Ausland11. Mai 2021

Auslands-Nachrichten

von dpa/ZLV

1,1 Milliarden Euro

Biontech verdreifacht Quartalsgewinn. Gegen Freigabe von Patenten

Der deutsche Impfstoffhersteller Biontech hat im ersten Quatal dieses Jahres einen Quartalsgewinn von 1,1 Milliarden Euro erzielt. Im Vergleich zum vierten Quartal 2020 (366,9 Mio.) bedeutet dies eine Verdreifachung des Nettogewinns. Noch rasanter stieg der Umsatz des Biotechnologie-Unternehmens. Die Umsatzerlöse erreichten in den ersten drei Monaten schätzungsweise 2,05 Milliarden Euro. Das waren mehr als 70 Mal so viel wie im entsprechenden Zeitraum 2020 (27,7 Mio.). Der Anstieg sei vor allem auf die rasche Steigerung der weltweiten Versorgung mit dem Corona-Impfstoff zurückzuführen, erklärte das Unternehmen.

Bis zum 6. Mai wurden weltweit mehr als 450 Millionen Impfstoffdosen in 91 Länder oder Regionen ausgeliefert. Biontech hat sich dazu mit dem US-amerikanischen Pharmakonzern Pfizer zusammengeschlossen.

Beflügelt von seinem Milliardengewinn will Biontech seine Corona-Impfstoff-Produktion weiter ausbauen und die Forschung in der Krebs-Therapie vorantreiben. »Unser Ziel ist es, zum globalen Machtzentrum der Immuntherapie im 21. Jahrhundert zu werden«, sagte Vorstandschef Ugur Sahin am Montag bei der Vorstellung der Wirtschaftsdaten im ersten Quartal. »Zusammen mit anderen Impfstoff-Entwicklern wird in den nächsten neun bis zwölf Monaten mehr als genug Impfstoff hergestellt, und es gibt nicht die geringste Notwendigkeit, Patente aufzuheben.«


Duque forciert Gewalt

Kolumbiens Präsident Iván Duque hat »dem Verteidigungsminister, dem Innenminister und dem Regierungsteam, das in Cali ist, Anweisungen gegeben, den größtmöglichen Aufmarsch der Sicherheitskräfte zu gewährleisten«. Am Montagmorgen reiste der Staatschef für mehrere Stunden selbst in die südwestlich von Bogotá gelegene Stadt. Dort traf er sich mit Kriegsminister Diego Molano, Offizieren der Armee und Innenminister Daniel Palacios.

 

Zusammenstöße auf Tempelberg in Jerusalem

Jerusalem – Nach erneuten Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften in Jerusalem wächst die Sorge vor einem größeren Konflikt. Auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif/Das edle Heiligtum) in der Altstadt kam es am Montagmorgen erneut zu schweren Auseinandersetzungen. Dabei setzten Polizisten vor der Al-Aksa-Moschee Blendgranaten, Tränengas und Gummigeschosse gegen Palästinenser ein.

Israel beging am Montag den »Jerusalem-Tag«. Der Staat feiert damit die Eroberung des arabischen Ostteils von Jerusalem einschließlich der Altstadt während des »Sechstagekriegs« 1967.

Nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmondes wurden 305 Menschen verletzt, sieben davon lebensgefährlich. Etwa 290 Menschen seien in Krankenhäusern behandelt worden. Ein Sprecher der Polizei in Jerusalem sagte, es seien 21 Polizisten verletzt worden. Konfrontationen hatte es in der Nacht zum Montag bereits am Damaskustor und im Viertel Scheich Dscharrah gegeben. Auch aus anderen Städten wurden Proteste gemeldet.

Die Lage im Westjordanland und im arabisch geprägten Ostteil Jerusalems ist seit Beginn des Fastenmonats Ramadan angespannt. Bei heftigen Zusammenstößen waren in Jerusalem seit Freitag bereits rund 300 Palästinenser und rund 20 Polizisten verletzt worden. Die Polizei Bereiche der Altstadt hatte abgesperrt, um Versammlungen zu verhindern.

Am Sonntagabend hat Israel bereits die Fischereizone vor dem Gazastreifen bis auf weiteres geschlossen, nachdem die Hamas sich mit den Menschen in Jerusalem solidarisch erklärt hatte. Bei Ramadan-Gebeten auf dem Tempelberg waren zuletzt auch Hamas-Flaggen geschwenkt worden.

