Ausland17. August 2024

»Man kann viel mehr, als man glaubt«

von Ralf Klingsieck, Paris

Kaum waren am vorigen Sonntag in Paris die Olympischen Spiele zu Ende gegangen, konzentrierten sich die Organisatoren auf das nächste sportliche Großereignis, die Behindertenspiele Paralympics, die hier vom 28. August bis 8. September ausgetragen werden. Die Ansprüche und Erwartungen sind nahezu dieselben, nur die Dimensionen sind etwas bescheidener. Auch sind verständlicherweise nicht alle Sportarten für Behinderte geeignet.

Traten bei den gerade zu Ende gegangenen Olympischen Spielen 10.500 Sportler aus 206 Ländern an 17 Tagen in 32 Disziplinen und 760 Wettkämpfen an, so werden es bei den Paralympics 4.400 Sportler aus 185 Ländern sowie zwölf Tage, 22 Disziplinen und 549 Wettkämpfe sein. Bei den Olympischen Spielen wurden insgesamt 9,5 Millionen Eintrittstickets verkauft, davon 68 Prozent von Franzosen und 32 Prozent von ausländischen Besuchern. Das ist ein absoluter Rekord in der rund 130-jährigen Geschichte der Olympischen Spiele neuer Zeitrechnung.

Wie viele Besucher zu den Paralympics 2024 nach Paris kommen werden, ist die große Frage, die sich die Organisatoren stellen, aber sie gehen davon aus, daß wieder ein Rekord aufgestellt wird. Jedenfalls finden die Behindertenspiele, die es erst seit 1948 gibt und die seit 1960 immer im selben Jahr wie die Olympischen Sommer- oder Winterspiele und seit 1988 auch in der selben Stadt ausgetragen werden, erstmals in Paris statt.

Die Idee, für Sportler mit Körperbehinderung oder geistiger Beeinträchtigung Sportwettbewerbe auszurichten, die den Olympischen Spielen ähneln, kam in Britannien auf und wurde dort erstmals 1948 in Stoke Mandeville, einem Vorort der Stadt Aylesbury, praktisch verwirklicht. Dort fanden zeitlich parallel zu den gerade in London abgehaltenen Olympischen Spielen Rollstuhl- und Amputierten-Weltmeisterschaften statt, deren Höhepunkt ein Wettbewerb im Bogenschießen von 14 kriegsversehrten Rollstuhlfahrern war.

Es folgten 1960 in Rom, wenige Wochen nach den dortigen Olympischen Sommerspielen, »Weltspiele der Gelähmten« mit 400 Sportlern aus 21 Ländern. Dem Vier-Jahres-Rhythmus der Olympischen Spiele entsprechend gab es 1964 in Tokio die II. Paralympics, an denen 335 Sportler teilnahmen und 1968 in Tel Aviv die III. Paralympics mit 750 Athleten aus 29 Nationen. An den IV. Paralympics 1972 in Heidelberg beteiligten sich bereits 1.000 Sportler und bei den V. Paralympics 1976 in Toronto waren es 1.600. Hier konnten erstmals auch Amputierte und Sehbehinderte starten. Im selben Jahr gab es im schwedischen Örnsköldsvik die ersten Paralympischen Winterspiele, an denen 250 Skiläufer aus 14 Ländern teilnahmen. 1980 folgten die VI. Paralympics im niederländischen Arnheim und die II. Winterspielen im norwegischen Geilo.


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