Kaleidoskop11. April 2025

Dürre dauert an: Rheinfall wird zum Rinnsal

von dpa/ZLV

Schaffhausen – Normalerweise beeindruckt der berühmte Rheinfall bei Schaffhausen im gleichnamigen Schweizer Kanton mit tosenden Wassermassen. Aber seit Wochen fehlen die Niederschläge, der Wasserstand am Rhein ist extrem niedrig und entsprechend karg zeigt sich das Gelände. Moosbewachsene Felsen ragen aus dem Wasser.

Wo sonst auf einer Länge von 150 Metern über ein Gefälle von 23 Metern Wassermassen in die Tiefe rauschen, fließt nur noch etwas mehr als die Hälfte der sonst im April üblichen Menge. »Wir bräuchten einen großflächig anhaltenden Niederschlag, damit sich die Lage entspannt«, sagt Michèle Oberhänsli, Hydrologin beim Bundesamt für Umwelt. »Die Wettervorhersage deutet an: Es wird nicht besser. Es ist zwar Niederschlag in Sicht, aber das reicht bei Weitem nicht, um die Defizite wettzumachen.«

Der Abfluß an der Station Neuhausen nahe dem Rheinfall liege aktuell bei rund 170 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Im langjährigen Durchschnitt erreiche der Aprilmittelwert über 300 Kubikmeter pro Sekunde. Wegen des Schmelzwassers aus den Alpen steigt der Abfluß normalerweise im Frühjahr und Sommer. Am wenigsten fließt im Januar und Februar ab.

Das Problem: den ganzen Winter gab es im Einzugsgebiet des Rheins in der Ostschweiz zu wenige Niederschläge. Entsprechend liegt weniger Schnee als sonst, der schmelzen kann. Hinzukommt, daß die Gletscher, die für den Wasserhaushalt über die Sommermonate so wichtig sind, seit Jahrzehnten wegschmelzen, das werde den Abfluß ab dem Frühling künftig weiter beeinträchtigen.

Die 172 Kubikmeter sind laut dem Bundesamt extrem wenig, aber es war an einem Apriltag schon mal schlimmer. Der liegt jedoch mehr als fünf Jahrzehnte zurück: am 1. April 1972 flossen nur 136 Kubikmeter pro Sekunde, geht aus den Daten des Bundesamtes hervor, die für diese Meßreihe bis 1959 zurückreichen.

Auch bei den Rheinhäfen Basel gibt es Niedrigwasser. Aktuell fließen dort 450 Kubikmeter pro Sekunde – normal ist im langjährigen Durchschnitt im April mehr als das Doppelte. »Das ist außergewöhnlich im Frühling«, klagt Jelena Roth, Sprecherin der Schweizerischen Rheinhäfen. An der Station Basel Rheinhalle gehen die Meßdaten sogar bis zum Jahr 1891 zurück. Der tiefste Aprilstand wurde am 3. April 1921 gemessen: 357 Kubikmeter.