»Lëtz Mikis« im Tramsschapp am 11. Juni
Gedenkkonzert für den griechischen Komponisten Mikis Theodorakis
Mikis Theodorakis, der weltbekannte griechische Komponist, wurde auf der Insel Chios, direkt gegenüber der Türkei gelegen, als Sohn einer Mutter aus Çeşme (Cesmé/Tschesmé) (Kleinasien) und eines Vaters aus Galata bei Chania auf Kreta 1925 geboren. Er erlebte eine recht behütete Kindheit in einer wohlhabenden Familie. Er lernte relativ früh sein Land kennen, da sein Vater als Staatsbeamter bei jedem Regierungswechsel stets woanders versetzt wurde.
Musikalisches Talent und frühes politisches Engagement
Schon früh begeisterte sich Mikis Theodorakis für Musik und schrieb mit zwölf Jahren seine ersten Kompositionen. In der Klanglandschaft seiner Kindheit dominierten die Volkslieder der vertriebenen kleinasiatischen Ostgriechen, die traditionelle Musik Kretas sowie der byzantinische Kirchengesang.
In Patras und Pyrgos erhielt er seinen ersten Musikunterricht, und in Tripolis komponierte er seinen »Cassiani« und gab im Alter von 17 Jahren sein erstes Konzert. Mit der Besetzung Griechenlands 1941 durch Truppen der Achsenmächte ging er in den Widerstand und wurde 1942 in Tripolis von den italienischen Besatzungstruppen zum ersten Mal verhaftet. Im folgenden Jahr wurde er erneut verhaftet und gefoltert, lernte aber auch den Marxismus kennen, der seinen Weg maßgeblich bestimmen sollte. Nach seiner Freilassung ging er in den Untergrund und wurde Mitglied der Organisation der Nationalen Befreiungsfront ELAS. Er war in der Widerstandsbewegung aktiv und nahm parallel dazu heimlich Unterricht am Athener Konservatorium bei Philoktitis Economidis. Nach der Befreiung schloß er sich dem Kampf gegen die Machtübernahme durch konterrevolutionäre Kräfte an, die von 1945 bis 1949 den Bürgerkrieg in Griechenland auslöste. Er wurde 1947 zum ersten Mal auf die Insel Ikaria im Norden der Ägäis deportiert, mußte im Juni 1948 unter einem viel strengeren und brutaleren Regime dorthin zurückkehren und wurde im Dezember 1948 auf die Insel Makronisos verlegt, wo ein sogenanntes »Umerziehungszentrum« eingerichtet wurde. Mikis Theodorakis wurde dort gefoltert. Dank der Hilfe seines Vaters und der Unterstützung von Leidensgenossen konnte er als einer der wenigen aus dieser Hölle entkommen.
Im Jahr 1950 legte er trotz aller erlittenen Mißhandlungen seine Prüfungen am staatlichen Konservatorium in Athen ab und erhielt sein Diplom in Harmonie, Kontrapunkt und Fuge. Am 5. Mai wurde dort sein Werk »Assi Gonia« uraufgeführt. Er ging danach nach Kreta, wo er Direktor der Musikschule von Chania wurde und sein erstes Orchester gründete.
1953 heiratete er Myrto Altinoglou, eine ausgebildete Ärztin. Im folgenden Jahr wurde sein Ballett »Griechischer Karneval« in Rom uraufgeführt.
Im folgenden Jahr reisten sie nach Paris, wo er ins Konservatorium eintrat und musikalische Analyse bei Olivier Messiaen und Dirigieren bei Eugène Bigot studierte. Seine symphonischen Werke: Ein Klavierkonzert, seine erste Suite, seine erste Symphonie und seine Partituren für das Ballett: »Le Carnaval grec«, »Le Feu aux Poudres«, »Les Amants de Teruel« erhielten internationale Anerkennung. Im Jahr 1957 gewann er beim Moskauer Musikfestival die Goldmedaille.
Die 60er Jahre waren bis zum Obristenputsch im April 1967 seine kreativste Zeit. Er wurde nämlich Komponist in 30 Filmen. »Alexis Zorbas« machte ihn weltberühmt. Anthony Quinn, die mexikanisch-US-amerikanische Schauspielerlegende verkörperte den kretischen Lebenskünstler grandios. Seitdem wird der berühmte Syrtaki in aller Welt als der griechische Tanz schlechthin empfunden. Gelernt hatte ihn der Hollywood-Star aus Mikis Theodorakis Lied »Mach das Bett für zwei« aus dem Musical »I Gitonia ton Angelon« (Das Viertel der Engel), worin der Dichter, Maler und Regisseur Iakovos Kambanellis das Athener Prostituiertenviertel verklärte und Mikis Theodorakis die Musikformen eben dieses Viertels nutzte.
Mit Iakovos Kambanellis verband Mikis Theodorakis viel. Unter anderem physische Schmerzen, die Lager und Verbannung hinterlassen haben, das bei der Folter gebrochene Bein, das zerschlagene Auge und die Krämpfe, die jede Erinnerung an die Verbannungsinsel Makronisos begleiteten. Es wundert daher nicht, daß er für die »Mauthausen-Kantate« die Gedichte von Iakovos Kambanellis nahm, die dieser über seine Zeit als Häftling im KZ Mauthausen schrieb.
