Tödliche Elektroschocks
Im August wurde im nordrhein-westfälischen Dortmund ein 16-jähriger Jugendlicher, welche mit einem Messer unterwegs war und als psychisch belastet galt, von fünf Polizei-Kugeln tödlich getroffen, kurz nachdem er von den Beamten getasert worden war. Gegen die betreffenden Beamten wird nun wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Ans Licht der Öffentlichkeit kam außerdem, daß zwischen dem Einsatz des Tasers und dem ersten Schuß lediglich 0,7 Sekunden verstrichen waren. Der Tod trat in diesem Fall durch den fragwürdigen Einsatz der Schußwaffe ein, jedoch ist auch der zuvor eingesetzte Taser bereits potentiell tödlich.
Dabei hat allein der Einsatz einer Taserwaffe extreme Auswirkungen auf die beschossene Person. Während in den USA oder Kanada diese Waffe seit vielen Jahren zum täglichen Utensil der Polizeibeamten gehört, wurde sie in Deutschland erst vor nicht einmal zehn Jahren bei der Polizei eingeführt, nachdem sie seit rund 20 Jahren lediglich beim Sondereinsatzkommando (SEK) zur Ausstattung gehörte.
Zwischen Juni 2020 und Oktober 2021 belegen die Zahlen allein aus dem benachbarten Saarland, daß dort Taser in 18 Fällen zum Einsatz kamen, und in 45 Fällen der Einsatz angedroht wurde. Wenn die an Drähten befestigten Pfeile mit den Elektroden auf eine Person abgefeuert werden, sollen sie diese handlungsunfähig machen. Im Regelfall wird aus rund zwei Metern auf die Brust gezielt. Haben die Pfeile die Kleidung durchstoßen und sich verhakt, werden dem Opfer mehrfach bis zu 5 Sekunden dauernde elektrische Stöße verabreicht, die unter Schmerzen lähmen sollen. Hierzulande sind bisher lediglich Spezialeinheiten mit Elektroschockern ausgestattet.
Bei dem Wort Taser drängen sich Nachrichten von Einsätzen dieser Waffe in anderen Teilen der Welt auf, wo die Geräte entweder mit dem Tod der »getaserten« Person oder aber mit übertriebenem Einsatz dieser Waffe in Verbindung gebracht werden. So kritisierten Menschenrechtsorganisationen etwa, daß Taser die Schwelle zum Einsatz von Waffen gegen Zivilpersonen bei den Einsatzkräften senke. Polizeivideos haben gezeigt, daß bereits Verkehrskontrollen in den USA zu Elektroschock-Folterorgien ausarteten. Der Vorwurf, die Waffe fördere eine inadäquate Durchsetzung von Autorität, ist also nicht aus der Luft gegriffen, auch wenn Situationen allein durch die Androhung, Taser einzusetzen, hätten deeskaliert werden können, wie von den Autoritäten gern hervorgehoben wird.
Dabei sind die Geräte für Personen mit Vorerkrankungen, etwa im Herz-Kreislauf-Bereich, potentiell tödlich, was auch bereits mehrfach geschah. Im Einsatz steht diesen ihr Herzfehler nicht auf die Stirn geschrieben, und sie wissen womöglich selbst nichts davon. In diesem Zusammenhang gab auch die UNO schon vor Jahren eine Erklärung heraus, in welcher Besorgnis ausgedrückt wurde, der Einsatz des Tasers sei Folter, und diese Waffengattung als Folterwerkzeug geeignet, da sie sehr schmerzhaft sei, aber selten Folterwunden hinterlasse.
Den Statistiken zeigen, daß bis Ende 2018 mehr als 1.000 Menschen, die von der Polizei mit einem Taser geschockt wurden, gestorben sind, fast alle davon seit Anfang der 2000er Jahre. Mindestens 49 Menschen starben 2018 in den USA, nachdem sie von der Polizei getastert wurden.
Wer glaubt, diese Entwicklung könne ihm nichts anhaben, da sie sich ja »nur gegen Kriminelle« richte, sollte aufmerksam Berichte aus anderen Ländern studieren. Es handelt sich um eine bedenkliche Aufrüstung im Inneren, insbesondere vor dem Hintergrund immer wieder auftretender Ungereimtheiten bei Polizeieinsätzen.