Leitartikel03. März 2021

Protest der »Unsichtbaren«

von Ali Ruckert

Wenn vom Reinigungssektor die Rede geht, kommt man nicht daran vorbei, von niedrigen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen zu sprechen. Das ist nicht neu, aber es wird noch immer nur in ungenügendem Maße zur Kenntnis genommen. Die Reinigungsarbeiten erfolgen in der Regel vor Schichtbeginn oder nach Schichtende in den Betrieben und Verwaltungen, so dass die Reinigungskräfte in gewisser Weise »unsichtbar« sind.

Im gleichen Zusammenhang muss festgestellt werden, dass Anerkennung und Respekt gegenüber dem Reinigungspersonal seitens der Unternehmer eher eine Seltenheit sind, wie die zunehmend flexibilisierten Arbeitszeiten und die alltäglichen Verstöße gegen den Kollektivvertrag deutlich machen.

In keinem anderen Wirtschaftsbereich ist die Zahl der Beschäftigten, die einen zeitlich befristeten Arbeitsvertrag haben, so hoch wie im Reinigungsbereich. In keinem anderen Bereich gibt es so viele Arbeitsverträge, die kürzer als einen Monat sind, ein Ausdruck dafür, wie die Reinigungskräfte für einen Hungerlohn hin und her geschoben werden. Die Arbeitsbedingungen sind schwierig, und die Zahl der Beschäftigten im Reinigungsbereich, die über Gelenk- und Muskelschmerzen klagen und andere gesundheitliche Probleme haben, steigt.

Daher drängen sich höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen für die mehr als 11.000 Beschäftigten geradezu auf. Doch die Besitzer der Reinigungsunternehmen und ihre Patronatsvereinigung FEN verweigern ihren Angestellten Anerkennung und Respekt, indem sie ihnen selbst bescheidene Lohnaufbesserungen und die kleinste Verbesserung der Arbeitsbedingungen ablehnen.

Das ist der Grund, weshalb die Firmenbesitzer und ihre Dachorganisation sich bei den Kollektivvertragsverhandlungen, die nun schon eine gefühlte Ewigkeit dauern, hartnäckig weigern, den keinesfalls übertriebenen Forderungen der Gewerkschaften – eine einmalige Prämie von 2 Prozent auf dem Jahreslohn (etwa 500 Euro) und zwei zusätzliche Urlaubstage – zuzustimmen.

Die Unternehmen verweisen auf ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld, um auch das kleinste Zugeständnis zurückzuweisen, und wollen, dass ihnen die Beschäftigten das blindlings glauben, obwohl gewußt ist, dass mit der Ausbeutung der Reinigungskräfte riesige Profite gemacht werden.

Wenn es ihnen hingegen so schlecht gehen sollte, wie sie das behaupten, dann sollten sie doch bitte die Geschäftsbücher auf den Tisch legen, damit die Beschäftigten und ihre Personalvertreter das kontrollieren können!

Um die gewerkschaftlichen Forderungen im Rahmender Kollektivvertragsverhandlungen doch noch durchzusetzen, ruft der OGBL die Beschäftigten aus dem Reinigungssektor am 11. März um 13.30 Uhr vor der Handelskammer auf Kirchberg zu einer Protestkundgebung auf.

Die Kommunistische Partei (KPL) unterstützt den gewerkschaftlichen Protest und ermutigt die Reinigungskräfte, an der Protestaktion für kollektivvertragliche Verbesserungen teilzunehmen.

Die KPL prangert aber auch die schlechten, im Interesse der Besitzer der Reinigungsfirmen gemachten Gesetze an, die solch flexible Arbeitszeiten, Arbeitsverträge von einem Monat und niedrige Löhne erst möglich machen und fordert gesetzliche Verbesserungen, die den Interessen der Schaffenden Rechnung tragen, darunter eine Erhöhung des Mindestlohnes um 14 Prozent.