Schwierige Zeit während der Diktatur
Der Staatsstreich der Obristen am 21. April 1967 zwang ihn, erneut in den Untergrund zu gehen, von wo aus er zwei Tage nach dem Putsch den ersten Aufruf zum Widerstand veröffentlichte. Am Tag des Staatsstreichs der Obristen war Theodorakis bereits Abgeordneter und Vorsitzender der Jugendorganisation der Partei »Einheitliche Demokratische Linke« (EDA). Die EDA war der legale Ersatz für die damals verbotene Kommunistische Partei Griechenlands. Am 21. August 1967 wurde er verhaftet und in den Räumen der politischen Polizei in Athen inhaftiert. Nach verschiedenen Verbannungsorten in Griechenland wurde er – initiiert durch zahlreiche internationale Solidaritätskampagnen, unter anderem von Dmitri Schostakowitsch, Leonard Bernstein, Arthur Miller und Harry Belafonte – nach einer direkten Intervention vom damaligen gaullistischen französischen Politiker Jean-Jacques Servan-Schreiber beim Diktator Georgios Papadopoulos schließlich ins Exil nach Paris entlassen.
Dort wurde er begeistert bei seiner Ankunft gefeiert, unter anderen von Melina Mercouri und Costa-Gavras. Er nahm schon wenige Wochen später, als seine Frau und seine Kinder Margarita und George noch immer Geiseln der Obristen waren (sie kamen erst paar Monate später aus Griechenland), den Kampf gegen die Junta wieder auf. Er gründete den Nationalen Widerstandsrat (EAS) und begann seine Welttourneen (ca. 500 Konzerte innerhalb von vier Jahren), wobei er diesen Kampf mit unverminderter Energie bis zum Sturz der Diktatoren am 23. Juli 1974 fortsetzte.
1972 traf er in Chile Pablo Neruda und Salvador Allende und versprach ihnen, seine Fassung von Nerudas »Canto General« zu komponieren. Diese konnte jedoch aufgrund des kurze Zeit später in Santiago stattgefundenen Putsches von General Augusto Pinochet nicht mehr aufgeführt werden. Die festliche Uraufführung fand am 4. April 1981 beim Festival des Politischen Liedes in Ost-Berlin, Hauptstadt der DDR, statt.
Die Zeit nach der Obristendiktatur
Nach dem Ende der Militärdiktatur 1974 kehrte Mikis Theodorakis nach Griechenland zurück und engagierte sich neben seiner Musik intensiv politisch. Er unterstützte offen eine Übergangsregierung unter dem konservativen Politiker Konstantinos Karamanlis mit dem Slogan: »Karamanlis oder die Panzer.« In den 1980er Jahren saß er für die Kommunistische Partei im Parlament, später auch für die konservative »Nea Dimokratia«. Von 1990 bis 1992 war er unter Premier Konstantinos Mitsotakis parteiloser Minister ohne Geschäftsbereich – ein Schritt, der auf breite Kritik unter den Linken seines Landes stieß.
Er engagierte sich jedoch weiterhin unermüdlich für internationale Verständigung, organisierte Konzerte und Vorträge zur Förderung der Völkerfreundschaft und wurde 1983 in Moskau mit dem Lenin-Friedenspreis ausgezeichnet. Besonders hervorzuheben ist seine Initiative zur griechisch-türkischen Annäherung mit Persönlichkeiten wie Aziz Nesin und Yaşar Kemal. Als Vorsitzender einer Kommission in Paris setzte er sich erfolgreich für die Freilassung türkischer politischer Gefangener ein.
Weltweit kämpfte er gegen Krieg und Umweltzerstörung. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 startete er eine Europa-Tournee gegen die Atomkraft. Er bezog klar Stellung gegen die Kriege im Irak, in Afghanistan, gegen NATO-Einsätze im ehemaligen Jugoslawien und für die Rechte der Palästinenser. Für sein Friedensengagement erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den UNESCO-Musikpreis und den Friedenspreis »Sorano«.
Sein Lebenswerk blieb der Völkerverständigung gewidmet. Für ihn war Kunst stets ein Mittel gesellschaftlicher Veränderung. In einem Abschiedsbrief kurz vor seinem Tod bekannte er sich erneut zur kommunistischen Partei und rief dazu auf, sein Vermächtnis im Sinne nationaler Einheit und seiner politischen Ideale zu bewahren.
Als seine größte Leistung – neben seinem politischen Kampf – gilt die Verbindung populärer Musik mit dem Werk bedeutender Lyriker, eine Verbindung, durch die die große Dichtung in den Alltag einfacher Menschen gelangte.
Das Gedenkkonzert
Das »Lëtz Mikis«-Konzert wird von der Hellenischen Gemeinschaft in Luxemburg, »Hellenic Culture in Luxembourg« und »Les Amis de la Grèce« unter der Schirmherrschaft der griechischen Botschaft in Luxemburg mitorganisiert. An diesem Abend werden der »Chor Ambitus« aus Echternach unter der Leitung von Robert Schiltz und der »Chorale de la Communauté Hellénique du Luxembourg« unter der Leitung von Maria Devitzaki zusammen mit bekannten griechischen und luxemburgischen Solisten und Musikern auftreten.
Das Konzert beginnt um 20 Uhr im Centre Culturel »Tramsschapp«, 49, rue Ermesinde in Luxemburg-Stadt. Tickets kann man unter https://www.tickettailor.com/events/ekl bestellen.
Der Eintritt kostet 25 Euro, für Kinder unter 12 Jahren ist der Eintritt gebührenfrei.