Arbeiterfeind Stellantis
Gewerkschaftlicher Widerstand gegen Entlassungen
»Der amerikanische Steuerzahler hat in Stellantis investiert. Die Arbeiter haben in Stellantis investiert. Die Verbraucher haben in Stellantis investiert. Es ist an der Zeit, daß Stellantis in uns investiert.« So lautete die Reaktion von Shawn Fain, Vorsitzender der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) der USA, auf die Ankündigung des Konzerns, Entlassungen in seinem Lkw-Werk in Warren vorzunehmen.
Die Nachrichtenagentur AP berichtete, daß Stellantis bereits zum 8. Oktober bis zu 2.450 der 3.700 Arbeiter auf unbestimmte Zeit entlassen könnte. Sie bauen den Ram Tradesman, dessen Produktion verlagert werden soll. Im Stellantis-Werk in Warren, Michigan, wird demnach künftig nur noch der Jeep Wagoneer SUV gebaut.
Stellantis, früher als Chrysler und dann als Fiat-Chrysler bekannt, produziert unter anderem Autos der Marken Jeep, Chrysler und Dodge. Im Jahr 2021 fusionierte Fiat-Chrysler Automobiles, das 2012 die Chrysler Group übernommen hatte, mit der französischen PSA Group zum heutigen Stellantis-Konzern. 2023 war Stellantis der viertgrößte Automobilhersteller der Welt, gemessen am Umsatz. Der Konzern beschäftigt 43.000 Mitarbeiter in den USA.
Die Stellantis-Gewinne sanken im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 48 Prozent. Die Zahl ausgelieferter Fahrzeuge ging in Nordamerika von mehr als einer Million auf 838.000 Stück zurück. Dennoch hatte Stellantis noch im zweiten Halbjahr 2023 einen Nettogewinn von 8,3 Milliarden US-Dollar ausgewiesen. In der Zwischenzeit habe der CEO des Autokonzerns, Carlos Tavares, sein eigenes Gehalt um 56 Prozent erhöht, während er Tausende von Arbeitern entläßt, so der UAW-Vorsitzende Shawn Fain.
Diese neue Entlassungswelle folgt auf die Entlassung von über 700 Beschäftigten in anderen Werken des Konzerns, darunter das Montagewerk in Sterling Heights, das ebenfalls im Bundesstaat Michigan liegt.
Michael Spencer ist Vorsitzender des UAW-Ortsverbands, der für das Montagewerk in Sterling Heights zuständig ist. Er nennt das Vorgehen von Stellantis »enttäuschend und ekelhaft«. Der Konzern spiele Monopoly mit den Leben der Menschen, die das Produkt und die Gewinne erst möglich gemacht hätten.
Die Arbeiter in der Produktion sind nicht die einzigen Opfer des Entlassungsprogramms. Im März entließ Stellantis 400 Techniker und Ingenieure. Und im letzten Jahr bot das Unternehmen 6.400 Angestellten, die nicht unter den UAW-Tarifvertrag fallen, Abfindungspakete an.
Der massive Stellenabbau findet auch in Europa statt. Anfang des Jahres solidarisierten sich Tausende von Menschen mit den streikenden Beschäftigten in Norditalien. Nach Angaben der Gewerkschaft Fiom, die die dortigen Automobilarbeiter vertritt, will Stellantis seine italienische Belegschaft um 8 Prozent, das heißt rund 3.700 Beschäftigte, reduzieren. Auch in Frankreich hat das Unternehmen bis zu 600 Beschäftigte entlassen.
UAW-Präsident Shawn Fain kündigte Widerstand gegen die Entlassungen an: »Stellantis ist erbärmlich. Ehrlich gesagt, die Führung ist erbärmlich.« Einerseits spreche der Vorstandsvorsitzende davon, daß die Kosten gesenkt werden müßten, und andererseits genehmige er sich selbst eine Gehaltserhöhung. Im April stimmten die Stellantis-Investoren zu, Tavares ein Vergütungspaket in Höhe von 39 Millionen Dollar zu gewähren. Die Gesamtvergütung des Vorstandsvorsitzenden liegt damit fast 60 Prozent über dem Niveau von 2022. Fain forderte die Beschäftigten auf, die sollten »nicht aus den Augen verlieren, daß der Konzern hier der Feind ist«.
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»People’s World«,
Onlinezeitung der
Kommunistischen Partei
der USA (CPUSA)
Übersetzt und bearbeitet von Lars Mörking