 

Tag des Sieges in Moskau

Moskau – Rußlands Präsident Wladimir Putin hat zum 76. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland den Schutz nationaler Interessen betont. »Rußland verteidigt das internationale Recht konsequent«, sagte er am Sonntag während einer großen Militärparade in Moskau. »Gleichzeitig werden wir unsere nationalen Interessen standhaft verteidigen und die Sicherheit unseres Volkes sichern.«

Im Großen Vaterländischen Krieg gegen die faschistischen Invasoren haben die Völker der Sowjetunion »unerträgliche Prüfungen, Schmerz und Tränen« erlitten. »Und es gibt kein Vergeben und keine Rechtfertigung für diejenigen, die erneut aggressive Pläne aushecken», sagte Putin. Einmal mehr warnte er vor Versuchen der Geschichtsfälschung und davor, die Taten von Verrätern und Verbrechern zu relativieren. Im Gegensatz zu aktuellen Reden und Erklärungen westlicher Bündnisse und Politiker, in denen immer wieder die »Bedrohung durch Rußland« betont wird, richtete sich die Rede Putins gegen keinen anderen Staat oder ein Militär- oder Wirtschaftsbündnis.

 

ISS-Besatzung würdigt Tag des Sieges

Moskau – Die beiden russischen Kosmonauten und ihr US-amerikanischer Kollege haben auf der Internationalen Raumstation ISS des Sieges über Hitler-Deutschland vor 76 Jahren gedacht. »Wir werden die Erinnerung an die Millionen Opfer ehren, auf deren Kosten unsere Großväter und Urgroßväter die zerstörerischen Kräfte gestoppt und den Menschen Frieden sowie das Recht auf Leben und das Recht auf Freiheit zurückgegeben haben«, sagte Kosmonaut Oleg Nowizki in einer Videobotschaft. »Diese Erinnerung wird uns für immer heilig sein.« Der NASA-Astronaut Mark Vande Hei wünschte allen Menschen auf der Erde auf Russisch Frieden und Gesundheit.

 

Ex-NATO-Chef Rasmussen will »für Demokratie kämpfen«

Kopenhagen – Der frühere NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sieht die Welt »auf dem Weg in eine demokratischere Zukunft«. Hoffnung schenke ihm trotz autokratischer Bedrohungen unter anderem der Einsatz von Demokratie-Aktivisten in Myanmar, Belarus, Hongkong, Venezuela und anderswo, sagte der Däne am Montag zum Auftakt eines von ihm einberufenen »Demokratie-Gipfels« in Kopenhagen. Die »freie Welt« sei heute zudem weniger naiv und habe den Ernst der Lage erkannt. »Wir erkennen jetzt, daß wir jeden Tag für Freiheit und Demokratie arbeiten müssen.«

Die USA seien entscheidend beim Kampf für Demokratie. »Wir brauchen eine entschlossene globale Führung Amerikas. Weil die Geschichte zeigt, daß die Amerikaner ein Vakuum zurücklassen, wenn sie sich zurückziehen. Und dieses Vakuum wird von den Bösen gefüllt«, sagte er.

Der Kopenhagener »Demokratie-Gipfel« findet in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Bei der Konferenz diskutieren Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie Aktivisten und Menschenrechtler zwei Tage lang über »die Lage der Demokratie in aller Welt«. Unter den zugeschalteten Rednern sind unter anderen Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen, der Hongkonger »Demokratie-Aktivist« Nathan Law, die belarussische »Oppositionsführerin« Swetlana Tichanowskaja und Venezuelas selbsternannter »Interimspräsident« Juan Guaidó.

 

Taliban kündigen dreitägige Waffenruhe an

Kabul – In Afghanistan haben die Taliban eine dreitätige Feuerpause für die bevorstehenden Feiertage zum Ende des Fastenmonats Ramadan angekündigt. Alle Kämpfer seien angewiesen, landesweit vom ersten bis zum dritten Tag des Zuckerfestes offensive Operationen einzustellen, heißt es in einer Erklärung der Taliban. Die auch Eid al-Fitr genannten Feiertage beginnen am Mittwoch oder Donnerstag, abhängig von der Sichtung des Mondes.

