Luxemburg30. November 2024

Nebulöse Visionen, wenig Neues

»Luxembourg Space Week« mit Möchtegern-Mondbesiedlern, Science-Fiction-Autoren und einer Alienforscherin. Keine Rede mehr von »Space Mining«

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Zu den – nicht besonders zahlreichen – Hinterlassenschaften von LSAP-Wirtschaftsminister Etienne Schneider (Februar 2012 bis Februar 2020) zählen das vor acht Jahren mit viel Tamtam lancierte Projekt »Space Resources«, mit dem – bei eher geringen Erfolgsaussichten – irgendwann einmal Bergbau auf für derzeitige Raumschiffantriebe jedenfalls noch viel zu weit entfernten Kleinplaneten, sogenanntes »Space Mining«, betrieben werden soll, sowie die im September 2018 mit ebenso viel Tamtam gegründete Luxembourg Space Agency (LSA), die nächste Woche wieder zu ihrer »Luxembourg Space Week« ins European Convention Center auf dem Kirchberg einlädt.

Zu den letzten Amtshandlungen Schneiders als Wirtschaftsminister zählt der erst am Ende dieses Jahres auslaufende »plan d'action national en matière de sciences et technologies spatiales«, für den das Parlament Anfang 2020 fast 200 Millionen Euro an Steuergeldern bereitgestellt hat, damit Luxemburg, das der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) erst seit 2005 als Vollmitglied angehört, erst in den exklusiven Kreis der »zehn wichtigsten Raumfahrtnationen« aufsteigen und dann »eine globale Führungsrolle« bei der »Nutzung von Weltraumressourcen« übernehmen möge.

Doch weil des Ministers Nachfolger andere Steckenpferde hatten und haben, die sie aus irgendeinem Grund für so etwas wie »Zukunftstechnologie« halten, ist auf der »Luxembourg Space Week« von Montag bis Donnerstag keine Rede mehr von »Space Mining«. Es wird wenig Neues, dafür umso mehr Nebulöses geboten. Neben einer privaten Organisation, die den Mond nicht nur erforschen, sondern auch »besiedeln« will, sollen Science-Fiction-Autoren und eine Alienforscherin aus den USA zu Wort kommen.

Am Dienstag befaßt sich die nur für Fachpublikum gedachte Konferenz »Newspace Europe« mit den neuesten Entwicklungen in der Raumfahrt und insbesondere mit der Frage, wie Raumfahrtunternehmen »zu Aktivitäten im Dienste der Erde beitragen können«. Am Montag und am Dienstag haben die Möchtegern-Mondbesiedler von der »Moon Village Association« Gelegenheit, »die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Raumfahrtbehörden, kommerziellen Raumfahrtunternehmen und der Wissenschaft zu fördern«, um nichts weniger als »die Präsenz der Menschheit auf dem Mond voranzutreiben«. Auch diese Veranstaltungen sind Fachpublikum vorbehalten, Gleiches gilt für eine »Business-to-Business«-Konferenz zum Thema »Die Zukunft der kommerziellen Weltraumforschung« sowie für das angeblich erste »Interstellare Symposium« in Europa.

Doch es wird auch zwei allgemein zugängliche öffentliche Veranstaltungen geben, zu denen der Eintritt frei ist. Am Montag ab 18.30 Uhr das »Space Cafe« mit der »Science Fiction Authors Night« und am Dienstag, ebenfalls ab 18.30 Uhr, spricht die Astrophysikerin und Planetenforscherin Sara Seager vom US-amerikanischen Massachusetts Institute of Technology zum Thema »Next Destinations for Interstellar Travel« (Nächste Reiseziele für Reisen jenseits unseres Sonnensystems).