finanzhilfen geleistet werden, damit Liberty Steel weiterproduzieren kann und die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Da ist die Regierung direkt in der Verantwortung.
Grundsätzlich gilt aber, dass Eurofoil, Liberty Steel Düdelingen und andere Betriebe nicht in die Hand von Privataktionären gehören, und erst recht nicht in den Besitz von Heuschrecken. Dagegen hilft ausschließlich eine Vergesellschaftung mit weitgehenden Kontroll- und Entscheidungsbefugnissen für die Lohnabhängigen, damit eine stabile Entwicklung von Betrieben, langfristige Investitionsvorhaben und sichere Arbeitsplätze für die Zukunft garantiert werden können.