Luxemburg17. März 2022

In Esch/Belval geplantes Monument für die von den Nazis verschleppten sowjetischen Zwangsarbeiter wird »auf Eis gelegt«

Sowjetische Zwangsarbeiter als Opfer des Russenhasses

von Ali Ruckert

Gegenwärtig erleben wir, wie alle möglichen Russenhasser den Krieg in der Ukraine zum Anlass nehmen, um ihre niederen Revanchegelüste zu befriedigen und in ihrem Rausch vor nichts Halt machen.

Opfer dieser antirussischen Hetze wurde nun auch das in Esch-Belval geplante Denkmal zur Erinnerung an die Bürger der Sowjetunion, die zwischen 1942 und 1944 von den Nazis als Zwangsarbeiter und »Ostarbeiterinnen« nach Luxemburg verschleppt wurden.

Mehrere Tausend Männer und Frauen aus den verschiedensten Sowjetrepubliken, darunter ganz junge Mädchen, mussten hierzulande praktisch als Sklaven in der Stahlindustrie und der Landwirtschaft, oft bis zur Erschöpfung arbeiten und waren außerhalb der Arbeitszeiten in KZ-ähnlichen »Russenbaracken« in mehreren Ortschaften, darunter Esch/Alzette und Differdingen, zusammengepfercht, mussten Hunger leiden und waren Tag und Nacht der Willkür ihrer Bewacher ausgesetzt. Viele erlebten die Befreiung nicht.

Nach dem Sieg über den Faschismus und dem Ende des Krieges, dessen Hauptlast die Sowjetunion getragen hatte, wurden mehr als 3.500 sowjetische Bürger repatriiert.

 Um an die sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zu erinnern, beschlossen das Staatsministerium und die Escher Gemeinde – einem Antrag der russischen Botschaft entsprechend – vor einem Jahr einvernehmlich, auf dem Akademieplatz in Esch-Belval ein Denkmal zu errichten. Den Auftrag erhielt der russische Bildhauer Grant Garibyan.

In seiner Sitzung vom 4. März 2022 beschloss der Escher Gemeinderat, in Übereinstimmung mit dem Staatsministerium, einstimmig, dass das Denkmal gegenwärtig nicht verwirklicht, sondern »auf Eis gelegt« werden soll.

Dafür bekräftigten sie aber ihre Solidarität mit dem ukrainischen Staat, dessen Regime seit acht Jahren einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung im Donbass im Osten der Ukraine führt und vor ebenso langer Zeit ein Verbot gegen die Kommunistische Partei der Ukraine verhängte, während er bis heute die ukrainischen Faschisten ihr Unwesen ungestört weiter treiben läßt. Dazu hatte der Escher Gemeinderat zu keinem Zeitpunkt etwas zu sagen, auch nicht am 4. März. 

Es sei, so Premierminister Bettel in seiner Antwort auf eine parlamentarische Anfrage, gegenwärtig nicht möglich, diese wichtige Gedächtnisarbeit mit dem nötigen Abstand und der nötigen Gelassenheit zu machen. Ist das so?

Als die USA noch vor kurzem Flächenbombardements in Afghanistan vornahmen, wäre es Premierminister Bettel nicht in den Sinn gekommen, die Ehrung der US-amerikanischen Soldaten auf dem Hammer Friedhof, die für die Befreiung unseres Landes starben, auszusetzen.

Aber die sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, deren Vaterland entscheidend dazu beitrug, dass Europa vom faschistischen Besatzer befreit werden konnte, dürfen keine Ehrung erfahren, weil Russland gegenwärtig Krieg in der Ukraine führt.

Eines von vielen Beispielen dafür, wie Antisowjetismus nachwirkt und Russenhass den Blick trübt.