Ausland07. Oktober 2009

Ende des Dollar-Imperialismus angekündigt

Das Ende des Dollars als Weltreservewährung ist in absehbare Nähe gerückt, wenn sich der Bericht der seriösen britischen Tageszeitung »The Independent« vom Dienstag als richtig erweist. Demnach sind »die arabischen Golfstaaten, China, Rußland, Japan und Frankreich in Geheimverhandlungen übereingekommen, den Dollar für die Zahlungsabwick-lung bei Ölgeschäften nicht länger zu benutzen und statt dessen alle Zahlungen auf der Grundlage eines Währungskorbes abzuwickeln, der sich aus dem chinesischen Yuan, dem japanischen Yen, dem Euro und aus Gold zusammensetzt«.

Später soll auch der Rubel hinzukommen, zumal Rußland derzeit der weltgrößte Öl- und Gasproduzent ist. Die Währungsumstellung soll bis zum Jahr 2018 abgeschlossen sein. In der Übergangsphase werde Gold wieder verstärkt als Zahlungsmittel eingesetzt, schreibt das Blatt.

Obwohl die Zeitung sich lediglich auf nicht namentlich genannte Quellen aus der mittelöstlichen und chinesischen Finanzwirtschaft berief, reagierten die internationalen Währungsmärkte sofort. Der Dollar verlor kräftig gegenüber 15 der 16 am meisten gehandelten Währungen, während zugleich Gold seinen kürzlich begonnenen Höhenflug jenseits der 1.000 Dollar pro Unze fortsetze. »Allein die Tatsache, daß man sich mit solchen Gedanken beschäftigt, unterminiert bereits den Dollar«, zitierte die US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg Dari-usz Kowalczyk, Chefstratege eines Finanzunternehmens in Hong Kong.

Laut »The Independent« wissen die Regierenden der USA zwar von den Geheimtreffen, es sei ihnen aber noch nicht gelungen, an die Details der Pläne gegen den Dollar heranzukommen, an denen sich auch bisher loyale US-Verbündete wie Japan und die arabischen Golf-Staaten beteiligten. Angesichts der Überschuldung der USA und weiterer gigantischer Haushaltsdefizite für die nächsten Jahre, die vom US-Bundesrechnungshof auf jährlich Tausend Milliarden Dollar geschätzt werden, ist Washington unbedingt auf einen stabilen Dollar angewiesen, damit ausländische Investoren weiterhin einen Anreiz haben, US-Schuldscheine zu kaufen und damit die aufgeblähte und global überdehnte US-Regierungsmaschinerie am Leben zu erhalten. Daher sehen die USA in allen Plänen, die die Rolle des Dollars in der Weltwirtschaft reduzieren wollen, nichts anderes als einen Anschlag auf längst angeschlagen Vormachtstellung. Konfrontationen sind daher programmiert.

Auch die Chinesen sehen das nicht anders. Botschafter Sun Bigan, Pekings ehemaliger Sondergesandte zum Mittleren Osten, hat jüngst vor den Risiken einer sich vertiefenden Kluft zwischen China und den USA gewarnt, insbesondere wegen Öl und anderer Interessenkonflikte im Mittleren Osten. »Bilateraler Zank und Zusammenstöße sind unvermeidbar. Wir dürfen unsere Wachsamkeit gegenüber Feindseligkeiten im Mittleren Osten auf Grund von Energie- und Sicherheitsinteressen nicht reduzieren«, schrieb Bigan kürzlich in der »Asia and Africa Review«.

Offensichtlich ist China, das für die Aufrechterhaltung seines rapiden Wirtschaftswachstums auf zusätzliche Energielieferanten angewiesen ist, entschlossen, auch in den mittelöstlichen Ölstaaten mit dem dort bisher dominierenden US-amerikanischen Einfluß zu konkurrieren.

Iran hat bereits letzten Monat verkündet, in Zukunft seine Währungsreserven nur noch in Euro statt in Dollar anlagen. Das ist jedoch nicht ungefährlich, wie das Beispiel Irak zeigt. Wenige Monate nachdem Saddam Hussein erklärt hatte, Öl nicht mehr für Dollar, sondern nur noch gegen Euros zu verkaufen, marschierten die USA im Irak ein.

Rainer Rupp