Aus den Betrieben16. Mai 2025

Nachdem das Werk in Düdelingen geschlossen und hunderte Arbeitsplätze abgebaut wurden:

Neuer Floatglasofen von Guardian in Niederkerschen eingeweiht

von Ali Ruckert

Im Beisein des Erbgroßherzogs, des Premierministers, des Wirtschaftsministers, des Präsidenten von Guardian Industries und des Vizepräsidenten von Guardian Glass wurde am Donnerstag der neue Floatglasofen im Werk von Guardian Glass in Niederkerschen, der Ende 2023 in Betrieb ging, offiziell eingeweiht.

Der Floatglasofen mit einer Tagesproduktion von 600 Tonnen, drastisch reduzierten Wärmeverlusten und deutlich niedrigerem Gasverbrauch, vermag sowohl gängiges Floatglas als auch solches mit niedrigem Eisengehalt herzustellen, ohne dass die Qualität der unterschiedlichen Produkte darunter leiden würde. Das geht mit einem regelrechten Produktivitätsschub einher, was sich in höheren Profiten niederschlagen wird.

Außerdem wurde die Investition in den Floatglasofen mit öffentlichen Geldern unterstützt, ohne dass allerdings das Ausmaß der staatlichen Subvention bekanntgegeben wurde und ohne dass daran Bedingungen geknüpft wurden.

2020: Floatglasofen in Düdelingen außer Betrieb gesetzt, 200 Beschäftigte abgebaut

Als Guardian im Jahr 2020 den Glasofen im Luxguard-Werk in Düdelingen außer Betrieb setzte, 200 Beschäftigte abbaute, und der Vizepräsident von Guardian Glass und Generaldirektor von Guardian Europe, Guus Koekhoudt ankündigte, man werde den Düdelinger Standort ganz aufgeben, war weder ein Erbgroßherzog, noch ein Premierminister oder ein Wirtschaftsminister zugegen.

Allein OGBL-Gewerkschaftssekretär Alain Rolling und seinen Gewerkschaftskollegen, die die Belegschaft mobilisierten und mehrere Protestkundgebungen durchführten, mit denen sich die KPL solidarisierte, war es zu verdanken, dass kurzfristige Entlassungen über einen »Sozialplan« verhindern wurden, und ein Plan zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung durchzusetzt werden konnte. Der wurde anschließend bis 2024 verlängert.

Der Abbau selbst konnte allerdings nicht verhindert und keine Investitionsgarantien durchgesetzt werden, weil die Kapitalisten in dieser Gesellschaftsordnung am langen Hebel sitzen und die Regierungen nach ihrer Pfeife tanzen.

Bereits 2012 hatte Guardian damit gedroht, Investitionen in den Glasofen in Düdelingen, der mit Steuergeldern von der Luxemburger Regierung subventioniert wurde, davon abhängig zu machen, dass die Beschäftigten Lohnkürzungen zustimmen würden.

2018: In Polen und Ungarn investiert statt in Luxemburg

2018 waren wohl noch größere Investitionen angekündigt worden, die dann aber ausblieben. Um die »shareholder value« für die Aktionäre des Konzerns zu erhöhen, wurde entschieden, statt in Luxemburg, in Polen und Ungarn zu investieren, weil dort die Arbeitskräfte billiger, die Energiepreise niedriger, die Umweltauflagen weniger streng und die die nationalen Investitionsbeihilfen und EU-Subventionen höher waren.

Guardian Industries ist seit 2016 im Besitz des US-amerikanischen Mischkonzerns Koch Industries, der unter anderem in den Produktionsbereichen Erdöl, Erdgas, Chemie, Energie, Asphalt, Kunstdünger, Nahrungsmittel und Kunststoff tätig ist.