Wider den Geschichtsrevisionismus
80 Jahre nach der Befreiung Europas vom Faschismus ist die Erinnerung an die damaligen Ereignisse weitgehend verblasst, und die tatsächlichen Geschehnisse machen inzwischen dem schlimmsten Geschichtsrevisionismus Platz, der mehr als je zuvor Hand in Hand mit antirussischem Hass geht.
Angesichts dieser Entwicklung ist es gar nicht so überraschend, dass die KPL als einzige politische Partei am 8. Mai Blumen an der Gedenkstätte des amerikanischen Militärfriedhofs in Hamm und am 9. Mai am sowjetischen Denkmal niederlegte.
In Hamm gedachten die Kommunisten den amerikanischen Befreiern, die allermeisten von ihnen Arbeitersöhne, die unter großen Opfern unser Land von den Nazis freikämpften, und deren Kommandant nach der Befreiung beschloss, dass auch der kommunistischen Wochenzeitung »Die Volksstimme« Zeitungspapier zugeteilt werden musste, andernfalls sie nicht hätte erscheinen können, was den luxemburgischen Rechtskräften in den Kram gepasst hätte.
Mit ihrer Gedenkfeier in Esch erinnerten die Kommunisten nicht nur an die tausenden Sowjetbürger, die von den Nazis als Zwangsarbeiter nach Luxemburg verschleppt wurden, sondern auch daran, dass die Sowjetunion mit 27 Millionen Opfern die Hauptlast des Krieges gegen den Faschismus trug.
Seit dem Kalten Krieg wurde versucht, diese historische Tatsache unter den Teppich zu kehren. Das diente auch dem Zweck, in der Bevölkerung in Westeuropa Mißtrauen und Furcht gegenüber den Russen zu verbreiten und den Menschen einzureden, der »Ennemi mat der Pelzekap« wolle uns überfallen, weshalb es absolut notwendig sei, aufzurüsten.
Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, dessen Vorgeschichte ebenso ausgeblendet wird wie Bemühungen der USA und westeuropäischer NATO-Länder, 2014 erfolgreich einen Putsch in Kiew zu finanzieren und herbeizuführen, um die Ukraine als Speerspitze gegen Russland zu missbrauchen, wurde diese Bedrohungslüge erneut aktiviert und ein Rüstungswahn angekurbelt, der, wenn ihm nicht Einhalt geboten wird, in einen Krieg münden wird, der ganz Europa verwüsten würde.
Der mit heftiger ideologischer und politischer Hetze gepaarte Geschichtsrevisionismus geht im Nachfolgestaat von Hitlerdeutschland inzwischen soweit, dass es im Zusammenhang mit dem Sieg über den Faschismus zunehmend zu Tabu-Brüchen kommt.
Dazu zählt, dass inzwischen jenseits der Mosel russische und sowjetische Fahnen bei Gedenkveranstaltungen zum Sieg über den Faschismus verboten wurden.
Dazu zählt auch, dass der Leiter des Planungs- und Führungsstabs des Bundesverteidigungsministers, Generalmajor Freudig, sich am 8. Mai in Kiew mit dem Kommandeur des Panzerabwehrbataillons des 3. Korps »Asow« der ukrainischen Armee, Romanov, ablichten ließ. Diese Sturmbrigade steht in der Tradition Hitlerdeutschlands und hat wiederholt die Waffen-SS-Division »Galizien« geehrt. Romanow selbst ist stolz auf die vielen Nazitattoos auf seinem Oberkörper.
Aber nicht alle Faschisten treten heute mit Hakenkreuzen und anderen Nazisymbolen auf, und unter den politischen Vertretern, die aggressiven Revanchismus betreiben, sind längst nicht nur Faschisten, sondern zunehmend auch Anhänger aller gleichgeschalteten Parteien, die, von Russenhass verblendet, nach Aufrüstung schreien. Sie erkennen offenbar nicht, dass mit Aufrüstung und Militarisierung immer auch eine Rechtsentwicklung und Krieg einhergehen.
»Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!« – was der deutsche antifaschistische Schriftsteller Bertolt Brecht vor 84 Jahren schrieb, hat nichts an Aktualität eingebüßt.