»The Power Of The Dog« holt begehrteste Baftas
Das Science-Fiction-Epos »Dune« von Regisseur Denis Villeneuve hat bei der Verleihung der als Baftas bekannten Britischen Filmpreise am Sonntagabend fünf Preise erhalten. Die beiden begehrtesten Trophäen gingen an das Westerndrama »The Power Of The Dog« von Jane Campion, das als bester Film ausgezeichnet wurde. Die neuseeländische Regisseurin, die bei der glamourösen Zeremonie in der Londoner Royal Albert Hall nicht anwesend war, erhielt außerdem den Bafta für die Regie. Kenneth Branaghs hochgehandelter Coming-Of-Age-Film »Belfast« bekam den renommierten Preis als herausragender britischer Film. »Das Kino lebt!«, jubelte Branagh.
Zwei Wochen vor der Verleihung der Oscars wurde der US-amerikanische Schauspieler Will Smith für »King Richard«, einen Streifen über die Schwestern und Tennisprofis Venus und Serena Williams, als bester Darsteller ausgezeichnet, doch auch er wurde in London vermißt. Über den Preis als beste Schauspielerin freute sich die Britin Joanna Scanlan, die sich unter anderem gegen Lady Gaga (»House Of Gucci«) und Tessa Thompson (»Passing«) durchgesetzt hatte. Scanlan kämpfte bei ihrer Rede mit den Tränen. Die Preise für die Nebenrollen gingen an die US-Amerikanerin Ariana Debose (»West Side Story«) und ihren Landsmann Troy Kotsur (»Coda«), der als erster gehörloser Schauspieler einen Bafta erhielt.
»Dune«, elfmal und damit am häufigsten nominiert, wurde wie erwartet in den Kategorien Kamera, Schnitt und Sound ausgezeichnet. Auch die Filmmusik von Hans Zimmer wurde prämiert. Über die Trophäe für die visuellen Effekte in »Dune« freute sich ein internationales Team um den deutschen Spezialeffektkünstler Gerd Nefzer, der vor vier Jahren für »Blade Runner 2049« einen Bafta erhalten hatte. »Beim zweiten Mal fühlt es sich sogar noch besser an«, scherzte Nefzer, der mit seinem Team schon an der »Dune«-Fortsetzung arbeitet.
Zur besten Dokumentation wurde »Summer of Soul (...Or, When the Revolution Could Not Be Televised)« gekürt. Es ist das Regiedebüt von Ahmir Thompson, besser bekannt als Questlove. Er ist Schlagzeuger der Roots, die auch die Hausband des US-amerikanischen Showmasters Jimmy Fallon ist. Feiern konnte der überglückliche Gewinner deshalb nicht. »Ich muß direkt zum Flughafen, weil ich morgen bei der Arbeit sein muß«, sagte Questlove, der lange in London gelebt hatte. »Ich muß zur „Tonight Show“ mit Jimmy Fallon.«
Eröffnet wurde die glamouröse Preisverleihung von Dame Shirley Bassey. Anläßlich des 60. Jubiläums der James-Bond-Filme sang sie mit 85 ihren 007-Titelsong »Diamonds Are Forever«. Für ihre Performance erntete die Diva stehenden Applaus der Gäste, darunter das Bond-Produzentenduo Barbara Broccoli und Michael G. Wilson sowie das Bond-Girl Léa Seydoux. Die Hoffnung der Bond-Macher auf die begehrte Trophäe für den »Herausragenden Britischen Film« erfüllte sich nicht. Der fünfmal nominierte »No Time to Die« bekam nur eine einzige für den Schnitt. Das Duo Tom Cross und Elliot Graham widmete ihren Bafta dem vor 20 Jahren gestorbenen Cutter und Regisseur Peter Hunt, der sich vor 60 Jahren beim Debütfilm »Dr. No« für den Schnitt verantwortlich zeichnete.
Die Londoner Schauspielerin Lashana Lynch, die in »No Time to Die« eine Agentenkollegin von Daniel Craig spielt, wurde in der Sonderrubrik mit dem »Rising Star Award« geehrt. Bestes Adaptiertes Drehbuch wurde »Coda«, bestes Originaldrehbuch »Licorice Pizza«. Die goldene Bafta-Maske für den besten Animationsfilm bekam der mit vielen Ohrwürmern gespickte Disney-Film »Encanto«.
Die British Academy of Film and Television Arts feiert in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Es sei auch »die letzte Show«, scherzte Moderatorin Rebel Wilson, die mit Kalauern durch die Preisverleihung führte. Die Bafta-Awards zählen nach den Oscars und den Golden Globes zu den begehrtesten Preisen der Branche. Ein Fingerzeig für die Oscars waren sie zuletzt eher selten. »The Power Of The Dog« gilt aber auch in Hollywood als Favorit. Ebenfalls am Sonntag gewann er vier Auszeichnungen bei den Critics Choice Awards – als bester Film, beste Regie, für das beste adaptierte Drehbuch und die beste Kamera.