Ausland16. November 2023

Krise? Vonovia läßt Mieter zahlen

Teure Mitesser

von Lars Mörking

Der Anfang November von Vonovia vorgelegte Trimesterbericht zeige, daß Deutschlands größter Wohnungskonzern weiterhin auf Verkäufe und Mieterhöhungen setze, so der Deutsche Mieterbund in Nordrhein-Westfalen. Vonovia bekomme die »rasant gestiegene(n) Zinsen, hohe(n) Baukosten, fallende(n) Immobilienpreise« zu spüren, berichtet das »Handelsblatt«. Der Wohnungskonzern selbst gibt an, rund 548.000 Wohnungen zu verwalten.

Dem Bericht zufolge ist das Vermietungsgeschäft um sieben Prozent gewachsen. Der Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen habe über 1,8 Milliarden Euro gelegen und damit 120 Millionen Euro über dem Vorjahresergebnis. Um Schulden abzutragen, veräußert das Unternehmen derzeit Wohnungsbestände und Beteiligungen. In diesem Jahr habe man damit 3,7 Milliarden Euro an Erlösen erzielt, seit August sollen es 1,7 Milliarden Euro gewesen sein.

Berichtet werde aber vor allem von teils noch nicht abgeschlossenen Wohnungsverkäufen sowie einem erneuten Joint-Venture für Wohnungsbestände im Norden Deutschlands, so der Mieterbund. Wie schon beim südwestdeutschen Südewo-Portfolio werde auch hier ein Teil der bestandshaltenden Tochtergesellschaft an Versicherungen und andere »Investoren« verkauft. Vonovias Joint-Venture-Partner würden dabei künftig überdurchschnittlich an den Erträgen aus den Wohnungsbeständen beteiligt.

Das werde den Druck auf die Mieten weiter erhöhen, so Hans-Jochem Witzke, Präsident des Deutschen Mieterbunds NRW. Besorgniserregend ist aus seiner Sicht die starkgestiegene Bedeutung von Mieterhöhungen im laufenden Mietvertrag, die sich nach Angaben des Konzerns im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt haben. »Vonovia will die Mieter für die Krise zahlen lassen. Ganz unumwunden stellt der Konzern den Investoren die Mieterhöhungspotentiale zur Schau«, kritisiert Witzke. Er rät den Mietern: »Auch bei einem Großkonzern sind viele Mieterhöhungsverlangen falsch. Ungeprüft sollte keiner Mieterhöhung zugestimmt werden.« Nach Angaben der Vonovia berechne ein SAP-System wohnungsgenau Mieterhöhungsmöglichkeiten und setze diese automatisch um.