Aus dem Präsidentenpalast in Kabul hieß es am Montag in einer Reaktion, Präsident Aschraf Ghani habe die Sicherheitskräfte dazu angewiesen, die Waffenruhe zu achten. Ghani forderte die Taliban auf, eine dauerhafte Feuerpause einzugehen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Am Samstag waren bei einem Anschlag in einem mehrheitlich von schiitischen Hasara bewohnten Viertel nahe einer Schule laut Innenministerium mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen, vor allem Schülerinnen. Das Büro des Vizepräsidenten Sarwar Danisch erklärte am Montag ohne weitere Angaben, die Zahl der Todesopfer liege gar bei 85. Bisher bekannte sich niemand zu der Tat.

In der Nacht zu Montag kamen bei zwei weiteren Vorfällen mindestens 13 Zivilisten ums Leben, als Busse auf am Straßenrand platzierte Bomben fuhren. Auch mehrere Sicherheitskräfte im Land wurden getötet.

 

Klage wegen Kriegsverbrechen des USA abgewiesen

Évry – Ein französisches Gericht hat eine Klage gegen mehrere Unternehmen wegen des giftigen Entlaubungsmittels »Agent Orange«, das im Vietnam-Krieg eingesetzt wurde, für unzulässig erklärt. Die Unternehmen, darunter der US-amerikanische Saatgutkonzerns Monsanto, den mittlerweile der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer übernommen hat, hätten damals im Auftrag der USA gehandelt und könnten sich vor dem Gericht in Frankreich auf Immunität von der Gerichtsbarkeit berufen, hieß es am Montag in der Entscheidung des Gerichts in Évry. Damit wies das Gericht Schadenersatzansprüche der Klägerin zurück.

Geklagt hatte eine 79-jährige Französin vietnamesischer Herkunft, ein Opfer von »Agent Orange«. Während des Vietnam-Krieges versprühten die USA von 1962 bis 1971 massenhaft chemische Mittel wie das hochgiftige »Agent Orange«. Sie wollten damit den dichten Dschungel entlauben, der den vietnamesischen Kämpfern als Rückzugsgebiet diente.

Das in dem Entlaubungsmittel enthaltene Dioxin wird für Krebs und andere Gesundheitsschäden verantwortlich gemacht. Die Klägerin führt seit mehreren Jahren einen zivilen Rechtsstreit gegen die Unternehmen. Sie engagierte sich in der Unabhängigkeitsbewegung in Nordvietnam und schrieb als Journalistin über den Krieg.

 

Impstoff-Krieg geht weiter

EU will Vertrag mit Astrazeneca nicht verlängern

Brüssel – Die EU hat ihren Impfstoffvertrag mit dem Hersteller Astrazeneca nicht über Juni hinaus verlängert, sagte Industriekommissar Thierry Breton am Sonntag im Radiosender France Inter. EU-Justizkommissar Didier Reynders sagte dem belgischen Sender VRT: »Wir haben ein echtes Problem mit Astrazeneca. Es fehlt das Vertrauen. Es ist folglich unmöglich, künftig diesen Impfstoff zu kaufen.« Das Unternehmen ist mit den vereinbarten Lieferungen sehr im Rückstand. Statt 120 Millionen Impfdosen bekam die EU im ersten Quartal nur 30 Millionen. Deshalb hat sie vor einem belgischen Gericht geklagt.

Offiziell hat sich die Kommission aber noch nicht festgelegt. Ein Sprecher betonte auf Anfrage, über Vertragsverlängerungen könne man sich jetzt nicht äußern. Bei Astrazeneca gehe es zunächst um die Erfüllung des geltenden Vertrags.

Industriekommissar Breton äußerte sich zugleich positiv über die Qualität des Impfstoffs des britisch-schwedischen Herstellers. »Das ist ein guter Impfstoff«, sagte er. In Frankreich gibt es in der Bevölkerung Vorbehalte gegen den Impfstoff.

Die EU-Kommission hatte erst am Samstag mitgeteilt, daß bis 2023 bis zu 1,8 Milliarden weitere Impfdosen von Pfizer/Biontech gekauft werden sollen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat das Geschäft ein Volumen bis zu 35 Milliarden Euro und bedeutet weitere Investitionen in Deutschland und Belgien. Die Kosten liegen nach dpa-Informationen bei etwa 19,50 Euro je Dosis. Zuletzt betrug der Preis nach Angaben aus Bulgarien 15,50 Euro.

Für die laufende Impfkampagne hat die EU bereits zwei Rahmenverträge mit Biontech/Pfizer über 600 Millionen Impfdosen geschlossen, die seit Ende 2020 nach und nach ausgeliefert werden. Allein von Anfang April bis Ende Juni erwartet die EU 250 Millionen Dosen dieser Hersteller.