Leitartikel17. Juli 2024

Luxusgut Lebensmittel

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Kein frisches Gemüse oder Obst, dafür zu viel Konservierungsstoffe, Zucker und Fett – im durchschnittlich reichen Luxemburg reicht das Geld oft nicht für gesundes Essen. Betroffen sind nicht selten Kinder – mit schwerwiegenden Folgen für ihre Entwicklung.

Nach jüngsten Angaben des EU-Statistikamts Eurostat konnten sich im vergangenen Jahr fast 22.000 Menschen, die dauerhaft in Luxemburg leben, Lebensmittel, die für eine einigermaßen ausgewogene und nahrhafte Ernährung nötig sind, nicht regelmäßig leisten.

Laut Eurostat hatten 3,3 Prozent der Einwohner im Jahr 2023 nicht genug Geld, um sich zumindest an jedem zweiten Tag (!) eine vollwertige Mahlzeit mit Fleisch, Fisch oder einem vegetarischen Äquivalent leisten zu können.

Wenn Menschen aufgrund finanzieller Engpässe nur unzureichende Mengen und Qualitäten an Lebensmitteln kaufen können, sprechen die amtlichen Statistiker von »Ernährungsarmut«.

Dazu gehören auch Leute, die oberhalb der offiziellen Armutsschwelle leben, aber beispielsweise eine neue Heizung abbezahlen müssen. Oder auch nur eine neue Waschmaschine oder einen neuen Kühlschrank.

Die Teuerung trifft in Armut lebende Menschen stärker, weil sie einen größeren Teil ihres Einkommens für Wohnen, Lebensmittel und Energie ausgeben müssen als Gruppen mit höheren Einkommen. Auch sind gesunde Lebensmittel in der Regel deutlich teurer als ungesunde.

In der Regel wird von zwei Dimensionen der »Ernährungsarmut« gesprochen: die materielle und die soziale. Mit materieller Ernährungsarmut wird nicht nur der Mangel an Lebensmitteln an sich beschrieben, sondern auch der finanzielle Aspekt eines solchen Mangels.

Das heißt: Ist genügend Geld vorhanden, um Essen zu kaufen? Dabei geht es nicht nur um die tägliche Energiezufuhr, sondern auch um die Qualität der Lebensmittel. Nehmen die Menschen nur Kalorien zu sich oder auch ausreichend Mikronährstoffe in Form von Obst, Gemüse und Nüssen – also gesundes Essen?

Die soziale Dimension der »Ernährungsarmut« bezieht sich auf Aspekte gemeinschaftlicher Teilhabe in Bezug auf Essen und Ernährung. Erlaubt es das Ernährungsverhalten einer Person nicht, gesellschaftliche soziale Beziehungen aufzubauen oder Sitten und Gebräuche einzuhalten, dann liegt soziale Ernährungsarmut vor.

Beispielsweise wenn man Freunde und Verwandte nicht mehr zu einem gemeinsamen Essen einladen kann. Oder nicht in der Lage ist, auch mal außer Haus mit anderen Essen zu gehen und dadurch von einem wesentlichen Teil des Soziallebens ausgeschlossen ist.

Vor allem aber können Kinder das, was sie in ihren ersten Lebensjahren an Unter- und Mangelversorgung erleben, ihr Leben lang nicht mehr aufholen. Gerade für Kinder bis drei Jahre ist es ein erhebliches Risiko für die kognitive und körperliche Entwicklung, wenn sie nur unzureichend mit Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und bestimmten Fettsäuren versorgt werden.

Ist diese Versorgung nicht gegeben, kommt es zu Wachstumsstörungen im Gehirn und damit zu Beeinträchtigungen der geistigen Entwicklung, sowie zu Sprach- und Sprechstörungen.

Vielleicht sollte die CSV/DP-Regierung, die Willens ist, ab 2030 Jahr für Jahr 1,4 Milliarden Euro für Militärisches zu verpulvern, angesichts der neuen Eurostat-Zahlen über die langjährige Forderung der Kommunisten nach einer kostenfreien Verpflegung an Schulen und Kindergärten nachdenken.