Luxemburg02. August 2023

Die Berechnungsmethode macht's

Eurostat meldet »historisch niedrige« Arbeitslosenzahlen im Euroraum. Nationale Statistikbehörden kommen aber zum Teil auf ganz andere Werte

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Eurostat, das auf dem hauptstädtischen Kirchberg ansässige Statistische Amt der EU, hat am Dienstag mit »historisch niedrigen« Arbeitslosenzahlen im Euroraum aufgewartet. In den seit Jahresbeginn 20 Ländern mit der Einheitswährung seien im Juni rund 10,814 Millionen Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen gewesen. Gegenüber Mai seien das rund 62.000 weniger gewesen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote liege unverändert zu den beiden Vormonaten bei 6,4 Prozent. Das sei ein »Allzeittief« seit Beginn der Erfassung im Euroraum vor 25 Jahren.

In den 27 EU-Staaten, so Eurostat weiter, habe es im Juni 12,802 Millionen Arbeitslose gegeben. Daraus ergebe sich wie schon im April und im Mai eine saisonbereinigte Quote von 5,9 Prozent. Seit dem Ende der Coronakrise habe sich auch auf den Arbeitsmärkten EU-Europas die Lage entspannt. Zumindest im EU-weiten Durchschnitt. Die niedrigsten Werte im Juni gab es Eurostat zufolge in Malta mit 2,6 Prozent, Polen und Tschechien mit 2,7 und in Deutschland mit 3,0 Prozent.

In Luxemburg habe es im Juni rund 17.000 Arbeitslose gegeben, was eine Quote von 5,1 Prozent bedeute, in Belgien habe die Arbeitslosenquote bei 5,7 und in Frankreich bei 7,1 Prozent gelegen. Die höchsten Arbeitslosenraten gebe es nach wie vor in Spanien mit 11,7 und in Griechenland mit 11,1 Prozent.

Statec kommt auf andere Werte

Es gibt jedoch nicht nur die für die EU gültige Methode zur Berechnung der Arbeitslosenzahlen. Nach Angaben des »Institut national de la statistique et des études économiques« (Statec) waren Ende Juni 15.333 Männer und Frauen mit Wohnsitz in Luxemburg bei der Adem als arbeitsuchend eingeschrieben und die ebenfalls saisonbereinigte Arbeitslosenquote sei von 5,0 Prozent im Mai auf 5,2 Prozent gestiegen.

Deutlich mehr als ein Zehntelprozentpunkt beträgt die Abweichung jenseits der Mosel: Nach Angaben der deutschen Bundesagentur für Arbeit lag die Arbeitslosenquote in der BRD im Juni bei 5,5 Prozent und im Juli sogar bei 5,7 Prozent, während Eurostat schon seit Monaten von einer Arbeitslosenquote in Deutschland von lediglich 3,0 Prozent spricht.

Zielorientierte statistische Analyse

Es kommt also offenbar sehr darauf an, welche Berechnungsmethode die amtlichen Statistiker der EU und der nationalen Behörden anwenden. Man könnte das auch zielorientierte statistische Analyse nennen. Dabei wäre das Gewünschte doch viel einfacher zu haben – indem Brüssel die Arbeitslosenzahlen der EU-Staaten per Erlaß der Kommissionspräsidentin im Voraus auf das jeweils gewünschte Niveau und als unabänderliche Fakten festlegen würde.