Komponist Lalo Schifrin gestorben
Los Angeles – Der argentinische Komponist, Pianist und Dirigent Lalo Schifrin ist tot. Er starb im Alter von 93 Jahren am Donnerstagmorgen, wie seine Söhne Ryan und William bestätigten.
Der in den USA lebende Schifrin galt als einer der einflußreichsten Filmkomponisten seiner Generation und schrieb unter anderem die Musik zu »Mission: Impossible«, »Bullitt«, »Starsky & Hutch« und mehreren »Dirty Harry«-Filmen mit Clint Eastwood. Schifrin gewann mehrere Grammys, zudem war er sechsmal für einen Oscar nominiert – unter anderem für »Cool Hand Luke«, »The Fox«, »The Amityville Horror« und »The Sting II«. Im Jahr 2018 erhielt er einen Ehrenoscar für sein Lebenswerk.
Sein bekanntestes Werk, das Thema der Fernsehserie »Mission: Impossible«, entstand unter besonderen Umständen. Ohne den Vorspann zu sehen, sollte Schifrin die Titelmelodie komponieren: »Du mußt die Noten ohne irgendwas auf dem Bildschirm schreiben«, habe man ihm gesagt, erinnerte sich Schifrin später. »Wir richten uns nach deiner Musik. Gib uns etwas Rhythmisches.« Die daraus resultierende Komposition im ungewöhnlichen 5/4-Takt wurde weltberühmt.
Lalo war eigentlich sein Spitzname. Geboren wurde er am 21. Juni 1932 als Boris Claudio Schifrin in Buenos Aires. Seine musikalische Entwicklung begann in jungen Jahren am Klavier. Sein Klavierlehrer war Enrique Barenboim, der Vater des Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim. Schifrins Vater Luis hatte als Geiger gute Kontakte in die Welt der klassischen Musik, von denen der junge Lalo profitierte.
Auf dem College entdeckte er zusätzlich den Jazz für sich. »Und seitdem widme ich mich beiden Ausdrucksweisen«, sagte er 1967 dem Magazin »Jazz Professional«. »Das hat nichts Schizophrenes. Die Leute verstehen nicht, daß gute Musik ein großes Ganzes ist. Ich mache keinen Unterschied zwischen Jazz und klassischer Musik. Ob sie musikalisch gut ist, ist das Einzige, was zählt.« Die Kombination der Stile prägte sein Schaffen. Er machte klassische Motive einem Mainstream-Publikum zugänglich und brachte Jazz-Rhythmen ins Kino.
Nach einem Soziologie-Studium erhielt Schifrin mit Anfang 20 ein Stipendium am Pariser Konservatorium. Tagsüber studierte er dort Komposition, nachts spielte er in den Jazz-Clubs der französischen Hauptstadt. Zurück in Buenos Aires gründete er ein Jazz-Orchester, mit dem er wöchentlich in einer TV-Show auftrat.
Eine Begegnung mit dem Jazzmusiker Dizzy Gillespie erwies sich als wegweisend für seine zukünftige Karriere. Schifrin zog Anfang der 60er Jahre nach New York City und machte sich in den USA einen Namen – mit Jazz und auch mit Bossa Nova.
Im Interview der Television Academy, die jährlich die Emmys vergibt, wurde Schifrin gefragt, wofür er nach seinem Tod in Erinnerung bleiben möchte. »Das ist nicht mein Problem«, antwortete der Musiker. »Das müssen die nachfolgenden Generationen beurteilen.«