USA-Armee in Nahost unter Druck
Drohnenangriff auf USA-Basis im Dreiländereck Syrien, Irak, Jordanien
Nach Angaben des Zentralkommandos der USA-Truppen in Tampa, Florida sind am Sonntag drei USA-Soldaten bei einem Drohnenangriff im jordanisch-syrischen Grenzgebiet getötet worden. Der Angriff ereignete sich am späten Sonntagnachmittag »auf einer USA-Basis im Nordosten Jordaniens«, hieß es in einer Stellungnahme. Mindestens 25 weitere Soldaten seien verletzt worden. Nach Angaben aus dem Irak wurde eine USA-Basis innerhalb Syriens getroffen, vermutlich Al Tanf. Die illegal von den USA auf syrischem Territorium errichtete Basis liegt im Dreiländereck Syrien, Irak, Jordanien.
CNN berichtete unter Berufung auf US-Militärquellen, der Angriff habe sich im Nordosten Jordaniens auf einer Militärbasis ereignet, die als »Tower 22« bekannt sei. Der Sender lieferte auch Satellitenaufnahmen dazu. Der katarische Nachrichtensender »Al Jazeera« zitierte einen jordanischen Regierungsvertreter, der sagte, die angegriffene Militärbasis befinde sich außerhalb Jordaniens. Der »Islamische Widerstand im Irak« übernahm die Verantwortung und erklärte, man habe vier Militärbasen der USA angegriffen, davon drei am Sonntagmorgen in Syrien. USA-Präsident Biden kündigte unverzüglich »Vergeltung« an.
Mißachtung der Souveränität des Irak
Die USA-Armee war schon vor dem israelischen Krieg gegen Gaza in der Region nicht sehr beliebt. Seit Mitte Oktober 2023 wurden USA-Militärbasen im Irak und in Syrien rund 150 Mal von lokalen und regionalen bewaffneten Gruppen mit Mörsergranaten und Drohnen unter Beschuß genommen. Der Irak fordert einen verhandelten Abzug aller ausländischen, von den USA geführten Truppen aus dem Irak. Inzwischen wird im Pentagon und im Außenministerium im Kontakt mit verschiedenen Geheimdiensten die Politik der USA in der Region einer Generalüberholung unterzogen. Die Folge könnte ein Abzug aus Syrien sein. Das Pentagon allerdings weist das zurück.
Das Büro des irakischen Ministerpräsidenten Mohammed Shia al-Sudani hielt der USA-Regierung am vergangenen Mittwoch vor, die irakische Souveränität aktiv zu unterlaufen. Hintergrund waren gezielte Luftangriffe in den Provinzen Anbar und Babylon. Dabei wurden von USA-Kampfjets drei Einrichtungen der Irakischen Volksmobilisierungseinheiten (PMU) und von Kataib Hisbollah, die in die Irakische Armee integriert sind, getroffen, zwei PMU-Angehörige wurden getötet.
Das USA-Zentralkommando erklärte, die Angriffe seien ein Vergeltungsschlag für den Beschuß der Ain Al-Assad Militärbasis im Irak, die von den USA-Truppen genutzt wird. Dabei seien Angehörige der USA-Streitkräfte verletzt worden, so das Pentagon. Die Angriffe seien zudem eine Vergeltung für den Beschuß einer USA-Basis auf dem syrischen Conoco-Ölfeld, östlich von Deir Ez-Zor sowie für den Beschuß des Hafens von Haifa mit Drohnen. Der Islamische Widerstand im Irak hatte sich zu dem Angriff bekannt, um den »Hafen außer Betrieb« zu setzen. Ziel sei, eine »maritime Blockade« gegen Israel zu verhängen, bis es seinen Angriff auf Gaza stoppt.
Irak fordert Truppenabzug
Die Luftangriffe der USA seien »inakzeptabel«, hieß es in der offiziellen Erklärung des Irak. Sie schadeten »Jahren der Zusammenarbeit, verletzen auf unerhörte Weise die Souveränität des Irak und tragen zu einer unverantwortlichen Eskalation bei«. Man sehe, »wie (die USA) in ungerechtfertigte Aggressionen gegen das irakische Staatsgebiet und die irakische Souveränität abgleiten«, erklärte Yahya Rasool, Sprecher des irakischen Ministerpräsidenten Al Sudani.
Zuletzt hatten die USA am 4. Januar 2024 das Hauptquartier der Volksmobilisierungseinheiten (PMU) im Zentrum von Bagdad angegriffen und den stellvertretenden Operationsoffizier der Organisation, »Abu Taqwa« in seinem Auto gezielt getötet. Auch dieser Angriff war vom Pentagon als »Vergeltung« für vorherige Angriffe auf USA-Militärbasen gerechtfertigt worden. Schon vor dem Angriff hatte die irakische Regierung die USA-geführten Koalitionstruppen, die so genannte »Anti-IS-Allianz«, gedrängt, den Irak zu verlassen.
USA wegen Krieg in Gaza unter Druck
Die irakischen Milizen wollen – ebenso wie die Hisbollah im Libanon und die Ansar Allah im Jemen – mit ihren Angriffen auf Militär und Geheimdiensteinrichtungen sowie auf Schiffe im Roten Meer – die Interessen der USA und israelischer Verbündeter treffen, die Israel mit Waffen, Munition und Aufklärungsdaten im Krieg gegen Gaza unterstützen.
Die USA, die nicht bereit sind, ihre Unterstützung für Israel einzustellen und sich für einen sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand einzusetzen, haben zusammen mit Britannien mehrere Male den Jemen angegriffen. Auch die EU hat eine »Militärmission zum Schutz von Handelsschiffen im Roten Meer« beschlossen.
Britannien hat laut Medienberichten mehr als 50 Aufklärungsflüge über dem Gaza-Streifen absolviert, um Israel mit Daten zu versorgen. Die Flüge starten von zwei britischen Militärbasen in der Republik Zypern, auf der geteilten Mittelmeerinsel. Vor den beiden Basen Akrotiri und Dhekelia haben wiederholt Proteste gegen die Beteiligung am Krieg gegen Gaza stattgefunden
Um mit dem Irak über die Zukunft der USA-geführten »Anti-IS-Allianz« zu beraten, wurde bereits 2023 eine Hohe Militärkommission eingerichtet. Kritiker der USA-Präsenz im Irak bezeichnen die Kommission als Versuch, eine Abzugsentscheidung hinauszuzögern. Der US-amerikanische Nachrichtensender CNN zitierte einen (namentlich nicht genannten) USA-Militär, der unter Verweis auf die Hohe Militärkommission erklärte, man werde gemeinsam über die Zukunft der »Anti-IS-Allianz« im Irak und die bilaterale Sicherheitsvereinbarung zwischen den USA und dem Irak sprechen. Die Gespräche hätten nichts mit den jüngsten Angriffen auf die USA-Militärbasen im Irak und in Syrien zu tun.
Seit der gezielten Tötung des iranischen Generals Qasim Solimani und von Abu Mehdi al Muhandis am Flughafen von Bagdad durch einen US-amerikanischen Drohnenangriff am 3. Januar 2020 hat der Irak die USA-Armee und die ausländischen Truppen wiederholt zum Abzug aufgefordert.